Arbeitsjournal. Freitag, der 3. August 2007. Berlin und Hausach.

6.11 Uhr:
[Am Terrarium.]
Ich fand gestern spätnachmittags den BAMBERGER ELEGIEN noch ein zweites Motto. Ein erstes, von Aragon, hatte ich bereits, hatte sie vor alle Elegien gestellt, die ihrerseits in je einem Sektor zusammengefaßt sind, deren erster „Spätsommer“ und deren zweiter „Herbst“ heißt, was der Zeit ihrer Entstehung in der Rohfassung entspricht: zwischen der siebten und der achten Elegie lagen anderthalb Monate, während ich die Rohfassung der Elegien sonst sozusagen am Stück schrieb. Das ist alles, und kommt mir schon derart lang vor, kaum wenig mehr als ein Jahr her… im Juli begann ich, >>>> hiermit ging eigentlich alles los, dann war auch schon schnell >>>> das da.

Jedenfalls trägt der erste Teil nun dieses Motto: Ma fleur est belle, c’est vrai, mais triste, triste comme moi.
C’est un Bambergia, j’ai choisi que ce soit un Bambergia.

Das zweite hingegen, das ich eben gestern nachmittag, durch Zufall, fand, ist von Pound und lautet so:
To have gathered from the air a live tradition
or from a fine old eye the unconquered flame
This nis not vanity.
Here error is all in the none done,
all in the diffidence that faltered.

Die um Pound höchst verdiente Eva Hesse übersetzt das etwas altbacken, a fine old eye etwa mit „Greisenaug“ usw.; vor allem faßt ihre Übersetzung vanity rein als „Eitelkeit“ auf, wiewohl im Englischen bei vanity immer auch Vergeblichkeit mitschwingt, invane. Darauf wies mich der Profi gestern abend hin. Der Sinn ist also nicht nur „Das ist nicht Eitelkeit“, sondern eben auch „Das ist nicht vergebens“, in der älteren Formulierung: „Das ist nicht (nur) eitles Tun“.
Ich werde deshalb darangehen, das Stück selbst nachzudichten; vielleicht dann auch den gesamten Canto (LXXXI); ich hatte ja ohnedies vor, so etwas mit Pound >>>> ein zweites Mal zu tun. Und fürchte, daß das eine Sucht werden könnte…

Jetzt aber die Sachen für die Reise richten, dem Jungen seinen Morgenkakao kochen, ihn wecken… es ist nicht mehr viel Zeit bis zum Aufbruch.

21.39 Uhr:
[Auf Hausachs Hegerfeld.]
Viel war nicht mit Arbeit heute; ein paar Zeilen an der Elften Elegie, dann noch >>>> der Pound, aber auch das locker, hier auf der Balkonterrasse mit Blick über die Wiese vor der, die Wiese hinter der eiligen Kinzig und dem Örtchen dahinter, der Burgruine darüber – und im Netz. Ab morgen früh um halb fünf werd ich mir dann die Bandagen wieder anziehen und die Elfte, hoff’ ich, entsprechend voranbringen. Daß ich mich an den Pound gesetzt habe, war auch eher „Hobby“, da ich das Motto, wenn das Buch im Winter 2008 erscheinen wird, selbstverständlich im englischsprachigen Original belassen werde. Doch reizt mich der ganze Canto. Mal sehen.

2 thoughts on “Arbeitsjournal. Freitag, der 3. August 2007. Berlin und Hausach.

  1. Gute Reise und glückliche Wiederkehr. Ich erlaube mir, lieber ANH, Eva Hesses Übersetzung hier wiederzugeben. Damit die Leserinnen und Leser wissen, denen der Name Pound vielleicht nichts mehr sagt, wovon hier die Rede ist:

    Zu lesen aus der Luft lebendige Überliefrung
    und aus dem Greisenaug die unbesiegte Flamme
    Dies ist nicht Eitelkeit.
    Der Fehler liegt im Nicht-tun
    Und in dem Kleinmut, der nichts wagte…

    Die große Spannweite ihrer Bamberger Elegien wird, da Pounds Verse dazukommen, nun auch in den Motti besonders deutlich.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .