Fabrication Artisanal. Die wohlschmeckendsten Baguettes im Quartier. Ma très chere boulangerie dans la revue de travail du jeudi 4 Août, 2016e.





[Rive gauche, 14.35 Uhr
Stemhammar, Erstes Klavierkonzert]
Es sind hinterm Tresen nur Frauen zu sehen, meist zwei und eine so stolz wie die andere. Schon letztes Jahr dachte ich: ein matriarchales Geschäft. Ab dem zweiten Besuch wird man als Kunde erkannt und wie in Neapel auch beim NurVorübergehen gegrüßt.
Handwerkern (Handwerkerinnen), die mich einmal überzeugt haben, bleibe ich treu, bin auch gegenüber anderen, egal wie herzlichen Empfehlungen stur. Da Baguettes sich nicht durch lange Haltbarkeit auszeichnen, geht man zweimal täglich hin. Was diese Bäckerei überdies charakterisiert, ist, daß alle Brote in der Form von Baguettes gebacken werden, auch dunkle, auch Vollkornbrot, auch „biologische“. Es gibt wenigstens zwanzig verschiedene Sorten, deren Stangen sich nur durch verschieden geformte Zipfel auszeichnen. Das von mit seit je präferierte Baguette de tradition, für dessen Herstellung – wie in Deutschland das Bier – durch ein staatliches Reinheitsdrekret festgelegt ist, hat an den Enden je zwei kleine Brüste, und die Laibe sind nicht, quasi-industriell, normiert eingeschnitten. Schneidet man die Stangen an, was sich selbstverständlch nicht gehört, sondern Baguettes werden gebrochen, ist eine für die schmalen Durchmesser verhältnismäßig große Porung zu erkennen. Die Baguettes duften genauso wie sie schmecken, demzufolge ist‘s fast ein Sakrileg, sie zu belegen; ihr Geschmackshof ist am größten mit gesalzener Butter. Wurst, Käse, Pâté werden entweder direkt vom Messer gegessen oder an die Ränder der abgerissenen Streifen gestrichen und erst so zum Munde geführt.

Es nieselte unentwegt durchs Marais, nieselte auf die Rivoli. Jedes zweite Geschäft hat, jetzt im August, geschlossen. In einem Straßenlokal kosteten zwei Cafés crèmes achtvierzig, und fast hätte ich im P‘tit Bonheur, für den Auftragsroman, um sechsundzwanzig Euro ein in einfaches Leinen gebundenes Manuskriptbuch aus den Zwanzigerjahren des vergangnen Jahrhunderts erstanden, schreckte dann aber doch zurück. Wichtiger ist‘s, mir eine Flasche Calvà, also Calvados, zu besorgen – der mir zum coucher de soleil passender zu sein scheint als mein Sundowner‘s Malt in Berlin.

Begonnen, die Personenliste anzulegen.
Soeben kam der Vertrag.
Und zum ersten Mal kündigt sich neu die Sonne an. Ich spür in meiner Haut, wie sie vorm Fenster das Gußeisengitter wärmt. Wir sehen auf Schlote aus grauem Blech hinunter, deren jeder ein kleines blech’nes Runddach trägt.

>>>> Marianne Büttiker ist >>>> in der Cité des arts. Wir trafen uns gestern im L‘Epsilon (Jussieu) zum Kir. Doch nun wird wieder gearbeitet:



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