Stehen zu dem, was man tut.

Angesprochen von einem, der mir (was schon falsch ist, vielmehr: meinem Werk) wohlgesonnen ist, sagt der Kritiker, bei Nennung meines Namens erstarrt: “Den rezensieren wir nicht.” Auf Nachfragen decouvriert er sich noch, dieser Mann: “Er hat mich in seinem Weblog öffentlich gemacht.”

Ja sicher. Oder meinen die Leute wirklich, sie hätten den guten Benimm so im Griff und dürften, ohne genannt zu sein, über existentielles Wohl und gar noch die Ästhetik entscheiden? Wer s i n d sie denn? Mein Freund: “Du schadest dir nur. Füge dich.” “Nein”, sagte ich, “und wenn ich der letzte nicht-korrupte wäre. Und es durchhalten müßte. Ich bin ein ziemliches Arschloch, ja. Aber korrupt bin ich mit keiner Faser.”



Dieses ist eine Erbschaft für meinen Sohn.





[Der “Mann” gehört zu denen, die ich >>>> dort genannt habe. Aus TestesteronSicht sind’s ja nur drei.]

20 thoughts on “Stehen zu dem, was man tut.

  1. ihre haltung in ehren – aber ist das nicht nur ein vademecum für die selbstzufriedenheit, einer der letzten werte, an die man sich klammert wenn rundum alles betrügt und mordet, wies grad kommt? ich denke da an nietzsche:
    “Man hat sein Lüstchen für den Tag und sein Lüstchen für die Nacht: aber man ehrt die Gesundheit. “Wir haben das Glück erfunden” – sagen die letzten Menschen… und blinzeln.”
    ich meine: ok, ich erkenne der wert. aber gemessen woran ist diese haltung der unbestechlichkeit heute noch ein wert? ich sehe das jetzt längst lösgelöst von der quelle, also ihrem anlaß oben, frage das, weil ich mich ähnliches immer wieder selbst frage.

    1. Es ist (für Die Dschungel) ein Wert. Weil ich der Überzeugung bin, daß diese Haltung – eine andere übrigens, als Martin Halter will – sich in der Konsequenz der Poetik spiegelt. Halter hält einer bürgerlichen Moral die Stange, die gegenwärtig, im glattgeschmierten Kapitalismus, ziemlich unfröhlich US-amerikanische Urständerl feiert, eine Haltung des “sowas behält man für s i c h” (und schlägt,wenn man aus dem Pornokino kommt, den Kragen hoch, damit einen keiner erkennt); Die Dschungel hingegen knüpfen Haltung an Wahrheit, weil sie nicht riskieren wollen, daß Verdrängtes anderswo – und böser – wi(e)derkehrt.

    2. das lamm aber täuschte fast alle. rabe und wolf … dem sensiblen und dem intelligenten nicht beizukommen mit ihnen. das lamm aber, lämmchen zart, fing sie ein mit einem netz aus “tugend”.

      (frei nach der apokalypse. frei nach levi. frei nach crowley)

    3. bvl, hören Sie bitte auf. Sonst gebe ich Ihren Namen und Ihre yahoo-Daten bekannt. Das wäre Spammern sicher eine Freude. Sie attackieren mich hier aus rein persönlichen Gründen, können keinen Abstand finden, wollen sich irgendwie rächen, weil Sie nicht davon lassen können, eine Dame vor mir schützen zu wollen, mit der ich, um m e i n e r s e i t s sie zu schützen, mehrmals den Kontakt abgebrochen habe. Ihren Mystizismus finde ich höchst pubertär und erlebe Ihre permanenten Invektiven als Hausfriedensbruch. Seien Sie also so gut und vernünftig, von weiteren Einträgen hier abzusehen. Ich habe nicht gerne Gäste im Haus, die nur kommen, um es zu beschmutzen, anstelle daß sie versuchen mitzudenken. Daß Ihnen die Tragweite dessen, was Die Dschungel versuchen, nicht klarwird, mag ich Ihnen nicht übelnehmen, so wenig wie einem Kind, daß es keinen Flugzeugträger zu steuern vermag; es geht hier nicht um private ‘Rechnungen’, die auszutragen seien. Aber Sie nötigen mich, etwas zu tun, was ich in solchem Fall gerne vermiede: nämlich Ihre Beiträge zu löschen. Und Nötigung ist kein besonders feines Delikt.

      Für die übrigen Leser noch einmal: Es gab eine Art Liebesgeschichte zwischen einer Netzfrau und mir. Die Geschichte verwickelte sich in Leidenschaften, Eifersüchten, Vorwürfen und allerlei anderem GefühlsGewusel. So daß ich sie schließlich abbrach. Fehler haben wahrscheinlich beide Seiten dabei gemacht. Aber das ist unterdessen egal. bvl freilich mag das nicht so lassen; er ist besagter Dame überaus treu und verficht nun hier einen “Kampf”, von dem ich übrigens zweifle, ob sie, wenn überhaupt darüber informiert, ihn akzeptieren würde. S e i n e Art zu helfen – der Mann ist nämlich reich, so ward mir erzählt – versagt er seiner Freundin aber, die existentiell ausgesprochen beengt leben muß. Sicher nähme sie von ihm nichts d i r e k t an, keine Frage, sie ist sehr stolz (das achte ich bis heute an ihr) – doch für einen Mann seiner Geschicklichkeit sollten sich Wege finden, ihr gänzlich anonym das harte Leben zu mildern. D a s hielte ich für einen tätigen Beistand, nicht diese Auseinandersetzung, die letztlich auf Kosten der mir, ich wiederhole es, immer noch sehr nahen Frau geht.

      [Weshalb ich abermals überlege, ob ich bvls Kommentare nicht einfach löschen und auch gar nicht mehr auf so etwas eingehen sollte. Andererseits spülen sie eine Geschichte in Die Dschungel, die ein fremder Leser ganz wie eine Geschichte lesen wird. Was allerdings, persönlich gesehen, auch wieder auf Kosten der Dame geht. Freilich ist der, der Die Dschungel führt, Dichter – und wenn sich die (in diesem Fall immer körperlos gebliebene) Wirklichkeit ihm derart zubeugt, darf er dann brüsk den Kopf wenden und ihr den Kuß verweigern?]

    4. Das ist absurd. Der Einzige, der hier persönlich wird, sind Sie. Die obige Anmerkung ist tatsächlich sachlich, nur halt nicht Ihre Meinung teilend. Was lässt Sie annehmen, es handle sich um Krieg, wenn nicht die Tatsache, dass der Krieg in Ihnen ist?
      Bitte: Belassen Sie es dabei und färben sie nicht blau was rot und schwarz was gelb ist; das macht noch keine Wertschätzung. Vielleicht Wert-Schätzung. Denken abzusprechen …. das ist abstrus. Von Mund verbieten gar nicht zu reden.
      Sie sehen mich befremdet.

      @bvl: Nicht jeder Finger auf offenen Stellen ist klug.

    5. Die obige Meinung ist so esoterisch dumm wie der dazugehörige Schreiber. Weshalb ich nunmehr S i e auffordere, auf diesen unangenehmen Menschen dahingehend einzuwirken, ein- für allemal diesem Weblog und mir persönlich sowieso fernzubleiben. Daß ich Sie befremdet sehe, zumal da wir uns längst duzten, kann ich mir nach allem, was unterdessen von auch Ihrer Seite an Unterstellungen und übler Nachrede geschehen ist, leider vorstellen. Also bitte: Ersparen Sie uns weiteres gegenseitiges Aufeinandertreffen. Ich habe Sie sehr gemocht, das wissen Sie, aber ich ertrage Ihre permanenten (vielleicht weil in irgend einer Eitelkeit verletzten) Angriffe nicht, zumal ich bislang keinen Grund für sie erkennen kann und Sie mir auch auf Nachfragen keinen nennen wollten oder konnten… außer eben, verletzt zu sein. Ich nahm und nehme das so hin, ziehe allerdings meine Kosnequenzen. Für sachliche Teilnahmen stehen die Dschungel Ihnen selbstverständlich weiterhin offen, hingegen für allen anderen persönlichen, zumal derart persönlichen Unfug nicht.

      Lassen Sie uns also endlich getrennte Wege gehen. Ich meinerseits habe ihnen das bereits mehrfach gesagt, Sie Ihrerseits kamen desungeachtet mehrmals wieder auf mich zu. Und nun also abermals und öffentlich. Nur deshalb gehe ich hier auf Sie ein. Es kann doch wirklich nicht so schwer sein, einander endlich in Ruhe zu lassen. Ich meinerseits, ich wiederhole es nun abermals, ziehe mich völlig aus Ihrem Leben zurück. Und erwarte, daß Sie und Ihre aufdringlichen Freunde das endlich respektieren.

      P.S.: In Ihrem eigenen Wegblog dagegen können Sie geneinsam über mich herziehen, wie Sie nur wollen; ich lese es ohnedies nicht mehr.

    6. Werter Herbst. Es gibt ein Wort dafür: Paranoid. Niemand zieht über Sie her.
      Überdenken Sie einfach, was Sie unter Wertschätzung verstehen und wer hier – einseitig, denn das wird es bleiben – Schaden verursacht indem er in Öffentlichkeit zerrt (was sie oben selbst bemängeln). Das Ganze ist zu albern, als dass es einer detaillierten Richtigstellung bedürfte. Es ist einfach absurd, dass Sie hier Personen zum Gegenstand von Wasauchimmer machen, diese sich dazu dann jedoch nicht äußern “dürfen”. Die Stigmatisierung wird einzig und allein von Ihnen vorgenommen und das schon seit Längerem – wehe dem, der sich dagegen verwehrt.
      Ich kann Ihre Hysterie nicht nachvollziehen. Das “Sie” ist Resultat davon.
      Irgendwann werden Sie selbst darüber lachen. Und mit Kritik dann anders umgehen.

    1. Da in ein Allgemeines gebettet. Das groß genug und entfaltet genug ist, auch Peinlichkeiten zu fassen, die bisweilen Bestandteil des literischen Lebens s i n d – kurz: da Die Dschungel nicht angetreten sind, um zu verschweigen, – wollen wir auch d i e s e s tragen und die ihn (sie) schützende Anonymität des auch ein wenig unwissenden Beiträgers (“?”) oder der Beiträgerin gleich in einem Abwasch noch mit.
      Lächelnd: ANH.

    2. Nicht alles, was nicht verschwiegen wird, sollte auch veröffentlicht werden… …BigBrother verschweigt auch nichts, und ist trotz Abwasch dennoch etwas, was schon immer überhaupt nicht interessiert hat – Gewäsch. Meine Herren, bei Ihnen ist die Kamera anscheinend im Kopf installiert und mit ein klein wenig Phantasie und dem Gekritzel hier, lässt sich erahnen, wie es darin aussieht, ohne es visualisiert zu bekommen. So manches bleibt verborgen und dort soll es auch bleiben…

      Meine Anonymität bleibt auch, und ist als Schutz gedacht, wo doch offen mit Veröffentlichung der persönlichen Daten und der Auslieferung an Spamer gedroht wird…
      Auch wenn’s mich gar nicht betrifft. Nur, weiß ich, wann es mich ereilt, wenn es generell angedroht wird? Das Pseudonym ist als Schutz gedacht, das sollten Sie doch am Besten wissen.
      Denunziation ist das Wort, welches mir dazu einfällt, auch ohne konkretes Wissen der Vorgänge…

      Und, fühlen Sie sich nicht gleich wieder angegriffen, denken Sie mal darüber nach….länger…noch etwas länger. (lacht)

      Überall das hinaus, lieber Herr ANH, scheint mir Ihre Aggressivität und Ihre ständige Verteidigungshaltung ein Hauptantrieb zu sein. Die körpereigene Testosteronproduktion scheint noch in vollem Gange. Sehr interssanter Aspekt, hat sie doch bei manchem ihrer Gattung bereits viel früher versagt.

      Bliebe noch der freie Wille, abschalten oder nicht lesen.

      Es grüßt Sie freundlich
      a dupe

    3. Mir Denunziation vorzuwerfen, ist süß. Da es doch, verbunden mit der Anonymität, seinerseits denunziert und an jene Briefkästen denken läßt, die am Dogenpalast zu Venedig angebracht waren, in welche wiederum “gutmeinende Bürger”, ohne ihre Identität preisgeben zu müssen, ihre Mitbürger “anzeigen” durften. S i c h e r l i c h waren diesert Denunzianten geschützt. Die Dschungelhingegen schreiben mit o f f n e m Visier.
      Nun meine ich allerdings, erkennen zu können, daß sich hinter I h r e m Pseudonym wieder nur einer unter den schon bekannten Mitspielern dieser Posse verbirgt – nur halt ein wenig maskiert. Vielleicht sollten auch S i e also davon absehen, sich wegen etwas “geschützt” zu decouvrieren, das sowohl die Dschungelleser als auch ich selbst für erledigt erachten. Ich kündige deshalb an, jeden weiteren Beitrag, der sich mit dieser Angelegenheit noch beschäftigen will, aus den Dschungel herauszuroden. Möge das Zensur nennen, wem’s beliebt, Die Dschungel ziehen zu meinen vor, es habe dann einfach ihre Putzfrau alles wieder ein wenig auf Reihe gekriegt.

  2. Kritiker dürfen Kritiker dürfen nicht nur, ja sie sollen sogar über die Ästhetik eines Werkes urteilen. Das ist ihr Job. Eine Meinung über Literatur kann in weiten Teilen nur subjektiv sein und deshalb erwartet der Leser einer Kritik das auch.

    Wenn Sie auf Kritiker losgehen, wird das schlimmstenfalls zur Folge haben, dass Ihre Bücher zukünftig von der Kritik totgeschwiegen werden, weil kein Kritiker Lust hat, sich für die Ausübung seines Jobs Vorhaltungen machen zu lassen. Und Meinungsfreiheit gilt doch auch für Kritiker, oder? Für mich wären von den Verlagen gekaufte Huldigungen ein viel größeres Übel.

    Ich bin übrigens nicht der Meinung, dass ein Kritiker mit seiner Arbeit gleich auch über die Existenz eines Autoren entscheidet. Ich habe mir manches Mal Bücher gerade wegen eines Verrisses gekauft.

    1. Meinungsfreiheit für Kritiker. Aber sicher.Um mit Voltaire zu sprechen: Ich bin oft anderer Meinung, aber würde dafür kämpfen, daß sie die ihre sagen können. Allerdings sage ich dazu auch die meine. Daß sich das im Literaturbetrieb wie ein ungeschriebenes Gesetz nicht gehört, mag sein, und daß eines solchen Autors Werke dann nicht mehr besprochen werden (aus Furcht der Kritiker – ganz sicher nicht aller -, sie könnten unangenehmerweise ebenfalls Gegenstand öffentlicher Betrachtungen werden), ist ein Risiko, daß es gibt. Risiken aber nicht einzugehen, weil man wiederum Angst um die eigene Wohlfahrt hat, ist – mit einem Wort: korrupt.
      Abgesehen hiervon kann es nicht Aufgabe eines Kritikers sein, über die persönlichen Charaktereigenschaften eines Autors zu urteilen, sondern Gegenstand sollte schon das Werk bleiben; meine Erfahrung zeigt indes, das eine wird mit dem anderen gern absichtsvoll verwechselt oder eines dem anderen unterschoben. Andererseits liegt das bisweilen auch an mangelnden Kriterien. So hielt etwa Thomas Steinfeld (Süddeutsche Zeitung) das Werk Steven Kings zu dessen ästhetischen Gunsten gegen das Werk Thomas Pynchons, und auch die Nobilitierung der Harry-Potter-Serie in die Hochliteratur ist derart absurd, daß sich dem Phänomen nur soziologisch, psychologisch oder durch genaues Abklopfen der, sagen wir, kapitalistischen Interessenlage beikommen läßt.

      Die Dschungel werden nicht ablassen, sich solche Vorgänge anzuschauen. Sie haben dabei den Vorteil, daß ihrem Autor derartiges sehr gerne freihaus geliefert wird. (Auf einem anderen Blatt indes stehen persönliche Invektiven, wie sie sich in den letzten Tagen und schon einmal vor etwa einem Jahr in den Dschungeln niederschlugen. Die schlägt man klugerweise hinaus – im Wissen, daß sie ihr Biotop auch anderswo ganz gewiß finden werden. Da dann läßt man sie selbstverständlich in Ruhe.)

      Die Frage der existentiellen Wohlfahrt bezog sich übrigens in der Dschungel-Replik auf Stipendien, also direkte Geldmittel, über deren Vergabe ebenfalls u.a. von Kritikern entschieden wird. Es ist ein s e h r kleiners Kultursegment, dieser Literaturbetrieb, und jeder kennt jeden. Da gibt es dann viele, die sich vorauseilend ducken. Wobei ich denjenigen, die das n i ch t tun, auch dann mit hoher Achtung gegenüberstehe, wenn sie Einwände gegen meine eigene Arbeit vorbringen. Einwände gegen meine Person, verbunden mit psychologischer oder moralischer Herabwürdigung – l e s e n Sie nur einmal, was es da so gibt -, werde ich in jedem Fall im Rahmen meiner Möglichkeiten ahnden. “Ahnden” bedeutet: mit scharfer Polemik reagieren. Also mit Witz.

  3. Ach so O.K., das mit den Stipendien verstehe ich. Dennoch: Witz, als ein Ausdruck von Humor, offenbarte sich bei Ihrer Reaktion auf die letzte Kritik auch dem geneigtesten Leser nicht.

    Ich vermisse Gelassenheit. Wenn ich weiss, dass ich etwas Gutes zustande gebracht habe (keine Sorge – ich bin in keiner Weise künstlerisch tätig, aber auch eine Kämpfernatur), dann ficht mich Kritik garnicht an, weil ich fest daran glaube, dass sich Qualität am Ende durchsetzt. Gelassen zu schweigen ist nicht korrupt, sondern klug. Schweigen verlangt von mir in keiner Weise, dass ich mich beuge. Es veranlasst aber günstigenfalls meine Kritiker, mich zu unterschätzen, weshalb ich am Ende um so leichter triumphiere.

    Dann wäre das Vermächtnis für Ihren Sohn vielleicht nicht nur Unbeugsamkeit, sondern auch Größe.

    .

    1. Ich bin sehr über die Musik geprägt. Und habe die Erfahrung gemacht, daß ein Kunst-Darwinismus, wie der, dem Sie offenbar vertrauen, auf diese Weise nicht existiert. “Kunst wird g e m a c h t”, sagte bündig Benn dazu. Und hatte sehr wohl unter anderem van Gogh im Blick. Auch Mahler konnte letztlich nur überleben, weil er als Dirigent und Operndirektor Macht besaß. Wäre er letztres beides nicht gewesen, wir hätten ihn vergessen wie Erwin Schulhoff oder Othmar Schoeck. (Gell: Wer ist das?) Von Arno Schmidt wissen wir heute so genau wegen Reemtsma, er wäre ohne den vergessen. Und Wagner zündete ein Opernhaus an… nein nein, das war kein gesellschaftspolitischer, das war ein rein kunstpolitischer Akt. Übrigens völlig zu recht.

      Gelassenheit ist etwas für Leute mit viel Geld. Die darum dennoch g r o ß sein können. Oder für Leute mit einer sehr frühen Karriere. Nicht aber für Außenseiter wie mich, die sich in den vorausgesetzten guten Ton nicht einpassen und außerdem noch das Manko dieser Abstammung haben. “Mit deinem Namen (Ribbentrop) wirst du in Deutschland n i e m a l s ein literarisches Buch veröffentlichen dürfen”, sagte damals Arno Münster. Ich wechselte den Namen (die Freunde gaben mir den neuen) und bekam sofort einen Verlagsvertrag. Soviel zum Literaturbetrieb im allgemeinen. was nun meine Reaktion auf Martin Halter anbelangt, mit dessen Kritik ich übrigens ausnehmend zufrieden bin, so sagt das Fräulein aus der Tagebuchnotiz vom 2. Juli doch genug. Finden Sie nicht?

      P.S. Die Größe macht das Werk. Die Unbeugsamkeit der Charakter.

    2. Und das Schickal den Ruhm. Dass Sie sich von dem schnöden Mammon die Gelassenheit nehmen lassen, könnte man auch als Ausdruck einer Form von Korruption ansehen. Vielleicht sind sie da auch übersensibel, weil Sie sich einmal mit der Namensänderung haben korrumpieren lassen und das auch noch mit dem gewünschten Erfolg. Sie kennen doch bestimmt Sten Nadolnys “Entdeckung der Langsamkeit”. Ein wunderbares Buch. Es zeigt sehr schön, wie wir auch zu dem werden, was wir sind, durch das, was wir anderen von uns zeigen.

      Dass ein Kunst-Darwinismus nicht existiert ist leider wahr. Mir schien es oft absurd, womit vermeintliche Künstler so zu Ruhm und Geld kommen. Doch leider ist dies der kaum beeinflussbare Teil unseres Lebens. Ich bin mir da so sicher, weil ich seit Jahren chinesische Astrologie lerne und praktiziere. Eine überaus lebenskluge und pragmatische Kunst, wie die Asiaten halt so sind. Da ich selbst mit einem erfolg- und mittellosen Musiker zusammenlebe, hat mich die Frage des künstlerischen Erfolges besonders interessiert. Die Qualität der Kunst und ihr Ruhm sind leider voneinander unabhängig, wobei sich ersteres mit Fleiss und Ausdauer enorm, letzteres nur wenig steigern lässt. Die meisten Erfolgreichen haben diesen übrigens mit einer Arbeit, die sie hassen.

    3. D i e s e Form der Korruption, da ihre Folgen geradezu das Gegenteil zeitigen, würde ich dann tragen. *Lächelt.” Der schnöde Mammon wurde für mich erst zu einem Problem, nachdem ich ein Kind hatte. Es ist immer wieder die Frage: Was darf ihm zugemutet werden. Ein Vater, der klein beigibt, sicherlich nicht. Einer, der dem Kind das meiste (Materielle) versagt, auch nicht. Also w i r d nicht versagt, sondern auf den Finanzen…. sagen wir: voltigiert. Dennoch, zum ersten Mal in meinem Leben bin ich gewissermaßen erpreßbar (und bin es doch n i c h t; faktisch hätte ich es aber zu sein;; daraus ergeben sich auch sehr persönliche Widersprüche). Da jemand anderes abhängig beteiligt ist (eine Frau w ä h l t, ob sie so etwas erträgt oder nicht, ein Kind aber wählt nicht, sondern wird hineingeworfen), habe ich nun eine doppelte Verantwortung (und hat sie jeder in ähnlicher Situation), zugleich gegen die Kunst und das Kind. Mir ist das hochgradig bewußt, und das bestimmt einen großen Teil meines sowohl moralischen wie praktischen Lebens. Des künstlerischen noch nicht. Ja, ich muß das paradox ausdrücken: Ich bin heilfroh darum, mich über Jahre in eine Situation hineinmanövriert zu haben, aus der es ein Zurück eigentlich nicht mehr gibt. Es glaubte dem Saulus ja eh keiner den Paulus. *lacht abermals*.

      Übrigens habe ich so richtig keinen Grund zu klagen, denn die Wirkung gibt mir ja recht.

    4. Herzlich willkommen im Club Dieses Problem haben alle Eltern. Auch deswegen machen die wenigsten, was Sie lieben. Ich löse dies durch 2 Jobs. Sie können sich also zu den glücklichen Ausnahmen zählen. Einen Preis zahlen wir aber alle.

      Und ganz sicher werden unsere Kinder uns später unsere Versäumnisse vorhalten, egal was wir tun und was sie als solche ansehen, wie wir es bei unseren Eltern getan haben 🙂

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