Dienstag, den 12. Juli 2005.

Zwar um sieben erwacht, aber noch einmal eingeschlafen. Jetzt latte macchiato und Schreibtisch. Erst einmal die Planung für Italien – doch schon heute, nicht erst morgen -, damit ich der Dottoressa Girgensone, die meine Tonaufnahmen in San Michele betreuen soll, meine Ankunftszeit auf Capri mitteilen kann und vielleicht noch vor der Abreise eine Antwort erhalte. Ich werd parallalie bitten, mir den kleinen Brief in gutes Italienisch zu bringen.

Ansonsten wieder ARGO.

12.13 Uhr:
Nix ARGO. Sondern damit beschäftigt, Wikipdia um Informationen über die Villa San Michele und Axel Munthes Roman zu bereichern.

NACHTRAG:
Bis nachmittags, vor allem in Sachen Weblog, korrespondiert; wieder einmal Dank Gassners Mithilfe das Sponsorship für Die Dschungel gesichert, auch den Plan des DSCHUNGELBUCHes wiedererörtert. Dann schneite http://rdh.twoday.net” target=_blank” onmouseover=”status=’Wir sollten jetzt schlafen gehen, sagte Terry.’;return true;”>Titania Carthaga herein, wir hörten die BRIEFE AUS CATANIA, gingen ein paar Sushi essen. Pikanterweise lebt ihr neuer Freund bei der Mama meines Sohnes gleich um die Ecke. Ich meinerseits war völlig asexuell gesonnen und zog bald danach zur Verabredung mit einer jungen Nachwuchsautorin in den Pratergarten ab; immer noch eigentlich nur mit Der Dschungel beschäftigt und auch bereits in plot-Gedanken für das anstehende Hörstück über San Michele.

Dann saßen wir da, und das Gespäch wurde nach anfänglichem Zaudern intensiv. Sie wollte von mir poetologische Hinweise, eine Art Hilfestellung, die einen auf die Rutsche hebt, weil man noch nicht ganz an die erste Sprosse langt, die zur Plattform hinaufführt. Aber da war auch etwas anderes. Manchmal ist das nur eine Frage des Blickens. “Waren Sie schwimmen?” begrüßte sie mich irritiert, weil ich so leicht gekleidet daherkam; wer mich nur auf Lesungen sah, ist das nicht recht gewöhnt. Schulterfreies T-Shirt, über die Knie hochgekrempelte helle Hose, die indischen Lederschlappen, die ich derzeit gerne trage. Das obligate Handtuch über der Schulter. Sie hingegen dunkel und streng. Während des Gespräches wurden ihre Lippen immer schöner, voller, sehnig pulsend. “Sie sind in Ihrem Weblog sehr engagiert”, sagte sie. “Ja”, antwortete ich. “Ich habe das Gefühl”, nun wieder sie, “Sie haben das doch gar nicht nötig. Sie könnten doch gelassen sein. S i e sind das Genie.” Dieses Genie ließ mich lächeln – durchaus auch geschmeichelt, aber eben auch skeptisch, ironisch: Denn es komme, erklärte ich, darauf nicht an. “Sehen Sie, es gibt ein paar große Kollegen, die sich, da sie es ästhetisch, aber auch sozial geschafft haben, vom Betrieb zurückziehen und nur noch ihre Arbeit tun. Das ist verständlich, ein wenig auch beneidenswert. Dennoch denke ich: Nein. Ich habe diese spezielle Form von Energie, die haben nicht viele,und sie nicht zu verschwenden, bedeutet auch, sie nicht ruhen zu lassen. Der Betrieb soll nicht denken, er könne ungestört weiterschwiemeln, hat er den einen und/oder anderen auf seinem Podest erst mal abgestellt.””Ist das nicht d o c h Energieverschwendung?” Das waren fast deselben Worte, die mir mein Freund G. immer sagt. “Nein”, antwortete ich, “ich kann gar keine Energie verschwenden, es ist dazu zuviel von ihr da.” “Aber es ist so anstrengend.” “Ein Liebesakt, der nicht anstrengend wäre, was ist an dem gelegen? Wenn man ihn nicht an einer hohen Herzfrequenz nachmessen kann?” Sie fragt nach Buchempfehlungen, ich nenne Christa Reinig, Paulus Böhmer, Thomas Kling, Lutz Seiler, Jan Röhnert, auch Montale. Man spürt, das alles reicht ihr nicht. “Achten Sie auf Ihren Körper”, sage ich, als sie davon spricht, abstrahieren und die Gegenstände ihrer Arbeit in Schönklang und Form verhüllen zu wollen, “bleiben Sie an dem konkreten Anlaß, verraten Sie ihn nicht, indem Sie ihn auflösen. Hören Sie auf Ihren Körper, schreiben Sie aus Ihrem Körper heraus. Ihr Körper lügt nämlich nie, Worte und Weltbilder lügen sehr wohl.” Ich weiß, ich muß ihr das spürbar machen, beuge mich über den Tisch, küsse sie. Noch selten sah ich eine Fassade so sehr zerfallen. Sie fängt zu zittern an, bis zu den Zehen, hab ich den Eindruck: Ein intensives HingegebenSein, das sehr wohl und g e r a d e ein Grund für Poesie sein kann, sofern das nötige Talent und der Wille vorhanden sind. Ich habe keinen Zweifel, daß es bei ihr so ist. Wir küssen uns wieder. Auf dem Weg zu ihrer U-Bahn entschuldige ich mich, “ich möchte nicht übergriffig sein”. Abschiedsküsse unter der Hochstrecke, “ich möchte nicht mit Ihnen schlafen”, sagt sie und küßt abermals. Ich habe das auch gar nicht intendiert, wenngleich ich durchaus erregt bin. “Ich bewundere Sie”, sagt sie, was für mich ein unbedingter Anlaß ist, sie mit einem leichten Drücken dem Aufgang zur U-Bahn zuzuschieben. “Ich würde keine Frau jemals zwingen”, sage ich. Sie zittert, sie seufzt leise bei meinen kleinen Bissen. Dann geht sie, ich schwinge mich aufs Rad, sie hat etwas verstanden, ich bin mir dessen sicher. Etwas über Dichtung.





Arbeitsfortschritt:


Briefe, Briefe, Briefe.


Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .