Neues Europa und aber der Meerschaum. Arbeitsversuchsjournal. Mittwoch, der 2. März 2016.


Bitternis.

Langen Text geschrieben, scheue ich, ihn einzustellen. Die Löwin formulierte meine Bedenken. Ich sage, dann lösche ich ihn, werfe ihn weg. Sie: Auf keinen Fall, er ist kräftig, mächtig, großartig! Aber man wird sagen, zu privat. Nur darüber solltest du nachdenken, man wird nicht lesen, was du schreibst, sondern nur dein Gekränktsein. Man wird ihn durch diesen Filter lesen.

Da kommt mal wieder eine SMS. Ich lese sie nicht, lösche den Strang, fange neu ein Gedicht an, also versuch es.
Reimen, nicht reimen? Höchste Unsicherheit.

Ein schwerer Weg steht mir heute bevor, faktisch. >>>> Die Axt für das gefrorene Meer in uns, doch eben nicht als Gleichnis. Verpacken? Nicht verpacken? Wer findet es dann, da vor der Tür?
Theatralische Versionen verworfen: Rose dran oder zerbrochene Rose dran oder das Glas zerschlagen, aber leicht, so daß nur ein Haarnetz aus Rissen darin, all sowas. Auch überlegt, ob schicken, also per Post. Auch wieder verworfen. Weil es feige wäre.

Ist es immer das Unglück, das uns zur Kunst treibt? Bleibt sie ungesehen, nimmt das Unglück überhand, und die Balance, schon selbst eine schmerzhafte, geht verloren. So kommt es nicht mehr zum Ausgleich, die im künstlerischen Gelingen besteht, das dem Schmerz etwas entgegensetzt, ihm auf gute Weise, sogar auf lustvolle und bisweilen berauschende, einen Sinn verleiht.

Sinn ist nicht. Wir schaffen ihn.

Eigentlich wollte ich >>>> zu dem Konzert gestern schreiben. Es war ein Jahrhundertkonzert, wiewohl ich nach wie vor nicht verstehe, weshalb der mit enormem Jubel empfangene Rattle seine Philharmoniker von Beethovens Siebter nur den zweiten und vierten Satz spielen ließ. Der gesamte Zusammenhang, damit Sinn, dieses Musikstücks ging so verloren, machte schlußendlich aus der Veranstaltung ein Potpourri: Classic light für Multikulti.
Viele der Anwesenden waren nicht oft oder noch nie in „klassischen“ Konzerten gewesen. Deshalb klatschten sie bei allen Stücken nach einem jeden Satz. Ist keinem zu verübeln, wurde auch gelassen aufgenommen, sogar vom hochkonzentrierten Barenboim, der in den Gesprächen, die in die Pausen eingeblendet wurden, das Mutigste sagte und auch darin politisch so streng-genau war wie in seiner Musik. Anders als Fischer und Rattle kam es ihm nicht auf Show an; Rattle führte allerdings musikalisch-grandios; Fischer hingegen brillierte, für Barenboim fremd. Zugleich war e r, Barenboim, trotz – oder wegen? – seiner künstlerischen Ausschließlichkeit derjenige, der zum Schluß, als alle drei Dirigenten zusammen auf die Bühne kamen, um den Applaus entgegenzunehmen, sehr darauf bedacht, daß alle drei Orchester gleichgewürdigt würden. Welch eine Autorität! (Interessant allerdings, wie achtungsvoll vertraut sich Rattle und Barenboim waren; Fischer stand irgendwie daneben, und daß er dann seinen Arm um Barenboims Schultern legte, wirkte wie ein Übergriff).
Man könnte über die Stückeauswahl diskutieren; Prokofjev habe ich g a r nicht verstanden: Weshalb nicht seine Siebte, sondern das divertimente Getingel der „classique“? Mozarts d-moll (Barenboim, Staatskapelle) stand und steht außer Frage, Beethovens Siebte meinethalben auch, dann aber ungekürzt; – nur: Weshalb kein, z.B., Rihm, weshalb nicht Zender – wenigstens ein Stück der Moderne, wenigstens Gegenwart; auch Henze, der deutsche Europäer, hätte sich dringendst angeboten. Unsere E-Musikkultur ist doch nicht nur die einer zumal vorhitlerschen Vergangenheit! Sie auf sie zu reduzieren, empfand ich als verlogen-harmonisierend, durchaus regressiv. Denn Fischer hatte ja recht, als er sagte, daß die Geflohenen eine Chance für ein wirkliches, nämlich N e u e s Europa seien („Wir wollen doch nicht in das der Religionskriege zurück!“), vielleicht ein Europa jetzt erst beginne. Das, in der Tat, war europäisch gedacht. Man muß nur noch Barenboims Bemerkung hinzudenken, daß wir über die Gründe der jetzigen Situation nicht mehr sprechen müßten; sie seien allbekannt: der englische und französische Kolonialismus, die Politik der USA; doch die Frage nach Schuld sei unmaßgeblich, wenn gehandelt werden muß. Deshalb seien auch andere Nationen als die europäischen hier in die Pflicht zu nehmen; er nannte als Beispiel Argentinien, sein Geburtsland.
Er spielt den reifen Mozart versunken, man hört den grübligen Beethoven schon, und dirigierte fast nur noch mit Blicken.
Ein, wenn er spricht, schmaler, vertikaler Mund; man sieht die Zungenspitze zwischen den kleinen, etwas überbissigen Zähnen. Überhaupt kein, niemals, Glamour. Alles in die Aussage zusammengezogen, den Kern, keine Zeit für irgend eine Dekoration, keine Muße. Doch eben auch keine Hektik. Er spricht wie etwas aus ihm heraus: jede Form von Ablenkung lästig.

Sinn ist nicht. Sondern er wird: jedesmal neu, jedesmal konzentriert erstritten. Doch wovon soll ich ab Juli leben? Gestern kam Nachricht des nächsten Schlags. Ich hatte ihn vorhergesehen; es trifft einen aber dann doch. Zumal wenn ein Bild hier im Raum steht, gerahmtes Gedicht und zwei Augen dahinter, wie einer, dacht‘ ich, Wasserfrau, dem ich die Risse gar nicht mehr beibringen muß, sondern muß es wegbringen. Wovor ich eine furchtbare Angst habe. Doch ist sie geringer, als ließ ich es stehen und sähe dabei zu, wie in den Blicken selbst Meerschaum erstarrt.

Es gehört immer alles zueinander, ist nicht zu trennen: das Private nicht vom Öffentlichen, der persönliche Schmerz nicht vom allgemeinen, die wirkende Struktur nicht von der Politik. Lösen wir eines ab und behandeln‘s – in physikalischem Sinn: – diskret, wird, was wir erzählen und erfahren, verfälscht. Und dient dem (Adorno:) falschen Vorschein. Dies gilt besonders für die Kunst. Denn eine nichtpersönliche ist nicht.

6 thoughts on “Neues Europa und aber der Meerschaum. Arbeitsversuchsjournal. Mittwoch, der 2. März 2016.

  1. es ist doch alles ansichtsache ( blosses hören ist nicht wirklich hören ) alban ismael
    lhnen sie sich theoretsich aus dem fenster : genau :: ihrem, und schon ist doch alles paletti, wa teddy ( adorno )

    sie können sich j awiter so platttmachen als platthofierte existenz, sie können subs ne echte und wahre ( hür grad zappa .. wo gehts denn – jalousie;nummer whippin post, allman bros )

    naja, wolle sie sich selbst überlassen seit einiger, wirklocher zeit :

    hatte mit psychos zu thun, no way, babs

    1. na gut sie fanden sowas schon immer interessant, ins detail ( hexametrierung des eckigen geschmacks ) ist niemals zu gehen/gegangen.

      springen sie drauf auf das sperrholzcello

      heizen sie für die kontakte.

      geben sie kohlenträgern mehr geld.

      lackieren sie sich ihre fussnägel selbst und beginnen sich damit abzufinden, ein paar minuten mehr zeit darauf abzudtellen, selbst die alten schinken ( da hatte jemand versucht rechtzuhaben herbst : er griff mich :: exakt beobachtet )

      stop

    2. na gut sie als advokatist, der dreher, ja klar das ist echt catchy : ergriffensein.

      naja ich hab erklärte politische dissense anzuformulieren.

      hättesei

    3. bauschaun ( jetzt aus öl ) gebackene vertrautheisform.

      wie wollen sie ihre zwei frauen denn gewährleisten ?

      na, dahin bring sie doch nicht ( und lupus )
      das wäre kindergartenzirkus.

      ( da durfte ich mich erkennen, einen teil von mir. die möse )

      bin leicht/etwas stonded, der nachtzeit : geschuldet ?
      genen.
      abba da klopft noch ein verandatype an die gläser

    4. alban um das theam+ A euzugreien, klar frag mich nach tea “B” hey es geht dock kaum in der nettigigkeits pose, eines immer auf schärfe (

      hierundjetzt wie beisache :

      dulutscher kannst nichtmjal dien deviantseinmüssenden textexzerpte dar_stellen ?

      die löwin im backgound, die jetzt schon mit den p herumhantelt.

      sie wollen reklamieren ?

      sie wooeln eine auf werbebilg gemacht ahben, weil der dumme betrieb s odumm ist ?

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