Arbeitsjournal. Mittwoch, der 26. November 2008.

5.51 Uhr:
[Am Terrarium.]
Spät aufgestanden, erst um kurz vor halb sechs, weil es gestern spät wurde: Ich saß sehr lange noch mit dem Profi zusammen, um ihm von dem Ausgang des Prozesses zu erzählen.

7.58 Uhr:
[Arbeitswohnung. Pfefferminztee. Mahler, Dritte Sinfonie (Barbirolli).]
Lange nicht mehr gehört, plötzlich war mir danach. Es ist einiges an zu Lektorierendem im >>>> Virtuellen Seminar aufgelaufen; daran will ich mich heute vormittag setzen. Dazu ans Cello. Und im Hintergrund immer die Strahlung der BAMBERGER ELEGIEN. Nichtgeöffnete Post ist wieder zu öffnen, und immer wieder geht mein Blick durch die unterdessen so vollgestopfte Arbeitswohnung, daß man eigentlich gar nicht mehr saubermachen kann; zunehmend stört mich das. Man müßte sich ein System wie auf Segelbooten überlegen: in möglichst wenig Raum möglichst viel unterzubekommen, zu – ja: – verstauen. Ein wirkliches Problem ist der schmale Flur, durch den man, wegen der Seitenregale, bereits kein Möbelstück mehr transportieren kann, gut, Stühle gehen noch, aber sonst? Und die Küche, die eigentlich vergleichsweise geräumig wäre, nun aber als Mischung aus Abstellkammer und Schuppen dient, Masse Zeug da abgestellt, daß ich schwerlich noch verwenden würde, z.B. Koffer: was soll i c h mit Koffern, dem der Rucksack seit Jugendzeit Begleiter auf den Reisen geblieben ist? Einen Kleiderschrank gibt’s auch nicht, die Anzüge usw. hängen neben dem Herd; wenn ich morgens meinen Schinken mit Spiegelei brate, ziehen die Düfte hübsch in diese Klamotten hinein. Und und und. Dann: alledie Bücher, die ich ganz sicher nicht mehr lesen werde, auch technisches Equipment, längst überaltet und ganz sicher nicht mehr mit meinem Computersystem kompatibel. Dazu Bilder, die ich nicht wegwerfen mag, für die ich keinen Platz habe, um sie auch nur irgendwie zu hängen; irgendwelche Gläser, die ich vorratshalber aufgehoben, aber noch nie verwendet habe… seit fünfzehn Jahren nicht. Ach, was mir n o c h alles einfällt. Bretter z.B., Langbretter, Regalbretter, Bretter, die mal Türen waren und von denen ich denke, daß man sie irgendwann dringend braucht, dann nicht hat und teuer im Holzhandel kaufen muß. – Imgrunde müßte ich mal eine Woche Arbeitspause einlegen, um das hier alles auf Vordermann zu bekommen. Und selbst, hm, selbst w e n n ich mal wieder heizen wollen sollte (ich war kurz davor letzte Woche, weil ich echt fror), käme ich für Kohle, Ascheeimer usw. gar nicht mehr an den Kachelofen unbehelligt heran. Dazu Papierstöße – Ausdrucke, alte Handmanuskripte, Skizzen, Notizbücher, ja sogar noch die Unterlagen aus Abendgymnasiums- und Unizeiten – und Leitzordner und gesammelte Zeitungen, Scientific American vor allem (es hat sich gezeigt, daß ich die Ausgaben tatsächlich immer wieder brauche)… eine Welle, eine W o g e von Zeugs, das da gegen meine notwehrhafte Ignoranz klatscht.

23 thoughts on “Arbeitsjournal. Mittwoch, der 26. November 2008.

  1. Nein, Herr Herbst, Sie machen mich zum Komplizen ihres unzeitgemäßen Daseins?
    Laufen tatsächlich die drei großen reaktionären Wasseradern in Ihrer “Arbeitswohnung” zusammen: der persische Humanismus, der brandenburgische Klassizismus und die süddeutsche Romantik (Heidelberg und so, Sie wissen schon.). Aber, um Gottes Willen, lieber Mann, warum braten Sie am frühen Morgen “Ihren Schinken”?

    1. @Gloria. Wenn Sie “meinen Schinken” so und auch gerne meine Arbeitswohnung nur in Häkchen verstehen wollen, will ich Ihnen die Freude daran ganz sicher nicht nehmen, solange Ihr Spott im Bereich des Spottes bleibt. Wird er Häme, kommt er in den Anti-Herbst. Hier und so macht er zusammen mit der Ängstlichkeit Ihres permanent anonymen Auftretens einen Spaß, der ganz von selber das Licht auf Ihre vermeintlichen oder tatsächlichen, immer aber doch Intentionen eines Heckenschützen wirft.

    2. Nett, aber Sie meinen mich nicht, Herbst, sondern die schneckige Gloria oberhalb. Ich zumindest bin nicht an Ihrem Schinken, sondern nur an Ihren Positionen von Zeit zu Zeit interessiert.

    3. Frivoles Plagiat, gleichwohl ohne Stil und Anstand. Allein schon an der Anrede erkennbar. Herbst. Herbst. Für mich – bei aller Kontroversität – immer noch: Herr Herbst. Also, Herr Herbst, das zunächst zur Klarstellung. Abschließend zu “ihrem” Schinken, wobei ich selbstredend nicht von Ihrem ausgehe, und mich allein die Frage umtreibt, ob er vom Schwein … ? Herr Herbst, Herr Herbst.

    4. Frage nach dem Schwein Wenn Sie keine andere Frage umtreibt, sondern es wirklich diese “allein” ist, dann haben Sie ein fraglos unverzweigtes Leben in unserem Schlachthof.

    5. Der e r s t e n anonymen Gloria. Was wäre für Sie denn ein zeitgemäßes Dasein? Und was, im Sprachnetz des davorstehenden Wortes “Komplize”, die bei mir zusammenlaufenden “Wasser”adern anbelangt, so sind es sicherlich einige mehr; Kropotkin und Landauer gehören dazu, Ernst Bloch, Negt & Kluge, Marx und sehr viel Adorno, einiger Marcuse – weshalb Sie das so auf ein vermeintlich Reaktionäres einengen wollen, wäre zu befragen. Ich werde mich dazu gleich noch anderswo äußern.

      Wenn Sie in Ihrer URL-Nennung, an den Nick gebunden, auf >>>> den Schneck verlinken, verwundert das mindestens insofern, als Sie hier als dieser nicht auch auftreten. Man muß es demzufolge für eine Tarnung halten, von der der Schneck vermutlich nichts weiß.

    6. soeben werde ich per freundlicher mail darauf hingewiesen, dass “gloria” hier auch >schneck08…< als herkunft verlinkt. lieber herr herbst, auch wenn ich viel von ‘medien als message’ halte, hiermit habe ich nichts zu tun! und, liebe(r) “gloria”, diese ganze anonyme witzelei selbsternannter meist arbeits- und v.a. ideenloser ‘neodadaisten’ (nicht nur hier) geht mir langsam heftig auf den geist. noch besser: auf den sack! und nochmals, lieber herr herbst: mein klarname ist Sebastian Rogler, ich lese bisher nicht viel bei ihnen, schätze aber die künstlerische ernsthaftigkeit ihres projektes sehr! mit guten grüßen, ihr schneck08

    7. Lieber Herr Rogler, danke für Nachricht und Richtigstellung. Ich selbst habe aber nicht einen Moment lang geglaubt, daß tatsächlich >>>> S i e der Urheber des Kommentares seien; die Vorgänge sind einfach zu offensichtlich, zumal wenn man sich noch >>>> das da zu Gemüte führt. Ursprünglich war ich aber auf einer völlig anderen Verdachtsspur, die mit der Aufregung >>>> hierum zusammenhängt; da hätte dann der Link auf Sie gut gepaßt; allerdings hätte ich da dann mehr auf G-emiks getippt.
      Jedenfalls finde ich es aufregend und sehr sehr klar von Ihnen, daß Sie mit Ihrem tatsächlichen Namen schreiben. Auch dafür: Danke.

    8. black bird singing Herr Herbst, Herr Herbst, so halten Sie ein. Sehen Sie nicht, wie Sie hier scheitern: mit Ihrer Theorie des Bloggens und Lockens. Sie sind Opfer der Unübersichtlichkeit Ihres Dschungels geworden. Herr Herbst, wer kann allen Ernstes den Unsinn “reaktionärer Wasseradern” zum Gegenstand hochphilosophischer Überlegungen machen. Oder ist das Quasi-Aufgeblasene, das textentleerte Schwadronieren, das sich hier fast musterhaft zeigt?

    9. red bird singing Hören Sie auf Ihr Personal. Allerdings auf das Richtige. Hat man Ihnen nicht den Dávila nahegelegt? Aber nein, Sie müssen dem Reichenbach aufsitzen, prügeln aufs Hacksche Personal ein. Mit dummen und dreisten und sexistischen Auswüchsen. Sie entwickeln eine neuen Wahnansatz “zum vermeinlich Reaktionären”, stellen sich in eine Reihe mit Großgeistern wie Strauß und Syberberg, lassen sich beklatschen von Ihren Kleingeistern aus der dritten Reihe, den Wals, den Schnecks, den Keuschnings.

    10. bluebird singing Sie lesen vom “persischen Humanismus” und schnurren weiter. “Brandenburgischer Klassizismus”? Sie tünchen weiter Ihren Deckenstuck. Lesen Sie doch einfach Nicolás. Fragen Sie nach seinem Begriff fürs Reaktionäre, nach seinem unzeitgemäßen Denken. Er wird Ihnen “die drei großen reaktionären Unternehmungen der modernen Geschichte” um die blassen Ohren hauen: “der italienische Humanismus, der französische Klassizismus und die deutsche Romantik”. Er muß nicht Recht haben, aber er ist nicht Hacks. Fragen Sie Cellini (und vielleicht entschuldigen Sie sich für Ihren Wandalismus).

    11. brownbirdsinging Aber, was heißt schon Wandalismus? Ist man sich sicher, wer was geschrieben hat. Das Schwarze von Cellini? Das Braune von Reichenbach? Das Grüne von Herbst? Und woher kommen die Sätze? Aus der Wortspielhölle, aus irgendeiner Anthologie? Original? Originäres? Derivatives? Denaturiertes? Alles ist möglich, alles ist unsicher, alles unbrauchbar. Das ganze vielleicht versehen mit einer Portion Lust, Gier, Verlangen, Sex, Körbchengrößen. Sie schaffen es noch, mich einzuholen. Strengen Sie sich an: Ihr Streetgirl

    12. Bevor Sie das nächste Mal losschlagen: Recherche! Und nicht vergessen: Philine Beutler wartet auf Ihre Entschuldigung. Oder nach Ihren Tiraden auch nicht.

    13. Farbsinnstörung. Liebste Gloria, Ihre Farbenblindheit ist beträchtlich. Seit ich um sie weiß, bedauere ich Sie, was nicht heißen soll, dass ich alles entschuldige.

      Einen herzlichen Gruß in die Nacht.

      Paul.

    14. Wal, seien Sie mal so blauäugig, legen Sie Lampes “blackbird singing” auf und lassen dazu Cellini aus dem Reclambändchen Nicolás Gómez Dávila rezitieren. Was mich nur wundert, Cellini, Sie waren auf der Spur und haben dennoch mit Reichenbach gemeinsame Sache gemacht.

    15. @Gloria Liebe Gloria, ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mein Blog nicht mehr mit Ihrem Namen verlinken würden.

      Es wäre nett, wenn diese ungefragt gesetzten Verlinkungen entfernt würden. Danke.

    16. @ Melanie

      Gloria ist weder eine Sie, noch ein ER; also bleibt offenkundig nur ein Zwitterähnliches Wesen übrig, welches jedoch kaum von diesem Planeten stammen dürfte – oder vielleicht doch, oh, Verzeihung, es gibt in der Tat eine Sorte halb Mensch/halb Maschine, die sogenanten Hybriden, die keinen Unterschied zwischen Arschfickerei, Koitus Interuptus oder Handjob ausmachen, weil ihnen dazu einfach der Intellekt fehlt: Denn genauso gut könnten sie es auch mit einem Maschendrahtzaun treiben, den Unterschied würden sie erst bemerken, wenn sie wie ein Filetstück am Haken hängen würden!

      (Siehe auch English-Workbook, synonym für Plem Plem = Gloria von und zu ….)

      Nicht zu vergessen die 3 Steigerungsformen in der deutschen Grammatik:

      Proll, Troll und Gloria

    17. Liebe Melanie, es tut mir leid, daß Sie und Ihr bisweilen, finde ich, >>>> mutiges Unternehmen in den Strom dieser Angriffswellen mit hineingerissen wurden; ich kann es leider nicht ändern, und an die Vernunft zu appellieren*, scheint mir in diesem Fall wenig aussichtsreich zu sein: etwas anzurufen, das es nicht gibt, funktioniert nur bei Göttern, zu denen aber weder Peter Hacks gehörte, noch gehören seine selbsternannten Nachlaßverwalter dazu. Ich denke, wir halten es am besten wie die Eichen, an deren Borke Schweine sich scheuern. Wenn denen der Juckreiz dann weniger wird, sollten auch wir es zufrieden sein – allein aus Liebe mit dem geschundenen Tier.

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