Sie stand und sie reichte. Erste Version.

Sie stand und sie reichte das Tuch
Er aber nahm es und wußte

zögernd sie stürbe
wräng er es aus

wie das Wasser sich wandelte
wie sie hinüber

riefe das letzte Lob
als sie sprang

und ihm naß sich zurückließ
im tropfenden Tuch

und sich zurückließ
naß im Tuch

7 thoughts on “Sie stand und sie reichte. Erste Version.

  1. Lieber ANH, ich verstehe warum sie an den letzten 2 Zeilen feilen… finde aber, dass dies wundervoll trauernde Gedicht auch ohne sie auskommen könnte. Das Tuch bleibt trotzdem gegenwärtig.

    Sie stand und sie reichte das Tuch
    Er aber nahm es und wußte

    zögernd sie stürbe
    wräng er es aus

    wie das Wasser sich wandelte
    wie sie hinüber

    riefe das letzte Lob
    als sie sprang

    1. @montgelas. Nein, das geht mit Ihrem Ende g a r nicht, weil es räuberpistolig wird. Daß sie (ob sie) springt, muß durch das Tuch am Ende wieder aufgefangen werden; überhaupt ist die Wiederholung von “Tuch” poetisch derart wichtig, daß ich das Wort nicht einmal – woran natürlich gedacht ist – in “Handtuch” variieren darf. Mein Problem besteht darin, daß das Tuch selbstverständlich naß sein muß und ich mir nicht sicher bin, ob die Zeile “wräng er es aus” schon reicht, um das Bild assoziieren zu lassen.

    2. die möglichkeit des „riefe“ geht zu unversehens in ein indikatives „sprang“ über. eine leerzeile würde es lösen. dennoch läuft das gedicht meiner veronika-assoziation zuwider, weil nicht sie hinterläßt, sondern er. kann sein, ich irre.

  2. parallalie hat sehr Recht mit dem zu weiten Schritt ‘riefe-sprang’!

    Und das Gedicht (wiewohl es sehr schön klingt) hat den Mangel, nicht ohne Weiteres auszukommen. (Welche Veronika? Wo kommt die auf einmal her?) Gut, vielleicht habe ich eine Diskussion nicht mitbekommen, aber genau darin reicht das Gedicht zu kurz: es spricht nicht für sich. Das ist sehr schade.

    Die Wiederholung aber des Tuches gefällt mir dann. Das ist, was ein Tuch tun sollte: alles umfangen!

  3. @sumuze und zu parallalie. Sie irren, glaube ich, hier beide. >>>> parallalie meint selbstverständlich das >>>> Schweißtuch des Veronica, das hier aber gar nicht gemeint ist. Ich meine fast prinzipiell nie etwas Christliches, das ja vom Körper wegwill. Ich will immer zum Körper h i n. (Ich will ist Es will). Deshalb finde ich den Übergang von “riefe” zu “sprang” auch gar nicht problematisch. Problematisch ist und bleibt für mich allein, die Nässe des Tuches in das Gedicht zu bekommen. Es geht um ein sehr nasses Blut, letztlich, aber um ein gutes, nicht eines, das ausblutet. Also habe ich nach wie vor das Handtuch im Kopf, das sich eine schöne Frau nach dem Baden umgelegt hat, das sie dann abnimmt, diesem Ihm reicht, er nimmt es, das Tuch ist tropfnaß, die Frau ist tropfnackt – h i e r ist die Parallele … und wenn sie jetzt springt, dann weiß er, er wird diese Frau verlieren, sofern er es zuläßt, daß das Tuch jemals trocknet. Ich formuliere das sogar härter in dem Bild.
    Nein nein, das Gedicht kommt sehr gut ohne etwas Weiteres aus. Aber es kommt nicht aus, wenn die letzten beiden Zeilen nicht stimmen. Das Wort “naß” weist die Richtung, aber es ist zu deutlich. Aus dem Begriff des Tuches, Handtuches, selbst muß die Nässe hervorgehen. Daran, an nichts anderem, laboriert das Gedicht.

    1. @walhalladada. Es geht um symbolisches Blut; die Metapher wäre – vor allem in diesem Gedicht – viel zu dick, zu zähflüssig, und auch die Farbe Rot bekäme ein einen Signalcharakter, der das Textchen zu sehr überstrahlte. Imgrunde meine ich mehr – und fast immer – >>>> das.

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