III, 167 – Frau Phönix wich betroffen einen Schritt zurück

Es hat manchmal etwas Peinliches sich wiederzulesen. Abermals entdeckte ich einen Zettel in einem Buch, im ‘Traum der roten Kammer’ (aus dem Chinesischen von Franz Kuhn), er sollte die heute ausgelesenen Dichterreisen zum Mond ersetzen, die aber als Anthologie ziemlich schwächlich waren (ein von einem gewissen Herrn Swoboda herausgegebenes Fischer-Taschenbuch). Nach dem Zettel zu urteilen, hatte ich das Buch vor achtzehn Jahren angefangen zu lesen. Bis Seite 150 war ich gekommen. Das Lesezeichen von damals. Muß wohl ein Jahr vor unserem Umzug aufs Land gewesen sein. Schildere mich dort als 44jähriger (wörtlich wiedergeben mag ich’s nun wirklich nicht). Beschreibe, wie ich seit einem Monat in einem deutschen Chat gelandet und auch mal eine Nacht durch darin geblieben bin, ‘als ob ich eine mir selbst auferlegte Rolle rezitieren ginge’. Die Empfindung des Nebeneinanderherlebens in der Wohnung. Internet hatte ich erst seit kurzem. Ausschlaggebend für diese Chat-Aktivität war wohl, daß ich nach knapp drei Lustren eines durchaus italienisch geprägten Daseins auf Deutsch kommunizieren und somit auch in diesem Dasein nicht verstanden werden bzw. für mich sein konnte. Hier spricht heute die Bild-Zeitung. Vergessen Sie das nicht: Frau Phönix wich betroffen einen Schritt zurück. (Traum der roten Kammer). Ich weiß. Dennoch kam es zu Telefonaten. Heimlichen. Jahre später noch einmal. Heim-lich erfolgte ‘Wolken- und Regenverkehr’. Es blieben Wind- und Mondesschulden heimzuzahlen, wußte aber nicht, was damit gemeint war. Er müsse, sagte er sich, unbedingt durch eigne Erfahrung dahinterkommen. Mit diesem Vorsatz hatte er unbewußt die schlimmsten Dämonen der Sinnesverwirrung eingeladen, in seinen Leib zu fahren und sich zwischen Herz und Zwerchfell einzunisten. Kurz, ich erfuhr mir mit meinem alten Fiat Uno damals den Austrieb der Chatterei, indem ich ihnen, mit denen ich damals chattete, von Angesicht zu Angesicht begegnete. Das war allemal ausreichend. Bewegte Zeiten im Unsein, die dem zweiten s Valet gegeben, wo ich zunächst noch naiv an Urlaub dachte.
Es ist wohl besser, dies alles nicht weiter hier und schriftlich auszuspinnen. Es weiterhin für mich zu empfinden, werde ich wohl nicht vermeiden können und greif’ lieber zum Egger. Vielleicht hilft’s. Falls morgen der Strom ausfällt, liegt’s am Arbeitsgewitter.

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