Madonnen, sie zu besteigen, ohne zu können
noch sie zu fassen, wenn wir sie fassen.
Ich lobe das Messer!
Da war ich zwanzig: gelobte, Verlobte,
Idolatrie –
etwas muß sein an den Brüsten, das nicht Organ ist,
kein Zufluß durch Drüsen, ferne der hoflosen Knospe,
Formgewebe, das Männer, die Mann sind, so nährt.
Ikone, heilig vor Erde, die niemand schmeckt, bevor sie beschmutzt ist,
eingeknetet in Erde, die wir im Schweiß eines ständigen Wegsehns bestellen
und warten auf Frucht.
Plötzlich erscheint sie, Ersehnte, wie gar nicht erwartet.
Hoher Mittag ist es noch nachts, schon im Abend.
Ein Schilf ist das Rauschen des Lüfters, wie um den Bug eines Schiffs
Meer geht
– sirenig, und nirgends ein Wachs für die Ohrn; Illusion
pur aus Licht und aus Bits, ins Ganglion der Hände zu fühlen gelegt,
d a das Fleisch, hier die spitzen erhärteten Rosen,
zusammengefaltet, immer noch jung, junggefrorene Rosen
öffnen sich zu keinem Kelchblatt, sind Kelch aber doch;
er suppt in die Küche der Armen und auf den Luxus tropft er
jenes Versprechen der Kelche, das bittet: Spuck in die Milch!
und uns ins wimmelnde Tier zurücktunkt, als du, Béart, es trinkst.
(…)
es ist zwar ein Entwurf, aber ich täte aufpassen mit so Sachen wie Rose Kelch und Knospe, zumal wenn sie dann neben so Begriffen wie Formgewebe Ganglion oder Drüse stehen… das kann schnelle nach hinten los gehen, wenn die wissenschaftlich anatomischen Bezeichnungen nicht erkenntnisfördernd und die poetischen Bilder nicht eben erotisch oder die allerneuesten sind… also wenn das nicht durch einen gedanklich oder erotisch-geilen Faden irgendwie begründet ist, dann kommt auch die Heiligkeit nicht so richtig zur Brust.
@Herrmann Gast. Ich möchte darauf – vorerst – noch nicht entgegnen, sondern abwarten, welche Einwände außer dem Ihren noch genannt werden, und vor allem erst einmal weiterschreiben, wohin immer das Gedicht mich bringt. Nach und nach werde – ich hoffe: täglich – weitere Auszüge einstellen, dann in die Diskussion gehen und danach das überarbeitete Gedicht g a n z einstellen – sofern ich’s fertigkriege. Es kann ja ebenso sein, daß ich zu stocken beginne und >>>> wie dort nicht mehr weiterkomme.
Kurz aber zur Form. (Arbeitsnotat, Die Brüste der Béart.) Daß ich Terzette wähle, liegt an ihrer Übersichtlichkeit. Das ist, obwohl sie einen Rhythmus vorgeben, nicht endgültig. Es ist durchaus möglich, daß ich, wenn der Entwurf fertig vorliegt, die Verse anders miteinander verbinde, auch die Wortwahl wird wahrscheinlich modifiziert werden; vielleicht verschränke ich Sinngruppen später mit Reimwörtern, vielleicht e r g e b e n sich solche Gruppen dann auch erst. Ebenso, was jetzt noch fast nur aus dem mehr oder minder spontan zuhandenen Wortschatz entsteht, werde ich Alliterationen verstärken, deshalb einzelne Wörter austauschen usw. Bei Anspielungen (hier vor allem Joh. 14,2-6) muß ich mir ohnedies über den Bezugstext noch klarwerden, also w e l c h e (n) ich verwenden werde, und auch darüber, in welchem Grad-überhaupt der katholische Mystizismus deutlich werden muß, in dessen Ikonographie Symbole wie Kelch, Kelchblatt, Rose ganz besonders gehören, bzw. wo ich ihn besser, modernitätshalber, “verstecke”. Die Frage ist heikel, da das Wissen um religiöse, selbst nur um christliche Zusammenhänge nicht mehr ohne weiteres vorausgesetzt werden kann. Doch erst einmal gebe ich meinen unmittelbaren Assoziationen den Raum.
herr herbst, gut an dem Ansatz finde ich, dass er nicht hermetisch ist, er ist anschlussfähig , wenigstens für die Gothic-Szene, die ja den symbolischen Mystizismus pflegt. Sie müssen nur mal auf google “gothic und rose” eingeben und dann auf Bilder klicken. (Alistair Crowleys Tarotkarten (“Kelche”)) könnten sie vielleicht auch inspirieren.)
Vielleicht müsste das Gedicht aber noch einen Kick bekommen, dass es der Gefahr entgeht, konventionell volksmagisch zu sein. Rose und Weiblichkeit, Blüte und Stempel, Kitzler und Schmetterling…Blume und Tod, Teufel und Kreut, die schwarze Rose, die gefrorene Rose, das Eis auf den Zitzen ( Ero-Werbung für einene Sekt etc…) das
wären die Gefahrenpunkte.
http://www.pimpingyourspace.com/Images/Gothic_Images/images/gothic-images-f.gif
@Hermann Gast. Die Gefahren sehe ich ebenso wie Sie, und Danke für den Gothic Link (eine mir übrigens recht fremde Szene). Nur, ich denke, es kann nicht darum gehen, Gefahren zu meiden, sondern sie anzusehen und dann, man erlaube mir das >>>> BDSM-Wort, zu “meistern”. Es wäre ja kein Risiko, bestünde nicht die Möglichkeit, daß man scheitert.
ich stell mir halt so ein bdsm sexkasperle am strand in einer schönen umgebung vor.
das möge idealistisch sein.
also da rauscht das meer, ein feuerchen flackert von gemütlich bis amorph in der mitte einer gemischten community ( male / female ) und dann trägt einer was von virtualität vor und packt lederriemen oder handschellen aus und will eine der chicks fesseln und dominant und ohne undefierbaren körperkontrakte bis auf ein rein / raus -geschehen bumsen.
so stell ich mir das die ganze zeit in den dschungeln vor.
najaleute, vielleicht ist der diskurs autoritär aber dass der dialog opferfrei wäre
scheint mir nicht per se ausgemacht zu sein.
und dafür schreiben leute noch gedichte, dass sie nichts anderes haben als ihre sexuelle dominanz.
soweit zur philosophie und ihrer erhabenheit.
@Schmusepuppe. Möchten Sie schmusen? Ich meine, so als Gästin mit dem Gastgeber?
Nun ja, es käme drauf an. Wir könnten mit ein wenig Mädchengekuschel beginnen. Sie müßten sich, was ich “sonst noch habe”, auch gar nicht anschaun. So daß Sie gar nichts verwirrte.
die königin der blumen (wilhelm ludwig döring)
>>>> bildquelle und inhalt
Was auf der Zunge zergeht. Guten Morgen, Herr Herbst!
Nur als Leserin, mitnichten als Kritikerin, schreibe ich.
Ich gebs zu, ich habs, weil ich es musste, mehrmals gelesen. Und wurde belohnt.
Ich lese einen Willen, Alles zu fassen, das Erotische, das Spirituelle, sehr nah beieinander.
Die Frage am Anfang, Etwas muss sein, das NICHT Organ ist, öffnet den Raum und lässt hoffen auf die Suche nach Größerem, aber da kommt sie ja schon selbst und zeigt sich ganz speziell. Stimmt. Wie gar nicht erwartet.
Fern der HOFLOSEN Knospe. Ist das so? Junggefrorene Rosen, die zugleich Kelch sind. Manche Bilder sind wirklich einmalig, sie zerschmelzen beim Lesen und bleiben für immer im Gedächtnis. Nun sinds ja speziell die Brüste Ihrer Figur, das verstehe ich schon, die wollen Sie schön haben. Und das gelingt auch, sie zergehen förmlich auf der Zunge. Ists aber nicht Verklärung? Die vollen, schweren, hängenden Brüste mit großem Hof, so sehen Brüste AUCH aus, wenn sie Milch geben. Obwohl ich mir hundertprozentig sicher bin, dass Sie mehr Brüste gesehen haben als ich :-)) , und DIESE Brüste mit hineinzunehmen, die weißen, blaugeäderten, mit dunkelrotem schwerem Hof, dafür Poesie zu finden (John Updike hat das in “Ehepaare” wirklich geschafft, scheinbar ganz nebenbei), wäre das nicht der Eingangsfrage gegenüber offener, die Sie ja selbst stellen?
Wollen Sie die Frage nach dem ETWAS beantworten, ist sie überhaupt so zentral, wie sie sich für mich liest, oder geht es Ihnen um eine spezielle Ästhetik bei den Brüsten der Béart?
fragt neugierig , grüßt herzlich
und freut sich auf mehr –
Terpsichore
@Terspichore. Ganz spontan und völlig ungesichert geantwortet: die schweren blaugeäderten, nährenden Brüste haben diese Lockung nicht (mehr/noch nicht wieder); sie haben sich erfüllt, solange sie nähren. Spannenderweise ist das anders, wenn sie während der Schwangerschaft schwellen, sehr, und auch da ja schon Milch geben können: da ist die Lockung, ist die Verführungsmacht noch da.
Ich muß darüber nachdenken; es kann auch sein, daß sich unbewußt das Inzestverbot zwischen den Eros und den Mann schaltet, wenn der Säugling dann da ist. Mir ist die Situation wiederum so vertraut, daß ich mich frage, weshalb ich darüber nachdenken muß und nicht schon eine Antwort weiß oder jedenfalls eine Haltung für eine Antwort habe. – Das Gedicht wird lang werden; es kann sein, daß ich nun diesen nährenden Brüsten einen Abschnitt widme. Am Ende von >>>> “Vinyan”, die wirklich letzte Einstellung, “denkt” nämlich die nährende und die lockende Brust zusammen, sie gibt ein Bild davon, deswegen wirkt die Szene, zumal mit Kindern, auf hocherotische Weise blasphemisch. Wobei die Szene selbst ihre Kraft aus der Projektion bezieht, nicht etwa daraus, daß die Béart da tatsächlich Amme wäre.