Ich bin mir des Risikos vollkommen bewußt, in das ich laufe, wenn ich ästhetische Überlegungen, Skizzen von Erzählungen, Auszüge aus Briefen, Romananfänge, sich selbst wieder verwerfende Ideen und private Notizen zum Tagesablauf, zu meiner sagen wir: Befindlichkeit, also zu Ängsten und meinen Traumata und dem, was mich zu sehr großen Teilen trägt: nämlich meiner Wut, ja selbst zu existentiellen Sorgen mische. Es ist mir klar, wie schnell das gegen mich ausgelegt werden kann, zumal dann, wenn ich Korrespondenzen wie die mit der W. führe. Es ist ja nicht so, daß mich der Literaturbetrieb sonderlich liebt. Dennoch muß ich mich darauf verlassen, daß diese Aufzeichnungen zusammen mit meinen anderen Publikationen gelesen werden und ihren ästhetischen Wert genau dadurch zugewiesen bekommen. Kunst nimmt die Mittel und Strukturen neuer Formen immer beim Wort. Wenn ich mich also auf ein Weblog einlasse, dessen erstaunlicher Charakter gerade darin besteht, einen Gedanken unmittelbar allgemein zugänglich werden, also öffentlich w i r k e n zu lassen, dann wäre es an der Form vorbei, begänne ich zu zensieren*] – zumal aus Furcht vor Verwundbarkeit. Die neuen künstlerischen Mittel eines Weblogs blieben gebunden, zumindest derjenigen (eben privaten) Aspekte, die es bekannt gemacht haben und mit so großem Erfolg im Internet tragen.
Es ist eine Art Feldforschung, die sich über die Monate (und vielleicht Jahre) in mir ebenso klären und ausfällen wird wie in den anderen Medien meiner künstlerischen Betätigung auch.