129 paßt gut: die damalige Hausnummer im Dorf, und… Bahnhofstraße. Da kam die Blechtrommel mal an. Per Post (Buchclub Bertelsmann: irgendwann hatte ich sie überzeugt, daß ich Beukerkrom brauche. Ich überspringe jetzt lieber die chemische Kettenreaktion, die das gerade auslöst, nicht weil sie peinlich sein würde und sogar ‘Dracula’ darin vorkommt, sondern weil sie einfach zu lang werden würde, wenn ich auch noch erzählen wollte, daß ich die Bestellnummer für ‘Dracula’ falsch aufgeschrieben und stattdessen ‘Angélique’ bekam)). Und hier, zumindest in der Bahnhofstraße, las ich sie heute, 45 Jahre später, zu Ende. Tout se tient, sagte gern die Brooks-äugige aus Fiumicino. Aber zur Trommel mag ich jetzt weiter nichts sagen. Heißt, ich bin wieder im Dorf und muß gleich mal dem Bauern gratulieren, der es bis kurz vorm Regenguß am Nachmittag geschafft hatte, sein Getreidefeld abzumähen, wie ich mich selbst überzeugen konnte, als ich den eifersuchtsvorbeugenden Schwesterngang antrat, heißt von der einen zur anderen, damit keine sich vernachlässigt fühlt, was zuweilen ein Jonglieren und manchmal auch Notlügen erfordert. Sind ja nur 200 m. Auf die Berliner Schrittzahl komm’ ich hier sowieso nicht. Gestern um diese Zeit (17.48) saß ich wieder beim Freund (auf dem Weg zu ihm mochte ich wegen dem Mocha vorm Einstein auf ein ‘alle guten Dinge sind drei’ nicht verzichten): Wie üblich wurde ‘geraucht’. Und er verlor sich wieder, verbalisierte abermals sein aus Lektüren bestehendes Kopftheater (immer sachkundig, immer begründet, nichts nur aus dem bloßen Gefühl heraus). Mund und Ohr, das gelegentlich den Mund dahin zurückführen muß, wo eine Weiche gestellt worden aber dem Mund entgangen war. A chacun son fonction. Mußte dann aber doch zur nächsten Verabredung. Nicht mehr, wie vorher wegen des heiteren Wetters abgemacht, mit Treffpunkt an der ‘feuerroten Currywurstbude’ am S-Bahnhof Bellevue (die ich tatsächlich liebend gern kennengelernt hätte), sondern bewölkungshalber am U-Bahnhof Turmstraße. Obwohl ich ja selbst mal die Umgebung der Turmstraße intus hatte, erkannte ich dennoch buchstäblich nichts wieder. Hilferuf per Handy. ‘Wir kommen Ihnen entgegen’. Also ließ ich meinen Füßen mobile Wurzeln wachsen (ganz stillstehen mochten sie doch nicht) an der Straße. Ab und zu hielten Autos. Dachte tatsächlich an Auto, bis ich mich umdrehte, und – na klar, hätt’ ich mir gleich denken können – zwei, die ihr Fahrrad schoben. Das Erkennen erfolgte in dem Bruchteil der Sekunde, die der Hintermann an einer römischen Ampel braucht, um beim Umspringen auf Grün die Hupe zu betätigen. Und so bleibt mir auch der letzte Abend als angenehmes Gegengewicht zur A-priori-Skepsis, die mir allerdings eigen und durchaus leicht umzustoßen ist. Unintelligente Rückfahrt indes. U2 gesperrt (ab Senefelder? die Durchsagen waren nicht unbedingt verständlich: “wegen Polizeieinsatz”), ab Stadtmitte ging’s nicht weiter, also rauf zum S-Bahnhof Wedding: hätte gleich bis Westhafen fahren sollen. Sich Umstände machen ist einfacher als es sich einfach machen. Genauso funktioniert sprechen: es gibt ein direktes Geradeaussprechen, und es gibt ein Sprechen, das auf Polizeieinsätze zusteuert und nur auf abenteuerlichen Umwegen ans Ziel gelangt, sofern sich behaupten läßt, daß Sprechen als solches ein Ziel verlangt. Was zu bezweifeln ist. Kann auch sein, ich bin das alles nicht mehr gewohnt gewesen und gerade deshalb ein wenglein überrascht.