v. Ribbentrop. Autobiografisches Rhizom.

Was mir >>>> hieran a u c h guttut, ist, daß diese Arbeit – höchtswahrscheinlich ohne jede Absicht – einen weiteren Schritt dahin flankiert, daß ich mir meine Geschichte zurückerobere: meinen N a m e n also, für den schon als bezeichnend geltend kann, daß ein Adoptierter ihn so furchtbar desavouiert hat: schon das wäre als ein Sieg des kaufmännischen Aufstrebertums (Joachim Ribbentrop kaufte sich den Adel) zu betrachten. Nur gab ich den Namen willentlich auf, als Arno Münster mich 1980 fragte: „Hast du nie daran gedacht, deinen fürchterlichen Namen abzulegen?“ Wobei er die Frage mit einer – gerechtfertigten – Drohung verband: „Mit diesem Namen wirst du in Deutschland niemals einen künstlerischen Roman veröffentlichen können.“ Ich legte den Namen also ab – symbolisch: meine Geschichte – und bekam tatsächlich innerhalb eines halben Jahres einen Verlag, nachdem ich diesbezüglich jahrelang hoffnungslos herumgeirrt war.
Mit der Geburt meines Sohnes begann eine neue Dymanik: den eigenen Namen zurückerobern; es war der erste Schritt. Der zweite dann war das verbotene Buch, dessen Verbot auch durch den Schritt einen Strich machte: Deine Geschichte b l e i b t dir verboten! – so von den Gerichten bekräftigt lautete er. Aber in die Bewegung war Schwung gekommen, Die Dschungel entstanden, der Name selbst geriet in die Dynamik hinein – bis ihn jetzt jemand aufgenommen und sogar zum Titel hat werden lassen, – zu einem, neben dem das Ungeheuerliche Joachim von Ribbentrops vielleicht eines Tages verblaßt. Der Name hat die Freiheit gewonnen, neu besetzt zu werden. Daß das möglich ist, dafür steht – unter vielem anderen – von nun an mein Werk: Es wird nicht mehr für schuldig befunden werden, nur weil jemand nach einem Schuldiggewordenen heißt*.

[*) Zum „Heißen“ gehört Erkenntbarkeit: Das hat den Namen der Ribbentrops im Gegensatz zu dem der Hundertschaften von Görings, geschweige Mitläufer-Müllers, gezeichnet.]

6 thoughts on “v. Ribbentrop. Autobiografisches Rhizom.

  1. Illusion der “Erkennbarkeit” “Die Poesie muß von allen gemacht werden!
    Die Urteile über die Poesie haben mehr Wert als die Poesie selbst. Sie sind die Philosophie der Poesie.
    Das Plagiat ist notwendig. der Fortschritt schließt es ein. Es folgt eng dem Satz eines Autors, bedient sich seiner Ausdrücke, tilgt eine falsche Idee, ersetzt sie durch eine richtige Idee.
    Die Poesie muß die praktische Wahrheit als Ziel haben. Ein Dichter muß nützlicher sein als irgendein anderer Bürger seiner Sippe.
    Es gibt nichts Unverständliches.
    Die Verzweiflung führt den Literaten unerschütterlich zur massenhaften Abschaffung der göttlichen und gesellschaftlichen Gesetze und zu rhetorischen und praktischen Bosheit.
    Ich werde keine Memoiren hinterlassen.
    Es gibt eine wenig stillschweigende Übereinkunft zwischen dem Autor und dem Leser gemäß der der erstere sich als Kranker bezeichnet und den zweiten als Krankenwärter akzeptiert. Es ist der Dichter, der die Menschheit tröstet. Die Rollen werden willkürlich vertauscht.
    Von den Worten zu den Gedanken ist es nur ein Schritt … Jetzt Musik!”
    (Isidore Ducasse alias Lautreamont, Poesie, Hamburg 1979, OT Paris 1870)

    Der Text wird zu einer Oberfläche, zu einer Schnittstelle für die Begegnung von Leser und Schreiber, Urheber und Nutzer, Sender und Empfänger …
    Ob solche Versuche wirklich längerfristig und nachhaltig neue Diskursformen herausbilden helfen, vielleicht sogar die von Hypertext-Theoretikern immer wieder geforderte (und von den Programmentwicklern bisher nie eingelöste …) Hybridisierung zwischen Form und Inhalt, Text und Kontext, Produktion und Rezeption, zwischen Autorfiktionen und Leserimaginationen … zu bearbeiten und managen helfen – wird die Zukunft gezeigt haben werden.
    Hören wir endlich auf, zu lesen und zu schreiben und die Geschichte immer wieder zu wiederholen, und fangen wir endlich an, gemeinsam zu Schreib/Lesern zu werden, d. h. unsere kulturellen, mentalen, diskursiven … Wissenssysteme zu verknüpfen, unsere Lieblingsstellen und Lektüre-Momente, Lesezeichen, Randbemerkungen, Fußnoten … auszutauschen und das Internet als einen interkulturellen intertextuellen Diskursraum zu benutzen.
    Nicht das Taschenbuch, eine mailinglist, Hypertext, ebook oder verteilte Annotationssysteme sind revolutionär, sondern der Gebrauch, den wir davon machen!

    http://www.hyperdis.de/enzyklopaedie/

  2. ” Barthold von Ribbentrop[…]has spent a lifetime quietly trying to rehabilitate his unfortunate surname.” Feature

    Hamptons Heat Wave:

    Greens With Envy

    By Peter Fearon

    In the private clubs that nestle atop the Hamptons’ social ziggurat, a low profile is highly prized. “It’s one thing to be prominent,” says the treasurer of one Southampton club. “But it is rather frowned upon to be in the news for the wrong reasons or in gossip columns constantly.”

    By that standard, Mr. Barthold von Ribbentrop, 57, must be one of the Meadow Club’s ideal members. The former chief executive of Deutsche Bank’s New York operation and now chairman of a German telecommunications company, Mr. von Ribbentrop — son of Hitler’s foreign minister, Joachim von Ribbentrop, who was hanged at Nuremberg — has spent a lifetime quietly trying to rehabilitate his unfortunate surname. His Meadow Club membership and entry in the Hamptons’ social register, The Blue Book, indicate how well he has succeeded. Still: If having a father who was executed for crimes against humanity is not a reason to be excluded from a private club, what is?

    Well, it’s hard to say. Carroll Petrie, minus her late husband, Milton, was deemed acceptable at the Southampton Bathing Corporation — “the Beach Club” — this summer, but real-estate mogul Richard LeFrak and his wife, Karen, and oil baron David Koch and his wife, Julia, were not. Elena Ford, daughter of Charlotte Ford and Stavros Niarchos, applied solo to the Meadow Club because her then-husband had been a groundskeeper there — and got in. (When Ford later married a local plumber, the joke at the club was that she had “traded up.”) And when Diana Ross married ship owner and Maidstone Club member Arne Naess, there was speculation about whether she would even be allowed on the premises. Naess diplomatically let his membership lapse.

    Such exclusive, Waspy establishments as the Meadow of Southampton, the Maidstone, the Beach Club, Shinnecock Hills Golf Club, National Golf Links, and (less so) Southampton Bath and Tennis may seem anachronistic, but a young Maidstoner disagrees: “The more the Hamptons becomes Nick & Toni’s, the better it is to belong here. The wilder the rest of the Hamptons becomes, the more this place becomes our own piece of Paradise.”

    A few who felt excluded from Paradise carved out their own piece: Edgar Bronfman, Jonathan Tisch, Leonard Stern, and 155 others paid between $100,000 and $125,000, more than twice and in some cases three times the initiation elsewhere, to form the Atlantic. Other clubs — Southampton, Noyack Golf, and Bridgehampton — are regarded by some as B-list. “The qualifications for joining the Bridgehampton Club are a gold card and a driver’s license,” sneers a National member. “Noyack admits anyone who can pay, too.”

    Still, says a Bridgehampton member, “few memberships come up anywhere — you are waiting for people to die. Which club is most exclusive is really something that matters more to outsiders. I would rather be in a club convenient to my home.”

    Maybe not too convenient. Socialite Catalina “Kitty” Meyer, who died in a fire at her Upper East Side townhouse in December, owned the house next door to Bath and Tennis. The club was there before she was, but its presence in the largely residential area enraged her, and she tried unsuccessfully to figure out ways, legally, to rid herself of it, even persuading Denise Rich to buy the club in the hopes that she’d close it down (Rich did buy it, but immediately sold it to the members). Meyer finally resorted to blaring opera music from her home all weekend. It is said that some members — discreetly, of course — viewed her death as karma kickback.

    Peter Fearon is the author of Hamptons Babylon (Birch Lane Press, © 1998).

    Find this article at:
    http://www.nymetro.com/nymetro/travel/hamptons/features/3283

  3. Patrick von Ribbentrop: “Ich kann die Vergangenheit nicht ändern” Der Lückenfüller

    Wie Patrick Ribbentrop mit Uni-T-Shirts und Handy-Dienste viel Geld verdient

    Er hatte sich mal wieder geärgert. War zu seiner Hausbank, einer deutschen Großbank gegangen, und wollte online auch seine Konten bei der Konkurrenz gleich mit organisieren. Geht nicht, beschied ihm stattdessen der Sachbearbeiter kategorisch. Fremdkonten seien Fremdkonten, damit habe man nichts zu tun. “Nun ja”, sagt Patrick von Ribbentrop und grinst, “in solchen Momenten habe ich immer die besten Ideen. Erst habe ich mich maßlos aufgeregt und dann die Marktlücke erkannt.”

    Was der Mann damals dachte: Deutschland ist überreif für Bankgeschäfte aus einer Hand – online und übers Handy.

    Seither sind drei Jahre vergangen. Mit vier gleich Gesinnten führt Patrick von Ribbentrop, 30, eine Firma namens Logandgo. Seine Geschäftspartner sind die großen Telekommunikationsunternehmen wie E-plus und Vodafone sowie die Post- und Direktbank. Noch ist das Endziel nicht erreicht. Aber, das Abrufen unterschiedlichster Kundendaten wie Deutsche Bank- und Sparkassenkonten, Prämien- und Auktionsstände sowie E-Mail-Daten über einen Dienstleister per Handy sind seit dem vergangenen Sommer bereits mobile Realität für bislang 2000 Kunden. Bis 2007 sollen es 1,3 Millionen sein, die gegen eine Gebühr zwischen drei und fünf Euro ihre personalisierten Internet-Geschäfte bei Logandgo zusammenführen lassen. “Wir glauben an ein riesiges Marktpotenzial”, sagt Markus Pirlich, bei E-plus zuständig für “Payment und Banking”, sprich Zahlungsverkehr, “alle Marktbefragungen haben ergeben, dass dies in den nächsten zehn Jahren die Zukunft ist.” Die Vision der Entrepreneure im Schulterschluss mit den Telefonriesen: Vernetzung total zum Wohle des Kunden. Für Patrick von Ribbentrop eine Selbstverständlichkeit. Schließlich wuchs er im amerikanischen New York und damit im Mutterland der Dienstleistung auf. Vater Barthold arbeitete damals für die Deutsche Bank. Vor 15 Jahren kehrte die Familie nach Deutschland zurück. Dass es in der Heimat mit dem Servicegedanken nicht weit her ist, erlebte der Student als er sich in bester Merchandising-Tradition in Berlin ein T-Shirt der Humboldt-Universität kaufen wollte. “Gibt’s nicht”, hieß es lapidar auf Anfrage. Woraufhin sich Ribbentrop junior ärgerte (“Als Amerikaner kauft man sich immer und überall erst einmal ein T-Shirt”) und dann zur Selbsthilfe griff. Er kaufte sich die Lizenz am Namen seiner Hochschule. Was naturgemäß nicht einfach war. “Die wollten”, erinnert er sich an seine Anfänge als Händler, “einem 20-Jährigen partout diese Rechte nicht geben.” Am Ende siegten Charme und Hartnäckigkeit (“Ich bin zur Not ein Telefon-Terrorist”) über Bürokratie und Standesdünkel.

    Den T-Shirt-Laden im Foyer der Uni gibt es noch immer. Inzwischen allerdings in edel und mit erweitertem Angebot. Polo Ralph Lauren wurde als Partner gewonnen “Die Umsätze”, sagt Geschäftsinhaber Ribbentrop, der vier Jahre lang selbst hinter dem Ladentisch stand und verkaufte, “haben sich stabilisiert.” Im Frühjahr dieses Jahres belohnte Modedesignerin Jette Joop die Trikotagen sogar mit Platz eins im Ranking um den besten Uni-Devotionalien-Fachhandel.

    Und nun also der nächste Schritt: Internetgeschäfte aus der Kantstraße. Ein paar Häuser weiter in der “Paris Bar” trifft sich die Prominenz auf ein Gläschen Champagner und mehr. Bei Logandgo im schicken Stadthaus schenkt der Chef den Café am nett gedeckten Konferenztisch persönlich ein. Und während die Mitstreiter (“Das Herz”) nach und nach eintrudeln, macht Ribbentrop (“Das Gesicht”) Werbung für sein Team. “Wir sind”, sagt er, “ein kleines, aber feines Unternehmen.” Und: “Wir haben den Crash der New Economy überlebt.”

    Die Stimmung ist gut, Zeit für eine sensible Frage. “Der Familiename? Ribbentrop. Der Ribbentrop?”… ? “Ja”, sagt der Enkel von Hitlers Außenminister, und die Temperatur im Raum wird um eine Nuance kühler. “Ist das ein Thema? Jetzt? Für diese Geschichte?”

    Nein, eigentlich nicht. Natürlich nicht. Aber eigentlich doch. Natürlich. Wie lebt es sich mit diesem Namen? Mit der historischen Belastung, dass der Vater des Vaters als Kriegsverbrecher gehängt wurde. “Normal”. Normal? “In den USA hat es niemanden interessiert”, sagt Patrick von Ribbentrop, “später in Deutschland auch selten. Nur in St. Petersburg, wo ich als Student für ein Jahr war, hat mich einmal eine Busfahrerin wegen des Namens nicht mitnehmen wollen. Noch einen Café?” Gern. “Ich kann die Vergangenheit nicht ändern, aber ich tue alles, damit sie sich nicht wiederholt. Okay?” Okay. “Wir haben übrigens auch kein Problem mit dem Namen”, sagt Mitgründer Andreas Wernitz. Natürlich.
    Martina Goy

    Quelle:
    https://www.logandgo.de/company/presse_031116.html

    1. “Die Korrumpel” Paris-Bar, eine Soziologie (3)
      Ich hab mir grad überlegt, heute abend mal hinzuradeln, um dort Fotos zu machen, nur damit Sie sehen, wer so wo mit wem zusammen sitzt. Das Unternehmen sollte ich dann stichprobenartig, aber unerbittlich-konsequent wiederholen, und schließlich könnten wir hier vielleicht mengenlehreähnliche Aussagen treffen, aber auch solche, die einen hohen Spekulationswert in Hinsicht darauf haben, wer nächstes Jahr Preisträger sagen wir: des Fontane-Preises wird.
      albannikolaiherbst – am Montag, 21. Juni 2004, 13:10 – Rubrik: DieKorrumpel

      /?cat=47/

  4. Ungeheuerlich? Nein, das ist doch mal ein schönes Beispiel für West-Zonenkindertum, den eigenen Namen ablegen müssen, um der kollektiven Ideologie konform zu werden und dann (deutscher) Herbst zu heißen. Die Frechheit nehme ich mir als Ost-Zonenkind und Schreibender Arbeiter —> http://contra.twoday.net/stories/1306291/

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