Freitag, der 9. Dezember 2005.

4.44 Uhr:
Pinken Trainingsanzug, Kapuze überm Kopf, Milchkaffee. – War nicht so schwer, heute früh hochzukommen, schon, weil ich gestern tatsächlich um 22.30 Uhr schlafen ging; das ist nun wirklich selten. Aber mir verschwamm der Blick überm VortragsTyposkript, ich merkte, daß ich nicht mehr klar dachte. Und von meinen Netzfreundinnen kam keine in den Chat. So gehe ich nun an ARGO.

[Ich schrieb das gestern nicht mehr, wegen der Müdigkeit, ABER: Wenn Sie Kinder haben, liebe und böse Leser – ja, ich meine jetzt a u c h die Gegner, die Sie in diesen Sites herumstöbern, damit Sie etwas finden, das sich gegen mich auslegen läßt, ob nun im Prozeß gegen das verbotene Buch, ob nun anderweitig: — wenn Sie und meine l i e b e n Leser also Kinder haben, dann gehen Sie ganz unbedingt mit ihnen in >>>> Die Chroniken von N A R N I A. Es ist ein wunderschönes WeihnachtsAbenteuer und zugleich, überlegenswert, ein Film über die Sublimation von Krieg. Und über die Hartnäckigkeit eines alten Mannes, gegen alle Welt an seinen Traum zu glauben. Nur weshalb der Märchenfilm “Chroniken” heißt, das wird leider nicht klar. – Jedenfalls waren mein kleiner Sohn und ich gestern nachmittag drin in dem Film – und einmal krabbelte er vor SpannungsErregung auf meinen Schoß, verbarg seinen Kopf zwischen meiner Schulter und meiner Brust, legte noch eine Hand darüber, spitzte indes, den Kopf gegen die gebogene Linie des zusammengenommenen Körpers verdreht, durch eine Fingerfuge h i n…]

8.30 Uhr:
Arbeitswohnung.
Einen sehr schönen Brief von >>>> Wolfgang Held aus London erhalten, der das verbotene Buch gelesen hat, es mit den „genialen Sauereien“ einer von mir sehr geschätzten Autorin vergleicht und davon spricht, daß „Ihre fucking honesty hat doch einen ganz anderen Schwung!“ Sowas tut natürlich gut an einem Morgen, an dem zuoberst die Sichtung eines Kontoauszuges anstand: w a s gesehen wurde, wird hier besser nicht kommentiert. Und „ein ängstliches Volk jetzt, die Verleger“ schreibt Held noch obendrauf. Wenn man nur nicht kontern müßte „ja, und zwar zu Recht, aber aus einem anderen Grund, als sie glauben“!

Dann noch >>>> Alexandra H.: „Ich bin froh dass Du mich damals unter Druck gesetzt hast, sonst hätte ich keinen Abstand von Dir nehmen können, und ich glaube, für eine Beziehung taugst Du nicht viel wegen Deiner Internet-Frauen.“ So schreibt sie mir in einer Mail. Und ich antworte: „Ach Alexandra, die Internet-Frauen hab ich doch, bis wieder einmal eine l i e b t, die auch ich lieben kann. Sie gehen ja alle immer…“ Wobei ich genau weiß, w e s w e g e n sie, und zu Recht, gehen. Immer ist ****** zugegen. Wie eine Hintergrundstrahlung am —- so heißt ein Schreker-Lied, deshalb darf ich das schreiben, schließlich ist’s ein Zitat: am Grunde meiner Seele.

Und ich muß mich bei Katanga entschuldigen, der ein wenig angesäuert wegen meiner gestrigen Bemerkungen zum Versagen des NewsletterProgrammes war: tatsächlich hab ich mal wieder auf den falschen Knopf n i c h t gedrückt… Also: ein Pardon! in die Schönhauser hinüber.

13.04 Uhr:
Zweite Fassung des Vortrags hergestellt. Er heißt jetzt




DIE ANTHROPOLOGISCHE KEHRE.
42 Partikel.



Das Spiel mit Douglas Adams’ Sinn des Lebens ist natürlich gewollt, obwohl es im Vortrag selbst nichts zu suchen hat. Hier darf ich das aber der (wie tief eigentlich?:) geneigten Leserschaft verraten. Bevor ich mich nun zum Mittagsschlaf ausstrecke, den ich rein arbeitstechnisch verdient habe, wenn auch mein Schlafguthaben heute nacht wirklich nicht litt.




[Nachher muß ich für den SWR “Wie werde ich mit Sicherheit Millionär” schreiben, zumindest skizzieren. Bin mal wieder zu spät. Aber der rechte Einfall kam mir erst vor zwei Stunden, und da mochte und durfte ich den Vortrag nicht unterbrechen.]

16.57 Uhr:
Heute noch überhaupt keine und in den letzten Tage >>>> sehr wenig Musik gehört (von der live-Oper abgesehen, selbstverständlich): Überarbeitungen, Überarbeitungen; da g e h t halt nix. Aber für heute abend und morgen früh will ich was mitnehmen, damit ich den SWR-Text auf der musikalischen Gischt in die Datei wellenreiten kann. Sò – und jetzt hol ich gleich meinen oberpfiffigen Frechdachs aus der Musikschule ab.

18.49 Uhr:
Traurig, beide, Sohn und Vater. Es ist meines Jungen erste Begegnung mit dem Tod. Das schwarzweiße Rattenböcklein, Jonathan, ist am Hochbett verunglückt; offenbar ist er auf der Leiter ins Rutschen gekommen und steckte dann mit dem Köpfchen zwischen Geländer und Sprossenstrebe fest. Er muß sich sehr gewehrt haben gegen den Tod, er war klitschnaß. Adrian fand ihn und nahm ihn heraus und bettete ihn auf seine Unterwäsche.Dann kam er zu mir und sagte verstört: „Papa, ich glaube, es geht Jonathan nicht gut.“
Er weinte, ich handelte, baute dem Ratzerl einen Sarg aus einer Schachtel. Adrian wollte für das Tier eine Blume kaufen, wir gingen hinunter, der Junge suchte eine weiße Rose aus. Deren Blätter taten wir als Bettzeug in die Schachtel, darauf den Rosenkopf. Dann haben wir Jonathan, drei Monate alt, auf dem Hof unter Ranken und einem hüfthohen hölzernen Indianertotem begraben. Es war ganz dunkel auf dem Hof, es war still und dezent.