Paul Reichenbachs Freitag, der 23. Februar 2007. Der Olm.

Jedermann hat Augen,
bemerkte Marina trocken.
(V.Nabokov: Ada or Ardor.)

Sein Blick auf Frauen, so lang er sich erinnern kann, war kein Wolfsblick. Selbst in Zeiten, als er sich fremd in der Welt fühlte, konnten ihn Hügel und Täler von Frauenlandschaften nicht wirklich hungrig machen und begeistern. Er irrte ziellos in ihnen umher und fand weder Futter noch Halt. Die Frau, so sagte er einmal, ist Höhlenbewohnerin. Sie scheut, wie ein Troglodyt, das Licht. Titten, Arsch und Beine sind nur kunstvolle, mit Ornamenten geschmückte, Palisaden, die den Blick des Fremden, des Anderen, des Mannes, vom Eingang zur Grotte ablenken und damit für Verwirrung sorgen sollen. Der landläufigen Ansicht, äußerer Schein, Kosmetik, Schminke und Haarputz sollten gerade in jene Höhle locken, deren Eingang er genau dadurch versperrt meinte, widersprach Paul mit dem Furor eines blinden Überzeugungstäters. Und schimpft seine Geschlechtsgenossen blauäugig, die Lust und Liebe an ästhetische Vorgaben ketten. Über Zäune hinweg, ob Schmiedeeiserne, Stacheldraht oder einfache Holzpfähle, sucht er Berührungen. Das Wesen der Frau, wenn überhaupt, erschließt sich ihm nur taktil. Ich bin ein Olm, dies wiederholte er oft, wenn zu viel getrunken wurde, laut schluchzend, und es klang verzweifelt, der durch unglückliche Umstände aus der Grotte gedrängt wurde. Licht schmerzt
Der ästhetische Schein tut meinen blinden Augen weh.

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