AEOLIA-GESÄNGE. Finale, ZF. Winde/Vulkane (AEOLIA-GESÄNGE 35). Stromboli (47).

Kein Stern war kein Licht war die Nacht war ein Plaid aus schwarzem Brokat
auch EInes Auge nicht das ihn durchdrang erblindet jede Zirpe so auf den Hängen
ausgerollt war das Schweigen nicht einmal Brandung drang moderat in den Hof
keines Schnarchen in die leeren Löcher gestopft in die engen, die sich duckten
Wände nicht Hände, die sich fanden alles Geschöpf rang bewußtlos nach Licht
erstickte in einem Schwefel in dem sich gelbzirrhos die Dunkelheit bäumte
niedergehalten, aber, auch sie und erstickt und unter dem Preßstahl gegeißelt
den ein Tyrann übers tyrrhenische Bett der armen Leute montiert hat, damit sie
bewegungslos schlafen und ächzen kaum in solcher Enge, aber sie, die Eidechsen
kamen – ein Rascheln der Flanken, im Buschwerk, an Wegen:

gt | cht
Grab | Ei
gin stieg | wigsah
Es f ä h r t ein | geht niemand

chen aufs G r a b fiel | Halt an B o r d kein
Das war der Klang | Das ist das Bild
Die Königin steigt | Es flirrt unentwegt
heimlich im Traum der | Insel das Stöhnen

kein Lied zieht von dorten | noch heim und hinüber
So erstand’s Er belauscht’ | es Er rauchte nervös
da sich die Königin gab | da sich die Königin da

vereinte mit dem, der da kam | Der Stein sah von da in das Wort
das sich von keinem berührn ließ | als von den beiden am Krater
da oben Es spürte der Wächter | es geht etwas vor und er möchte

– Grasgeraschel, wie wenn etwas verflöchte
erst hier, dann da, mit der Mauer, dem Hang
wie wenn etwas, das noch ein wenig bang,

erwacht ist oder hat lange geharrt,
ein Tausendes Eines, und hangab zart
sich regend aufbricht und wollte noch



fliehen davor, aber kann es nicht mehr | Der Knall dann Ein Lichtblitz Momentlang ersteht || die In­sel wie neu aus dem leuchtenden Tag | der nächtlichen Göttin am Krater, die zuckend lag || und Lava hinabspie den Leib ganz er­glüht | Sciara del fuoco und Mann, der, tiefviolett wie die Eichel

ganz Eichel selbst ward, und berstende Schöpfungsgewalt ward | Bezeuge es, Wächter, wie’s zeugt und der Strom sich ins Meer gießt || er­neuerter Erde So still ist’s ich hör sie im Innern | die Ge­sänge der elementaren Gewalten, des Meers || und des Feuers, den Städten vergessen, doch i h m nicht, dem L e i b | wenn er zu lieben bereit bleibt, zu sterben, das Ich tauscht und l ä ß t

a u fseufzend läßt wie die Säuglinge, die nicht mehr schrein vor dem Schlaf | sondern sich fügen und sin­ken zurück – wie auch wir nach dem Kampf || der uns ver­wundet, die Gliedma­ßen strecken und sanft uns der Quelle | wieder hineintun, der wir ent­stiegen. Und weiß doch, es gibt || Gott nicht, nicht Göttin, nicht Quelle noch Nachen, nur blinde Mecha­nik. | Aber was tut’s mir? ich hör es wie er, der ihr dalag noch spät || Was tut es uns, wenn sich Lie­der er­schaffen, wenn solch ein Gesang | daraus heranklingt? und wir sind es, die es, das Nichts, derart schön

die es, das Nichts, nur der Mandel noch gleich macht, worinnen das Aug | s t r a h l t und den Reiz nicht bloß aufnimmt, banal rezeptiv, sondern s c h a f f t || dachte der Wächter und war schon betrunken von Wein und von Nacht | angsttrunkner, lusttrunkner Nacht, immer bei­des zu­sammen, wo sie || Intensität, in die Welt tritt, der Schrecken, die Lust und die Angst | Stunden am Krater verbracht’ er, Herr H. aus Berlin, sah hinab || sah lang hinauf und dann sprang er, umarmt und der Brille entkleidet – | Sah er auch s i e? wie der Wächter sie sah auf dem Hof des Hotels nachts ..?

schlaflos bis mor­gens und endlich be­griffen, wer er hierbei sein wird | nur der Chronist, dem’s sich zeigt als dem Zeugen, es auf­zubewahrn || und ihm vom Rang der vergangenen Lieder den Klang zu entleihn | je­nen, der, ur­heberlos allen gültig und ohne ein Recht || das es persönlich verwehrte, das allmende Erbe ver­macht… | Dazu war er, der be­trunkene Mann, auf die Insel gekommen || Dazu die Schlaf­losigkeit in der Nacht, in der windlosen Stille | Ledern um­saßen die Eidechsen ihn mit den bebenden Flan­ken

Auf jedem Stein lagen s i e wie die Steine, die schillernden Rücken | schwer wie der Berg und das Meer und der Wind in dem schütteren Licht || das die Beleuch­tung des Hofes der Orientierung noch ließ | i h m ließ, die zweidrei ermatteten fla­ckernden Röhren, die fahl || letzten verspäte­ten Gäs­ten den Weg in die Zimmerchen glühn | nun, um die Eidechsen von dem Vul­kan all hinunterzuzie­hen

ihn zu betrachten bis morgens –


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