III,96 – Wie Paradiese Kreise ziehen, und Höllen und Läuterungsberge…

Lange schon fackelte Lampe herum, schrieb Listen der Arbeiten, die er im Monat Juni erledigt, weil morgen die Rechnungen rausgehen müssen, nachdem er das Arbeitspensum hinter sich gebracht. Existenzsicherung, fällt ihm jetzt hochtrabend ein. Borgte sich, während die Nudel kochten, dann die Zwiebeln brutzelten, ein paar Rosselli-Gedichte, die ihm jetzt alle schon wieder entfallen sind. Lediglich ein Restgefühl, das das/die Fremde, das/die sich nur einmal dunkel einer Herkunft erinnert, aber doch stets mit den Händen Mauern ertastet, wo es/sie Fleisch berührt, oder einfach nur ein simples Sofa. Will danach noch etwas mehr Lektüre zu ihr nachschieben. Nicht leicht zu sondieren, auch weil da eine Frau schreibt. Und man merkt’s. Immer wieder Mitleid mit den Leuten, die ihre Hunde in den Gassen herumführen. Auf dem Weg zum Geldautomaten (Geld für Ibrahim ziehen) im hellsten Frühnachmittag bückte sich eine bestimmt nicht hiesige und auch nicht mehr allzu junge Frau (auch wenn die Kleidung anderes suggerieren wollte) vor mir, stülpte einen Plastikbeutel über die Hand, um den Kot ihres alten schwarzen Hundes aufzusammeln: “Nu komm schon, laß uns nach Hause gehen, es ist so fürchterlich warm hier draußen.” War’s indes nicht wirklich, lediglich eine etwas feuchte Stirn nach dem Wiederhinauf. Das Fenster mußte gleich wieder geschlossen werden: Luftzug. Weiterhin komplettes Desinteresse für lolake Debatten (FB), auch der Kinoklub rutscht immer mehr und mehr ins Esoterische: am Wochenende zwei Filme zum Leben nach dem Tod (u.a. einer von Eastwood). Auweia. Da ist ‘Erfahrungsseelenkunde’ allemal spannender. Und tatsächlich immer der Umstand, daß ich niemals vermocht, Dantes ‘Paradies’ zu lesen. Ein bißchen ließe es sich erklären: ich studierte damals in Berlin das ‘Inferno’ und das ‘Purgatorio’ zusammen mit einer anderen Italienisch-Studentin, mal bei mir, mal bei ihr. Manchmal knisterte es, dann bimmelte aber stets das Telefon: ‘le mac’. Aber vielleicht hatte das Paradies eben doch ein allzu metaphorisches Gewicht, so daß – auch durch meine nunmehr stattgehabte Italienseligkeit – es mit ihr dann eben doch nicht mehr stattfand. Und so steht es nach wie vor ungelesen im Regal. Nein, kein Paradise lost, das hieße ja, man habe es zuvor betreten. Die Sache wird jetzt sogar noch komplizierter und verwickelter durch die Dante-Ausgabe, die ich hatte und habe (kommentiert von Natalino Sapegno), die mich zu einer anderen Mitstudentin und sogar wieder in diese Gegend zurückführt (Fußball spielte da auch mal eine Rolle)… Full stop!

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