Tagesjournal. Donnerstag, der 9. Juli 2009.

8.08 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Nach dem Morgenlauf um Viertel nach fünf und dem bißchen Krafttraining drauf derart müde gewesen, daß ich tatsächlich von sieben bis halb acht noch mal geschlafen habe. Außerdem, vorgestern, hat mir Αναδυομένη ja neue Laufschuhe geschenkt, weil sie der unabweisbaren Ansicht war, ich könne unmöglich weiterhin in meinen über zwanzig Jahre alten Ascis joggen… nun ja, gleich gestern nach dem ersten Lauf ging’s dann los mit der linken Achillessehne; ich habe eine starke Tendenz, auf den Ballen zu laufen, die neuen Schuhe zwingen den Fuß aber irgendwie, den Hacken aufzusetzen, was meiner nicht mag… jetzt humple ich. Bin aber dennoch gelaufen, der Wille bringt’s durch, allerdings langsam – und es ging. Riesiger Regenguß vorher, wild fast, aber wie ich die Tür öffne, um gegen ihn anzutreten, hört er auf, und es wird ganz milde. Klare, durchsichtige Luft, wie frisches Wasser.
Gestern gab es noch ein ziemliches Chaos mit meiner quasi-Familie: der Zwillingskinderwagen wurde vom Hof geklaut, ziemlich verzweifelt rief Lakshmi hier an, ich fuhr dann etwas herum, während sie bei der Polizei die Anzeige erstattete. Und Sorgen wegen meines Buben, der die letzte Mathe-Arbeit verbockt hat; keine Ahnung weshalb, wir haben genügend geübt, aber drei von fünf Aufgaben hat er gar nicht erst gemacht. Also fuhrest Du die erste 4 Deines Lebens ein, was nun heißt, daß wir während der Ferien täglich üben müssen. (Die Sache ist auch ein bißchen absurd, weil ich selbst ja am Tagesgymnasium und eigentlich auch vorher n u r Vieren hatte, irgendwie aber dennoch die Prüfung zum Gymnasium mit viel Glanz bestand, aber in der täglichen Routine dann sofort wieder absackte.)

Upps, es klingelt. Αναδυομένη kommt mit Brötchen. Um elf muß ich in Charlottenburg zum Cello-Unterricht sein. (Falls Sie das Arbeitsjournal von gestern suchen sollten: `s gibt keins.)

19.08 Uhr:
Gelesen, Post gemacht, am Cello gewesen, sowohl allein als auch mit meinem Buben, mit dem ich vor allem viel Mathe gemacht habe (habe ihn die drei Aufgaben, die er in der Klassenarbeit einfach zu lösen vergaß, unter Klassenarbeitsbedingungen nachlösen lassen usw.); dann warn Einkäufe zu erledigen, es war ein Päckchen auf die Post zu bringen – so verging der Tag. Jetzt köcheln Tintenfischchen vor sich hin, in Wein, ein Tomatensugo und Tintenfischtinte werden hinzugegeben werden, sowie die Achtfüßler mürbe sind wie ein sehr fester Teig; dann, wenn sich alles verbunden hat miteinander, stell ich das Gericht für morgen früh kalt; Αναδυομένη freut sich darauf. Für mich selbst kommt dann, also heute abend noch, ein kleiner Wolfsbarsch in die Pfanne, dazu Baguette und Wein auf den Tisch; hinterher süßer Quark mit frischen roten Johannibeeren. Nach dem Mahl wird weitergelesen, aus der Wohnung geh ich heute nicht mehr.

Sehr schönes, wie immer ruhiges, einverständiges Gespräch gestern abend mit >>>> diadorim, die mir zu meiner hellen Freude ein Pfund Espresso aus Brasilien mitgebracht hat, in Bohnen freilich, für die ich erstmal sehen muß, wo ich sie zu Mehl zermahlen lassen kann; außerdem einen Cachaça… – Moment, ich nehm mal eben ein Glaserl; ich kenne das Getränk noch nicht. (Gleich mal nachsehen, woraus er gewonnen wird… oder heißt es „sie“? Wegen „Cachaça“? Oh, s o schmeckt die flüssige Dame… eine Art Trester offenbar.
Seit ich wieder laufe, ein Irrsinnsdurst auf Milch, dem ich auch nachkomme. Zum Mittagsschlaf Anruf des Leiters des >>>> Septime Verlages Wien, um mich daran zu erinnern, daß wir am Sonnabend vormittag um 11 >>>> hieraus eine gemeinsame Veranstaltung haben; ich soll die Lena Ponce lesen und vielleicht auch Cortázar. Was ich sehr sehr gerne täte. Eine Ankündigung der Lesung stell ich gleich noch für Sie in Die Dschungel.
Nach diadorim noch >>>> in der Bar intensiv mit dem Profi gesprochen, „beraten“ könnte man fast sagen – oder auch so: er drang in mich, meiner quasi-Familie wegen. Jetzt soll ich nachdenken. Und geh erst noch mal ans Cello.

2 thoughts on “Tagesjournal. Donnerstag, der 9. Juli 2009.

  1. meine liebste variante des caipis ist, ca 4cl cachaca, litschi, oder aber mit marakujas, nur müssen die reif sein, caipi mit feige ist auch sehr zu empfehlen, brauner zucker nach belieben und gestoßenes eis.
    der machado de assis, tagebuch des abschieds, übersetzt und herausgegeben von berthold zilly bei der friedenauer presse, hätte sie sicher auch interessiert. es war eine sehr aufschlussreiche, moderierte lesung des übersetzers heute in der brasilianischen botschaft.
    até mais.

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