11 thoughts on “Autonomie.

  1. Ja, das Gesülze von Autonomie versteckt nur die Angst vor der Aufgabe* des Ich hinter dem phraseologischen Vorhang von Freiheit und Autonomie, dem heutigen “tyrannisierenden Gesellschaftstetwas”, das den Blick auf den notwendigen Untergang der liebenden Person und ihren Aufgang im Du folgenreich versperrt…
    *Aufgabe , was für ein vieldeutiges Wort!

  2. so einfach ist das nicht. sie sprechen aus der position eines menschen, der weiß, was autonomie und abhängigkeit/unselbständigkeit ist, sie sind autonom; ein zustand, der ihnen selbstverständlich und irreversibel erscheint. für sie und verwandte mag es stimmen, aber der zusatz mit den pubertierenden ändert die aussagegültigkeit ihres satzes.
    pubertierenden wird oft herablassend und überlegen begegnet, was auch dieser satz ausdrückt. das erschwert den jungen menschen das überstehen dieser großen krise sehr, sie känpfen ja um autonomie, oft unter einsatz ihres lebens (ich spreche aus erfahrung). das ist keineswegs uninteressant, lieber herbst
    (warten sie, bis adrian 14 ist .. )

    1. @ ferrromonte

      Sicher haben es junge Menschen schwer Autonomie zu gewinnen.
      Ich erinnere mich selbst an diese oft leidvollen Zeiten, verstand aber ANH anders. Viele tragen das Schild “Autonomie” vor sich her, um Bindungsangst und Furcht vor Verantwortung zu kaschieren und ahmen so jenen Zustand von Unabhängigkeit nach, den sie einstmals mit Recht sich mehr oder weniger schwer erkämpfen mussten.

    2. Es ist ein A p h o r i s m u s, ferromonte. Der auch noch die Einschränkung bezeichnet, nämlich “für Pubertierende”. Wobei ich gerne zugebe, daß dies ein ganz besonderer Stich ist, da “Pubertät” bis hoch ins Erwachsenenalter ausgedehnt wird… in dem semantischen Hof. Wehtun darf so etwas gerne. Das zeigt nur, daß berührt wird. Achtete ein Aphorismus darauf, pc zu sein, wäre er matt. Er s o l l verletzen. Nicht selten sogar seinen Autor selbst.

    3. lieber herbst, ich kann ihnen da nicht zustimmen. auch bei ihrem nachsatz “in der liebe”: ohne entsprechende autonomie (und damit toleranz der anderen person) wird keine liebesbeziehung länger als ein paar tage halten, ganz zu schweigen von den jahren, die man ihr doch geben möchte. autonomie ist etwas, das seltenheitswert hat; (aber gerade sie in ihrer manischen arbeit definieren sich autonomie offenbar anders.)
      wenn man ihren satz wie montgelas auffasst, ist er verständlich und findet auch meinen beifall. als aphorismus, wie sie ihren satz bezeichnen, ist mir sein intendierter inhalt zu spezifisch. also wenn ich nicht ihre persönl. verfasstheit im moment kenne bzw. täglich ihr blog lese, kann ich gar nicht draufkommen, worauf sie mit dem satz abzielen (oder aber ich bin eben nicht geistig beweglich genug bzw. selbst pubertierend, darauf läuft wohl hinaus).
      menschen, die ihre pubertät bis ins hohe erwachsenenalter ausdehnen: da fällt mir spontag h.hesse ein, dem man x-mal vorwarf, unreif und bis ins hohe alter pubertierend geblieben zu sein. also was. pubertät ist krise, und krise dauert verschieden lang, hat unterschiedliche folgen und ergebnisse. ein scheinbar “erwachsener” mensch, der seine pubertät nach vielleicht längeren krisen “hinter sich gelassen hat” und jetzt autonom ist, kann in der schlimmsten abhängigkeit sein, ohne es zu wissen (banken, u.v.a)
      ihr satz scheint mir der eines gefesselten zu sein, der sein gefängnis umdefinieren will in ein liebesparadies oder etwas derartiges. autonomie IST NICHT uninteressant (weder für pubertierende noch für nicht pubertierende). der satz gilt nur für menschen, die immer kindlich-unverantwortlich bleiben oder sich in eine symbiose flüchten wollen, weil sie das leben als person (mit ihrer persönlichkeit) nicht auf die reihe kriegen. dabei ist das kein grund zur scham: das leben ist eigentlich nicht auf die reihe zu kriegen im linearen sinn, man kann verschiedene rollen annehmen, die einem als person stabilität verleihen (sowie diese dann wieder verwerfen), das ist eine strategie um gesund zu bleiben, insgesamt aber nur eine stromschnelle im fluß, der einem im lauf der jahre näher zu jemandem hinbringt, der man in wahrheit selbst ist. dazu braucht man manchmal ein verwerfen jeder autonomie, eine auflösung des bisherigen ichs oder eine aufgabe der person, die man länger war, und eine krise, die der der pubertät zwar ähnlich, aber eben nicht dieselbe ist, und dann baut man seine perönlichkeit wieder neu zusammen (wie das figurenspiel in hesses steppenwolf, eine prächtige metapher hat er da gefunden), und spielt sie, als drama natürlich, solange sie hält. dann folgt eine weitere erneuerung, und so fort. eine symbiose wird diese entwicklung nicht überleben. eine symbiose hat auch mit liebe nichts zu tun, außer jetzt der mütterlichen liebe zwischen mutter und säugling, das will ich gerne ausnehmen.

    4. vielleicht sollte man erstmal die begriffe klären, bevor man sich darüber auseinandersetz ich für meinen teil weiss z.b. seit einer ganzen weile nicht mehr, was unter «freiheit», «autonomie» und konsorten eigentlich zu verstehen sei. und ich habe lange und intensiv an meinem unverständnis gearbeitet, wahrhaft «swære ârebeit».

      inzwischen stellt sich mir v.a. die frage: wie über etwas sprechen, das man als nicht existent erachtet? genauer: das spätestens ab dem moment aufhört zu sein, in dem man anfängt zu kommunizieren?

      ich möchte dabei nicht einmal vollständig ausschliessen, dass so etwas wie autonomie im strengen sinn, als ein sich-selbst-benennen (etwas zu benennen setzt eigentum an dem benannten voraus), möglich sei. der preis dafür wäre jedoch unnachgiebiges schweigen: der vollständige ausstieg aus jeglicher kommunikation, die unwiderrufliche abkehr von jeglicher menschlicher gesellschaft. stirners «die welt bin ich und das ist meine sache» ohne dass dies jemand wahrnehmen könnte. autonomie ist auslöschung.

      nebenbei: es wäre auch allerhöchste zeit, endlich das cartesianische «cogito», diese taubblinde bewusstseinsblase, endgültig und auf breiter front in allen köpfen auf der müllhalde unhaltbarer ideen zu entsorgen.

      [das ist alles noch sehr unvollständig, aber ich bin leider mittlerweile zu müde, breche hier – vorerst – ab.]

    5. re: akademisches interesse (@ferromonte) ja, durchaus. nur: die von ihnen implizierte unterscheidung zwischen leben auf der einen und (akademischem) denken auf der anderen seite ist mir fremd, ich kann das letztlich nicht trennen.

      @anh: forsetzung folgt, braucht ggf. aber noch etwas zeit. vorgreifend folgendes:

      was die klärung der begriffe betrifft: ich denke, hier stossen zwei unterschiedliche kategorien aufeinander: autonomie als (soweit möglich) objektives konzept und autonomie als zustandsempfindung einer person, die (der empfindung nach) direkt auf das alltagsverhalten wirkt. erkenne ich ersteres als signifikant abweichend vom zweiten: wie interagieren diese dann miteinander? das dabei entstehende spannungsverhältnis scheint mir äusserst lebendig und fruchtbar – lebenspraktisch, gesellschaftlich, künstlerisch, akademisch etc. (nebenbei: ich halte oswald wieners bemerkung, intelligenz sei ein trick der evolution, um unseren mangel an verarbeitungskapazität auszugleichen, in dem zusammenhang für bedenkenswert.)

      vermutlich verhält es sich dabei bei den meisten ähnlich wie z.b. mit dem weltbild nach – grob gesagt – euklid/newton vs. einstein/heisenberg/bohr/…: das längst überholte erstere entspricht nichtsdestotrotz weitestgehend den alltagserfahrungen (auch meinen), die auswirkungen des status quo in der wissenschaft auf das alltägliche bewusstsein scheinen mir dagegen eher gering. andererseits z.b. kein cd-player ohne moderne theoretische bzw. experimentalphysik. auswirkungen sind somit zweifelsohne vorhanden, allerdings eher indirekt.

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