16.47 Uhr:Seit kurz nach fünf Uhr morgens an der Montage. Die verwendeten Musiken bisher:
Michael Mantler, Cerco un paese innocento (auf Ungaretti)
Michael Mantler, No answer (auf Beckett)
Felix Mendelssohn-Bartholdy, O Haupt voll Blut und Wunden
Arnold Schönberg, Das Buch der Hängenden Gärten (auf George)
Dazu die aus den O-Tönen und Studio-Aufnamen herauskopierten Gesprächs- und Gedichtmomente leitmotivisch eingebaut, durch die Montage gestreut; auch schon sehr viele Schnitte nahezu „sauber“ in das Klangbild hineingefeilt, was immer viel Zeit braucht – vor allem, weil der Bildschirm meines Laptops nun sehr viel kleiner ist, als es die zumal oft zu mehreren nebeneinandermontierten und im Programm ineinander übergehenden Bildschirme der Rundfunkanstalten bzw. Profistudios sind. Es läßt sich dennoch gut arbeiten, vor allem mit den Stax-Hörern; ich höre auch mehr, als daß ich nach den grafischen Wellenformen der Clips arbeite. Enorm aggressiv ist der mit aufgenommene Verkehrslärm, sogar im Tiergarten; ich arbeite diese Aggressivität der akustischen Umwelt, die wir, wenn wir spazierengehen und uns dabei unterhalten, ja kaum mehr wahrnehmen, scharf in dem Hörstück heraus: das ist wie ein Kommentar zu dem, wa Filips „das Abwesende“ nennt, auch „das Verlorene“ in den Pasolini-Gedichten. Dadurch wirken die Aussagen nachdrücklicher, als kommentierte man sie >>>> oder erklärte . Überhaupt verzichte ich ja auf jeglichen Kommentar, wenn man davon absieht, daß ich Filips’ Lebenslauf einlese. Das Hörstück soll sich selbst, in seiner Form, kommentieren.
Mittags >>>> kam dann Prunier. Jetzt warte ich auf meinen Jungen, dessen Hausschlüssel abgebrochen ist, so daß ich jetzt nicht weiterarbeiten, das heißt eben: hören kann – weil ich sonst die Klingel nicht höre.
Ich habe von den 60 Sendeminuten nunmehr 44 Minuten und 20 Sekunden fertig montiert (ohne letzten Feinschliff).
17.49 Uhr:
Wichtig, übrigens. Es bestätigt sich die Erfahrung, daß der Höreindruck über gute Kopfhörer ein völlig anderer als der über meine ja nun ebenfalls und sogar extrem guten Lautsprecherboxen ist. Davon ausgehend – weil halt die wenigsten Hörer, nehme ich an, Sendungen mit Kopfhörern lauschen -, werde ich die Endjustierung n i c h t über die Kopfhörer, sondern über die Boxen vornehmen – wobei man strenggenommen sogar schlechte Boxen anschließen müßte, um einen Eindruck der tatsächlichen Hörverhältnisse in den Wohnzimmern oder gar Küchen zu erhalten und darauf abzumischen. Andererseits wären dann besondere Feinheiten einer Komposition gar nicht möglich; ich hatte darüber schon mal eine Diskussion im Deutschlandfunk anläßlich meines Bombay-Hörstücks, als ich Peter Lieck phasenverkehrt aufnehmen wollte (der Effekt ist, daß die Stimme dann nicht ortbar von irgendwo aus dem Raum kommt; ist aber keine Stereoanlage am Empfänger dran, dann hört man schlicht gar nichts).
Also: Feinmischung erst per Kopfhörer und dann noch einmal per Lautsprecher. Merken, Herbst.
>>>> Fünfter Produktionstag (Filips 6)
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