[Alt-Erfurt, 304
9.02 Uhr]
Gestern war der erste Tag ohne Schmerzmittel wieder… abermals: na jà, fast; nachts schluckte ich doch eins, für eine Schlafgarantie.
Funktionierte. Gegen drei lag ich im Bett, um sieben wachte ich und um halb acht s t a n d ich auf. Die Wange nur noch leicht geschwollen; Sie dürfen mich aber noch Ihr Hamsterchen nennen, denn natürlich sind bei d e m die Backen auch hinten und nicht oben. Gleich runter in den Frühstücksraum für den Latte macchiato.
Ziemlich viel gefuttert, zumal einigen junk, was zurecht ‚Müll‘ heißt, wenn nicht sogar ‚Dreck‘, überdies ohne irgend einen Sportausgleich. Ich dürfte also wieder zugenommen haben. Deshalb gleich Cardio morgen, dringend, 13 km laufen oder 2 h schwimmen. Heute geht‘s erst noch mal zum >>>> „Katerfrühstück“.
Die erste also:
Die beiden Damen waren verhaltener, es sei dann ja irgendwie nicht der „eigene“ Text. Als wäre ein Text das jemals.
Die zweite Hälfte des Nachmittags galt „mißglückten“, „aufgegebenen“, ja prinzipiell nicht realisierbaren Projekten, an denen man künstlerisch also gescheitert sei. Nachdem ich die Vorstellungen gehört hatte, war ich ein bißchen verärgert; „denn gescheitert“ waren sie – außer dem von Johanna ihrNachnameStehtNirgends, das in der Tat eine strukturelle Irrealität an sich hat – nicht etwa am Werk selbst, sondern daran, daß es der Verlag nicht wollte usw. Was doch eigentlich ein Normalfall ist. Als ich dies einwandte, schlug mir von der anderen Seite leichter Ärger entgegen: man müsse doch schließlich von was leben. Usw. Mir war es geradezu körperlich unangenehm, wie sich dort künstlerische Entscheidungen am ökonomischen Erfolg orientierten. Auffällig dabei: Je jünger die Autor:inn:en, desto ausgeprägter diese Tendenz.
Dann meine eigene Lesung. Es waren noch nicht sehr viele Leute da, aber ich konnte wegen der Scheinwerfer auch nicht richtig über den Bühnenrand hinaussehen. Ich las die beiden Grundplateaux aus Thetis und Argo. Mein Eindruck war ein eher verhaltener Applaus. Hinterher erfuhr ich dann aber anderes, vor allem gingen vom Büchertisch auch Bücher „weg“. Was immer ein Zeichen, wenn nicht das Zeichen ist. Zumal sind ja beide gelesenen Szenen nicht unbedingt humoristisch. Texte mit Witzen bekommen stets die meiste Resonanz, nachvollziehbarerweise.
Auf mich folgte der Dramatiker >>>> Wolfram Lotz, und der war für mich eine wirkliche Überraschung. Wundervoll ausgefeilte, klasse rhythmisierte Monologe mit viel Gespür für Charakterdispositionen. Bei ihm war‘s dann auch voll – was, mit, an der späteren Lesezeit lag. Die meisten Leute in Erfurt kamen erst zwischen halb neun und neun, sogar noch später; auch die Fußball-EM, die derzeit läuft, spielte gewiß eine Rolle. Meine Lesung war um Viertel vor acht gewesen, damit ganz sicher zu früh. Bei den Nachmittagsveranstaltungen hatten grad mal sechs bis fünfzehn Leute gesessen. Daran trug auch das herrlichen Wetter einigen Teil.
Lotz und ich sprachen später draußen vor der Halle, in der nun Musi tobte.
>>>> Hier das ganze heutige Programm.