Dies furchtbare Sehnen ODER Unbegrenzt vereint zu sein (6): Romantisch collagieren. Notat.

Alle Zitate (es sind n u r Zitate) sind in dem Hörstück ausschließlich wie musikalische Motive und Themen zu behandeln und nicht etwa semantisch. Die „Aussage” tritt hinter dem Klang zurück: e r erzählt; jene deutet nur an und legt als möglich n a h e. Die Zitate verschmilzen mit der zitierten Musik. Dies ist besonders für die Herleitung des deutschen Nationalismus bis zum Hitlerfaschismus als einer romantischen Bewegung notwendig, da kein noch so deutlich hinführender Strang notwendig u n d hinreichend ist, wohl aber ein Gefühl, ein oszillierendes Bewußtsein der Zusammenhänge entstehen soll, das insofern auch die Kontinuitäten erfaßt, die in die Moderne leiten und sie nach wie vor mitbestimmen. Ein „Urteil” kann nur heißen: n i c h t entweder-oder; damit ist es aber keines, sondern vielmehr ein Verstehen, das mit Intuition verwandt ist.

Die Musik, welche nicht die in den Erscheinungen der Welt
enthaltenen Ideen darstellt, dagegen selbst eine, und zwar eine umfassende Idee
der Welt ist, schließt das Drama ganz von selbst in sich, da das Drama wiederum
selbst die einzige der Musik adäquate Idee der Welt ausdrückt. Das Drama
überragt ganz in der Weise die Schranken der Dichtkunst, wie die Musik die jeder
anderen, namentlich aber der bildenden Kunst, dadurch daß seine Wirkung einzig
im Erhabenen liegt. Wie das Drama die menschlichen Charactere nicht schildert,
sondern diese unmittelbar sich selbst darstellen läßt, so gibt uns eine Musik in ihren
Motiven den Character aller Erscheinungen der Welt nach ihrem innersten An-sich.
Die Bewegung, Gestaltung und Veränderung dieser Motive sind analogisch nicht
nur einzig dem Drama verwandt, sondern das die Idee darstellende Drama kann in
Wahrheit einzig nur durch jene so sich bewegenden, gestaltenden und sich
verändernden Motive der Musik vollkommen klar verstanden werden. Wir dürfen
somit nicht irren, wenn wir in der Musik die apriorische Befähigung des Menschen
zur Gestaltung des Dramas überhaupt erkennen
wollen. Wie wir die Welt der
Erscheinungen uns durch die Anwendung der Gesetze des Raumes und der Zeit
konstruieren, welche in unserem Gehirne apriorisch vorgebildet sind, so würde
diese wiederum bewußte Darstellung der Welt im Drama durch jene inneren
Gesetze der Musik vorgebildet sein, welche im Dramatiker ebenso unbewußt
sich geltend machten, wie jene ebenfalls unbewußt in Anwendung gebrachten
Gesetze der Kausalität für die Apperzeption der Welt der Erscheinungen.
Richard Wagner, Beethoven, 1870.

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