Mittwoch, der 23. November 2005.

7.47 Uhr:
[Händel, Guilio Cesare in Egitto.]
Erst um halb acht hoch, die Erkältung legt sich, auch der Reizhusten war heute nacht nicht mehr ganz so schmerzhaft. Bin sofort nach dem Nachhausekommen einegschlafen, tief gefallen in den Traum, den ich nun vergaß, der aber ohnedies wohl der körperlichen Heilung galt und seinen Auftrag offenbar zu erfüllen begonnen hat. Vor dem Schreibtisch liegt immer noch Prothoe, die nicht heimfahren, sondern hierbleiben wollte, die noch schläft; und mir macht es momentan gar nichts aus, daß mir die Arbeitsdisziplin so weggeschwemmt, so unterflutet ist; immerhin sitz ich ja jetzt wieder mit meinem latte macchiato neben mir und diesem zum Wahnsinnigwerden genialen Händel in den Ohren vorm Laptop und formuliere. Auch lief gestern der ARGO-Text ganz wundervoll: nicken nicken nicken:: Ja, so muß das sein.
Abends dann mit Prothoe in der Hufnagel-ErinnerungsLesung von Paulus Böhmer und Gerd-Peter Eigner; beklemmende Texte, >>>> insbesondere der autobiografische, von Eigner vorgetragene letzte Roman Hufnagels hat es in sich in dieser schicksalhaft-grausamen Vater-Sohn-Ellipse, die ja a u c h eine sich neu und neu verwirklichende Allegorie ist. Eigner war von Prothoe derart bezaubert, daß er ihr später ein Kompliment nach dem anderen machte; auch G, der ebenfalls da war, flirtete auf DiavolaKommRaus. Anwesend auch Thomas Hettche, der ziemlich schnell nach der Veranstaltung ging. Fleischlos legten sich unsre Hände ineinander, ganz ohne Muskelwille und so kurz, daß man von lasch sprechen muß. Kein Mensch, selbst ich nicht mehr, kann glauben, daß wir einmal eng befreundet waren, soviel Verachtung füreinander haben unterdessen Zeit und BetriebsUsancen gegenseitig hochgeweht.

Und wieder höre ich die ‚die Leute’ rufen: „So etwas darf man d e n k e n, nicht aber schreiben, nicht öffentlich sagen!“ – Soso, denk ich mir, s o also haltet ihr’s. Und spuck euch das touché!

ARGO.

9.13 Uhr:
[Händel, Cesare ff, Piangerò. Magdalena Kozená.]
Eine Nachricht von Prunier aus Frankreich ist nachzutragen; der Übersetzer hat lange geschwiegen, ich war schon unruhig, ob auch hier wieder von Deutschland aus gemauert würde; aber es waren wohl private Hindernisse, die ihn beschäftigten und beschäftigen mußten. Jetzt aber habe er, teilt er mit, die Titelgeschichte der NIEDERTRACHT DER MUSIK ins Französische übertragen, und zwar im Auftrag einer angesehenen, auf Literatur und Kunst spezialisierten Zeitschrift, deren Namen ich hier nicht öffentlich nennen mag, weil ich nicht weiß, welcher meiner Gegner dieses mitliest und dann evtl. versuchen wird, auch d i e s e n ‚Auslandsvorstoß’ zu verhindern. „Die Arme deiner Feinde reichen weit“: ich erinner mich sehr wohl.
Des weiteren seien unterdessen zwei seiner Aufsätze über mein Werk in frz. Zeitungen erschienen, die er mir mit der Post zusenden werde.

{Regieanweisung:}: Prothoe erwacht . Und Herbst wiederholt die Händelarie, stellt von Kopfhörern auf die ProAc-Boxen um.

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