Ich habe, wie Sie wissen, gegenüber erotischen Texten eine höchste, wenn nicht d i e höchste Anspruchshaltung. Wer sich poetisch in diese Gefilde begibt, braucht sowohl die Kraft der Formulierung als auch eine enorme Empathie; er (oder sie) muß sich selbst gefährden, darf nicht „gesichert“ in entfremdeten Termini arbeiten, sondern muß versuchen, ohne Ansehung eigenen Vor- oder Nachteils sowohl schonungslos (mit sich selbst) als auch zärtlich und eben obsessiv sich seinem Stoff hinzugeben, als wäre es eine geliebte Frau (oder ein geliebter Mann). – (…) Es geht ja nicht um i r g e n d einen Stoff, sondern um einen, der uns alle am tiefsten faßt und dessen Wirken letztlich unsere ganze Art entstammt. Damit nicht angemessen umzugehen, ist ein Verrat.
[An eine nahe Freundin.]