Knoten…

Schon erstaunlich, mit welch agiler Mischung aus Hochmut, Spott und dominantem Sexismus ich über meine Finanzmisere hinwegspringe… und wie mich geradezu plötzlich die Arbeitslust aus der immer wieder hochsteigenden, wirklich verfluchten Depression herauszieht, so daß ich binnen zweier/dreier Tage eine Erzählung verfasse, dann ein Hörstück bearbeite, Schwarzmitschnitte archiviere, allgemeine poetologische Überlegungen und solche cyberspezieller „Natur“ skizziere… außerdem diese häßlichen Aufschub-Briefe ans Finanzamt, an die Krankenkasse, an den Steuerberater, an die Bank usw. formuliere und schon mal einen Sekt in den Kühlschrank stelle, falls der Gerichtsvollzieher dennoch auftauchen sollte… ah, mein Psychoanalytiker bekommt von mir einiges serviert, das kann ich Ihnen sagen! (Ja, ich h a b einen und werde den Teufel tun, so etwas nicht zuzugeben.) Und dann hab ich sogar einen Brief an meine Mutter schreiben müssen, ich meine, das war von allem das unerträglichste… diese Frau und sei es nur, wie getan, um eine Information bitten zu müssen, es ist wirklich erniedrigend… obwohl ich ihr einiges danke: meine Energie zum Beispiel, meine Disziplin – und natürlich die Frauen, die mich lieben oder bloß mögen oder als ihr Sexualobjekt umschwirren und an denen ich mich an meiner Mutter räche. Knoten.

P.S. 19.6., 0.50 Uhr: Es wäre mir s c h o n lieb, würde die Formulierung begriffen: „als i h r Sexualobjekt“… nicht, daß i c h es nachher wieder bin, der den Machismo (falsches Wort in diesem Zusammenhang) vertritt.

Der ganze Komplex (!!) gehört aber eigentlich h i e r hin.

Und findet hier seine Traurigkeit, da seine Kraft und dort die Semantik.

13 thoughts on “Knoten…

    1. Einige werden auch bleiben… … da sie zu dem gehören, was man „Verfaßtheit von Welt“ nennt. Es geht eher darum, wie man mit ihnen lebt… also, lächelt, zu lernen, mit ihnen g u t zu leben. Wozu besonders ihre G e s t a l t u n g gehört… und damit sind wir wieder bei dem angelangt, was mich auch hier vordringlich interessiert: Literatur und im weiteren Sinn Kunst.

    2. Probleme ‚heilen‘ Vielleicht ist das das Hauptproblem bei der Psyche, dass sie den Ärzten in die Hände gefallen ist bzw. dass die Therapeuten, dei ja keien Ärzte sind, dennoch via ‚Krankenkasse‘ bezahlt werden.

      Anders:
      Habe ich Schnupfen und gege zum Arzt, ist nachher der Schnupfen weg. Also sozusagen: ‚Heilung durch Vernichtung‘. Oder man schraubt nur am Symptom, tut aber nix gegen die Ursache.

      Ein psychisches Problem ist aber an sich kein ‚Symptom‘ einer Krankheit sondern ggf. einfach eins der Welt bzw. ein ‚Holperer‘ in der Verarbeitung dessen, was ‚ da draußen‘ vor sich geht.
      D.h. weder durch ‚Beseitgung des Problems‘ (was nicht geht) noch ‚Überdeckung des Symptoms‘ (das es nicht gibt bzw. das nicht das Problem _ist_) tut der Therapeut seine Arbeit.

      Und darum: „Es geht eher darum, wie man mit ihnen lebt… also, lächelt, zu lernen, mit ihnen g u t zu leben.“ Ja, genau.

    3. Das ist genau richtig – in der Symptomatik. Indessen nicht in der Beschreibung der Arbeit eines Psychoanalytikers, der ja gerade n i c h t verdeckend tätig ist. Insofern ist es in akuten Sitiuationen (etwa bei hohe Suizidalität) meist nicht angesagt, eine Psychoanalyse zu beginnen, wohl aber, nachdem das System b e r u h i g t wurde und – nämlich dann erst – bearbeitet werden kann. Ich kenne mich mit psychoanalyticher Arbeit recht gut aus, nicht nur durch meine eigene Therapie, sondern weil ich 17 Jahre lang mit einer Analytikerin liiert gewesen und so ziemlich durch den Weg und das Denken hindurchgeschmiedet worden bin. Ich denke, was Sie hier über Psychoanalytiker sagen, ist ein Vorurteil aus Unkenntnis – und wenn man es auf diese Weise etwas auflösen kann, hat das Bloggen ja sogar noch einen anderen als rein poetologischen Sinn.
      Übrigens, was „Ärzte“ anbelangt: Na du meine Güte, wenn Sie ahnten, auf was Sie sich bisweilen einlassen, wenn Sie sich dort in Therapie begeben. (Ich spreche n i c h t von Neurologen, nicht von Behandlern starker Geisteskrankheiten, sehr wohl aber von einigen Therapeuten, die Mediziner sind. Es wäre ganz gut, dürften d i e nicht über die Kassen abrechnen… also diese Spitze läßt sich mit mindestens ebenso viel Recht zurückwenden.)

  1. Wieso ist d a s hier der bislang meistgelesene Beitrag? Seit drei Tagen ist das Dingerl an der Spitze. Weiß jemand Antwort? Die Lust am Privaten? Der Schlüssellochblick? (Nein, nichts dagegen, ich provozier den ja… n u r: w a s lockt?)

  2. Billige Effekthascherei Selbst, wenn ich dich, lieber Autor, beleidigen sollte: Dieser Artikel wird so oft gelesen, weil er auf billige Effekte aus ist: Seht, der berühmte Autor! Hier kommt heraus, dass er auch nur ein Mensch ist, der mit Banken, Krankenkassen und Steuerberatern kämpft und dann letztendlich auch noch ein paar Therapiestunden nimmt. Ein Mann, der es erniedrigend findet, an seine Mutter schreiben zu müssen, da merkt man auf: Was mag in jenem prominenten Menschen alles vorgehen? Und dann denkt man ein bisschen an die Dienstmädchenliteratur, an einen schreibenden Boris Becker und an sein Publikum. Da passt dann gut, wenn man noch erwähnt, dass man sich über die Sexualobjekte, die einen umschwirren wie die Motten das Licht, an seiner Mutter rächt.

    1. Nun ja, wenn ein Sehpferd das so sieht… lacht Meine Frage war tatsächlich ernst gemeint, denn dieser Text steht mit anderen Texten in einem Kontext, um den es mir hier geht. Daß Sie an Dienstmädchenliteratur denken, muß an Ihrer eigenen Leseerfahrung liegen; ich habe Dienstmädchenliteratur nie rezipiert und kenne auch gar kein Dienstmädchen, das so etwas als reizvoll erscheinen ließe. Und was nun meine Mutter angeht, nun ja, Sehpferd, es gibt einigen Grund zur Annahme, daß sie bis über die Ohren in den Prozeß um mein verbotenes Buch verstrickt ist, und wenn Sie zugleich bedenken, daß sich mein Bruder umbrachte… wissen Sie, es ist manchmal bei Beleidigungen etwas Vorsicht angeraten und – Recherche. Aber Sie sind eh ungenau: Woher nehmen Sie den Satz mit den“paar Therapiestunden“? Ich sprach von meinem Psychoanalytiker, was doch eher den Verdacht auf eine A n a l y s e nahelegen sollte, die bekanntlich bei 3 bis 4 Stunden wöchentlich drei bis fünf Jahre dauert. Aber beleidigt haben Sie mich nicht; Sie verstehen halt nicht die Zusammenhänge. Weshalb ich Sie Ihnen – und gerne – erkläre.

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