Frei, aber einsam. Die Junge Deutsche Philharmonie unter Roger Norrington.

Das klingt derart wirklich begeistert, daß Die Dschungel den Pressebrief sofort zitieren mochte und es tut:


„Eine Mischung aus Zauberer und Philosoph!“
Sir Roger Norrington und die Junge Deutsche Philharmonie.

„Da war sofort eine ganz bestimmte Atmosphäre, alle waren gebannt und auf ihn konzentriert. Er schafft es mit Kleinigkeiten, uns in unserer Konzentration so ganz nach vorne zu holen.“ Die Geigerin Florentine Lenz ist nicht die Einzige, die von der Arbeit mit Roger Norrington begeistert ist. Als Spezialist für die historische Aufführungspraxis hat er die Orchestergruppen nach der Vorstellung von Brahms angeordnet und lässt die Musiker ohne Vibrato spielen. „Es ist nicht eine Frage von etwas nicht spielen, es ist nicht ohne Vibrato, sondern mit reinem Ton“, sagt der Dirigent. Die Mitglieder der Jungen Deutschen Philharmonie können es nur bestätigen. Parallel zu den Proben befassen die Musiker sich in Projektkursen mit den Komponisten, deren Leben und Intentionen und erforschen die verschiedenen Dimensionen des „Frei, aber einsam-Seins “ – während die Atmosphäre zum Glück herzlich ist wie immer!
Jede Menge romantische Töne und spannende Bilder gibt es in dem neuen >>>> Video-Cast. Und >>>> hier finden Sie alle Programm-Details, die Aufführungsorte und Links zur Kartenbestellung.

12 thoughts on “Frei, aber einsam. Die Junge Deutsche Philharmonie unter Roger Norrington.

  1. sehr schön, die eindrücke zum weglassen des vibratos: kein vibrato, oh gott, gipsarm, hab ich gedacht. hammer, die aussage. it sounds like a motor car. mit vibrato überdeckt man, dass man selber die gefühle nicht hat.

    ‘frei, aber einsam’ ist nur nach wie vor ein zugeständnis an ein aufstiegsorientiertes künstlertum ohne teamgeist, in einer auftstiegsorientierten gesellschaft ohne gemeinschaft der gefühle. sein ding machen, ganz allein. aber am motor car schrauben macht doch auch zammen spaß, echtens, und wie einsam ist denn ein orchester, also bitte, etwas weniger verklärung für die junge philharmonie, sie genießt enorme freiheit in der gemeinschaft, seht nur die glücklichen jungen musikeriche und innen!

    1. @diadorim. “Frei, aber einsam” ist nicht der Titel, den ich der Veranstaltung gab, sondern er stammt von den Jungen Philharmonikern selbst. Dies zum einen. Zum anderen bezieht er sich auf das Programm, also auf die Komponisten, deren Arbeit eine andere als die der Interpreten ist. Wobei ich selbst nie und nimmer, und schon gar nicht zusammen, “am motor car” schrauben würde; allein der US-Anglizismus ist mir zuwider. Ich empfinde dieses Sprachverhalten als pure Anbiederei an einen “Sieger”, der überdies, seine eigenen Soldaten von ihm ausnehmend, permantent das Völkerrecht verletzt; man könnte sagen: sprachliche Identifikation mit dem Aggressor. Womit wir dann wieder in einer politischen Diskussion landeten. Und in der Psychopathologie modischen Verhaltens. Dies nur als Randbemerkung, in Replik auf den von Ihnen beiläufig mitgeführten Angriff.

    2. gemach gemach, ich zitierte nur herrn norrington mit ‘sounds like a motor car’ aus ihrem ersten link, und ging auf die ausführungen von ihm und des jungen orchesters zu dem titel der veranstaltung ein, ist mir doch klar, dass der nicht von ihnen ist, ich repliziere gar nicht auf sie, sondern auf den ersten link, den sie setzten. danke dafür, schöner link. nicht selbst geschaut?

    3. @diadorim. Doch doch. Aber Norrington ist Engländer, indes “am motor car schrauben” (eigentlich ja: zu schrauben) ein germanisierter Anglizismus ist, davon wir im Neu”deutsch” so permantente Beispiele finden, daß es mich nervt (hängt auch mit unserer Pop-Diskussion zusammen, ich weiß). Sie, diadorim, integrieren den Partikel ins Deutsche, als wäre er Deutsch. Geschähe so etwas mit anderen Sprachen ähnlich oft, störte es mich übrigens gar nicht. Aber es gibt da einen Überhang, etwas Verdrängendes, um das das Verdrängte geradezu auch noch zu betteln scheint.

      (Kann aber sein, daß ich mich jetzt vergaloppiert hab.)

    4. deutsch, sprache der ideen der kaukasus ist eines der sprachreichsten gebiete der erde. herr norrington kann auch von den kapverden kommen, sein motor car, oder sein sleeping car, hätte ihn auch da erreicht. verdrängung kann ich nur politisch verstehen, da haben sie mit vielem nicht unrecht. alles andere halte ich für eine ungute vermischung ungeklärter zustände.

      http://www.tagesspiegel.de/kultur/literatur/Literaturfoerderung;art138,3048157
      deutsch, sparen vor verstehen.
      woher stammt das schöne wort vibrato? der viktoriabarsch, welche sprache spricht der? an der seite ihrer geliebten, welche sprache spricht man dort?
      ah, das love-ding. ricardo hat dieses wunderbare gedicht für hybride geschrieben, mula. ein hoch auf die mischform. vor öffnen gut durchschütteln!

    5. hm… da streichen die und streichen die, da wird’s wohl bald lauter frisch gestrichene Künstler und Schriftsteller geben.

  2. “Daß”, diadorim, “dieser Zauber voll auf den Boden knallt”, hat wenig mit dem Zauber zu tun; schon gar nicht relativiert es ihn. Denn was ist durch Profanierung gewonnen, was verloren? >>>> “Dann hätten die beiden sich total gelangweilt und hätten nur noch ferngesehen und Chips gefressen.” Spricht das gegen den Liebeszauber oder nicht vielleicht doch gegen die Realität? Sicher, man kann sich darauf einrichten. Doch wie viele Lieder wären dann nicht gesungen, wie viele Geschichten nicht erzählt, und wie viel Tiefe würde a priori flach? Wie wenig Geschichte hätten wir, wie wenig Geheimnisse, die ganze Generationen bewegen und, seien Sie sicher, weiternbeewegen werden! Keine tausend und eine Nächte, kein – Sie leben doch das Englische – Ada or Ardor, keinen Shakespeare, auch das Spätwerk Aragons nicht und nicht einmal Karl May (Ntscho-tschi); keine La Bohème, keinen Hyperion… Auch keine Jugend, übrigens, keine Kindheit: strahlende Augen zur Weihnacht vor den glänzenden Weltkugeln, die im Baum locken. Keine Mütter, letztlich, keine Väter. Nein, dieser Zauber, e r nicht knallt auf den Boden, sondern w i r knallen. Weil wir so furchtsam sind. Er selber – währt: über uns, und immer wieder, weit hinaus. Arm dagegen sind die Bärchen und werden, lutscht man sie, so sehr schnell blaß.

    1. aber, dass wir furchtsam sind, entspringt ja einer art berechnung des aufpralls. und dass wir nicht mehr furchtsam seien, da hilft man sich ja dann mit drogen, meist. wenn man die nicht auch fürchtet. alles eine art furchtbilanz. ich hatte den aufprall nicht berechnet, der kam überraschend, so hatte ich gar keine zeit, mich zu fürchten, als ich schon am boden lag. ja, wir knallen, aua aua, aber eine art regulativ greift dann, wenn s gut läuft, und schickt einem professionelle ellenkneter, die einen in spätrömischer dekadenz entspannt der heilung entgegen bringen. das mühelose gerät natürlich mal wieder total unter verdacht. zu unrecht. die bärchen sind wirklich schnell gegessen, wenngleich mir der versöhnliche humor gefällt. wer hält schon permanente euphorie aus, das drückt auf die blase und irgendwann kriegt einer immer hunger, und wenn am profanen nur ein leiden wäre, dann müsste man ja viel leiden, darum ist es doch gar nicht so übel, wenn zwischen den orgasmen noch etwas gute küche eingebaut wurde, oder ein bild wie aus rauschenbergs dantefrottagen in raumfüllend. oder, wie luhmann jar nüsch dumm schreibt: Es kommt nicht darauf an, was, sondern nur darauf, daß man etwas unternimmt. und: Man liebt das Lieben und deshalb einen Menschen, den man lieben kann.
      heut lässt man sich natürlich nicht mehr so leicht lieben. weil dem geliebten lieben natürlich eine enorme exklusivität aufgebürdet wird, wenn man gemerkt hat, man kommt ja auch ganz gut ohne aus, sieht ja alles auch gleich nach sowichtigwarsdannwohlauch nicht aus und nicht nach der liebe, stimmt aber nicht. war schon wichtig, meist. aber es ist ja was dran, wer braucht schon noch von dem, was wirklich wichtig ist, wenn einem auch gadgets ganz gut über die runden helfen, gerät der zauber natürlich auch schnell unter reinen behauptungsverdacht, jetzt mal so gemessen an dem, wie viel von dem noch umgesetzt wird. ich behaupte mal, ich kann ihn noch deutlich spüren. aber ich bin ja auch ne alte kitschtante.

    2. ich brauche geheimnisse um mich ( oder andere ) zu schützen – vor wiederum anderen ( menschen ). aus daraus resultierenden geheimniskonfigurationen heraus erhalte ich einen teil meiner bewegungsmöglichkeiten aufrecht. jene geheimnisse selbst aber bewegen mich nicht, – was mich bewegt sind klare interessen…. zwecke, wenn sie so wollen.
      der umgang mit geheimnissen kann zu verschleierungsmodalitäten führen, insofern ich micht nicht einfach über etwas – ein jeweiliges geheimnis anbetreffendes – ausschweige.
      moralisch ( in meinem fall spirituell ) fragwürdig wird es für mich wenn ich, um
      ( meine ) geheimnisse gewahrt zu sehen, anfange zu lügen oder sachverhalte absichtlich falsch darstelle.
      demzufolge verstehe ich ihren ansatz von oben nicht – also als ob mich geheimnisse bewegten – vielleicht lässt “geheimnisvolles” fantasie lebendig bleiben aber genauso gut könnte ich ja meine fantasie dazu verwenden, geheimnisse lüften zu wollen, mir also qua fantasie aufklärungssmöglichkeiten für sich mir darstellende geheimnisse zu verschaffen, welche nicht unbedingt dem fabelwesen und märchenreich angehören, wobei wir dann – noch neben dem politisch verankerten ‘geheimnis’ bei dem unbekannten wären, dem unentdeckten und bei der macht.

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