Ravenwood.

Die letzten Stunden in Stammheim, ABER: zwar Hochsicherheitstrakt, jedoch als Personen nicht Meinhoff etc., sondern fiktive, hier zusammengesperrte Personen aus sowohl ultrarechten wie ultralinken Positionierungen, die nun noch einmal ihre Ziele, Kalküle etc. aufeinanderprallen lassen. Ausgangsposition lange nach 89, auch Wiedervereinigung Deutschlands ist Thema, jedoch auf der Schablone einerseits eines neu aufgeblühten Nationaldenkens und andererseits eines kapitalistischen Internationalismus eurozentristischer Prägung. Versuch zu zeigen, wie gut dies beides sich ineinandergefügt hat.

Die Personen hochkultiviert, wobei diese „Kultur“ zunehmend von den Figuren abbröckelt und das politische Denken rücksichtslos auf subjektive Psychologismen reduziert wird. Also ein psychologisches Stück, das den rationalen Überbau restlos dekonstruiert. Deshalb nicht lehrstückartig, sondern schillersch. Zumal durch den Hochsicherheitstrakt Einheit von Ort/Zeit/Raum gegeben ist. In psychoanalytischem Sinn Regredierung vornehmen. Es weigert sich nur einer, die Façon zu verlieren, nämlich der Titelheld Ravenwood. Um ihn wird sich deshalb das Stück bewegen. Mir schwebt eine Art shakespearsches Königsdrama vor: der stumme König, der emotionslose König, der Logiker, der Analytiker.
Schablone für die Figur Ravenwoods wird Jan Carl Raspe sein. Das darf sich aber niemals zu erkennen geben, wie überhaupt sämtliche Vor-Figuren restlos verstellt sein müssen. Die Erinnerung an Stammheim völlig im Ungefähren lassen, aber so, daß die Assoziation sich unmittelbar aufdrängt. Ebenso verfahren mit Zeitangaben: ungefährer Raum, bis ins Utopische spielen: der Überwachungsstaat ist längst robotisiert und Europa auf eine einzige Stadt zusammengeschnurrt (also das „Anderswelt“-Exterieur verwenden) und die ökologische Katastrophe bereits eingetreten. Auf der Folie von Zukunft Diskussionen heutiger Politik führen lassen.

Man erfährt von der Widerstandsgruppe, die Ravenwood geleitet hat, man erfährt die gesamte Geschichte bis zum Terrorismus und schließlich Inhaftnahme der Terroristen. Noch einmal prallen Wünsche, Hoffnungen, Ideale aufeinander und zerstückeln sich.
Ravenwood wird sich, als einzig klar gebliebener, am Ende des Stückes erschießen, und zwar als scheinbar letzter freiheitlicher Akt. Tatsächlich ist dieser jedoch erzwungen, und die ganze Konstellation der Personen von der Gefängnisleitung zu diesem Ziel gesetzt. Das muß deutlich werden, dies wird das tragische Moment herstellen (etwa über eine Szene, in welcher die Pistole im Hochsicherheitstrakt deponiert wird; möglicherweise ganz am Anfang, sozusagen als Prolog oder n i c h t „sozusagen“ als solcher, vor Beginn des Stückes durch einen als Wärter verkleideten Statisten). Die übrigen Personen werden, nachdem psychisch destruiert, freigelassen werden.

Personen:
Ravenwood, ein Terroristenführer
Schauspielerin, eine Terroristin und frühere Journalistin
Schauspielerin, eine Journalistin
Schauspieler, ein Arbeitsloser
Schauspieler, ein ungetreuer Beamter

(evtl. als Kurzauftritt: ein Anwalt)

Ort
Hochsicherheitstrakt

Zeit
utopisch

Konstruktionsidee (Text)
mit Zitaten arbeiten, diese aber bis zur Unkenntlichkeit verstecken, damit die Figuren nicht zu Schablonen werden.
Quellen: RAF-Texte, Leitartikel, Schirrmacher-Artikel (Königsberg/Kaliningrad), Ernst-Jünger-Texte, Castorf-Interview-Texte; Poststrukturalismus, neudeutscher Gewaltscheißerei-Slang (wie Martin R. Dean sagt), also: der gesamte heutige präfaschistoide „Flirt“ muß eingearbeitet sein.
Dabei kammermusikalisch durchsichtig (Stimmführung!).

[Ginge das vielleicht auch als Oper? Robert HP Platz fragen!]

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