Holocaust-Karikaturen ausge‚lobt’. Die Globalisierung frißt ihre Betreiber.

Ich las >>>> das eben und bin entsetzt.
Bereits ist das Verb ausloben, wenngleich richtig verwendet, ganz entsetzlich. Und dennoch kommt es nun auf Ruhe an. Der Iran wolle, las ich dann weiter, den Westen auf seine Meinungsfreiheit prüfen. Er prüft in der Tat. Er faßt die westliche Welt an eine ihrer – mit Recht – allerempfindlichsten Stellen. Aber auch der Westen hat im Iran gläubige Mohammedaner an eine ihrer allerempfindlichsten Stellen gefaßt. Das darf man jetzt nicht vergessen. So schreckensvoll das ist.
Wie dürfen wir reagieren? Wir müssen protestieren, ja, wir müssen demonstrieren, und es kann auch die Unterbrechung jeglicher diplomatischen und ökonomischen Beziehung eingeleitet werden; aber das traut man sich hierzulande ja nicht, weil man Angst um den Ölpreis hat und also um die Arbeitsplätze auf der einen und die Rendite auf der anderen Seite. Was aber n i c h t geschehen darf, ist irgend eine Form von Gewalt, geschweige militärische. Da ist es auch kein Argument, wenn der Terrorismus angeführt wird. Ländern ohne große militärische Macht kann nicht mit clausewitzscher „Moral“ entgegnet werden. Ich schrieb das bereits >>>> andernorts: Ein ‚Drittwelt’land, das mit einem Heer auf den Westen zumarschiert, m u ß verlieren, es hat da gar keine Chance. So etwas von ihm moralisch zu verlangen, hieße, von ihm den Selbstmord verlangen. Also e n t s p r i cht der Guerillakrieg auf der einen Seite – und seine Unabgrenzbarkeit – dem massiven Heer auf der anderen. Es kommen sogar bei terroristischen Anschlägen insgesamt weniger Menschen zu Schaden als umgekehrt bei einem Bombardement durch eine machtvolle Luftwaffe. Der Schmerz aber, der zugefügt wird, und das Grauen halten sich so die Waage. Die eine Waage des Schreckens ist und ins Tagebuch jedes Krieges gehört.

Ich las das eben und war entsetzt. Daß ich umgekehrt bei den Mohammed-Karikaturen n i c h t entsetzt war, zeigt, wie wenig sensibel auf das, was sie berührt, die Globalisierung stimmt. Jetzt Gewalt anzuwenden, bedeutete, dem fundamentalistischen Islam in seinen Argumenten gegen uns recht zu geben.

7 thoughts on “Holocaust-Karikaturen ausge‚lobt’. Die Globalisierung frißt ihre Betreiber.

  1. Zwölf Goldmünzen winken den Siegern des Wettbewerbs.
    Noch perfider wären dreissig Silberlinge gewesen.
    Gerade in diesem Zusammenhang.

    1. Dreißig Silberlinge. Das wäre nicht dem mohammedanischen Denken angemessen. Denn Jesus ist a u c h ein Prophet im Islam, aber eben e i n e r, nicht d e r. Man geht nicht blasphemisch mit dem eigenen Glauben um. Nicht einmal in diesen Zusammenhängen.

    2. Das vergass ich. Dumm von mir. Ich stellte mir bloss vor, was unter den Christen eine ähnlich heftige Reaktion auslösen könnte. S o gesehen, träfe es ins Wunde. Ganz abgesehen davon: die dreissig Silberlinge wurden in der christlichen Tradition immer als difamierende Waffe gegen die J u d e n ins Feld geführt. Was den radikalen Muslims wiederum in die Hände spielte.

  2. man sollte abwarten, was für karikaturen dort bei der ausschreibungen herauskommen. wenn man mit gleichem recht reagieren will, dann sollte man fahnen verbrennen (ich persönlich finde es nicht schlimm, wenn nationalsymbole zerstört werden – es doch nur stoff). aber möchte man sich auf das niveau begeben und mit solchen maßnahmen reagieren, wie es im (nahen) osten geschah? ich nicht. wenn nicht menschen gestorben wären, möchte man fast über diese dermaßen überzogene reaktion nur lachen. zweifelsohne ist es nicht nett und entspricht auch keinem sonderlichen fingerspitzengefühl, menschen durch karikaturen zu verletzen – aber man sollte nicht vergessen, worum es hier letztenendes geht (oder was der angebliche vorwand sein soll): karikaturen. und bei allem respekt, aber die medien zeigen mal wieder, wie dermaßen intolerant nationen wie z.b. der iran sind – eines der größten probleme des islams (so sagt es zumindest der spiegel): intoleranz. so, genug geschwafelt.

  3. wozu? wenn man sich die karikaturen ansieht, die in den letzten jahren in diversen printmedien im mittleren osten erschienen sind, ist dieser wettbewerb schlicht überflüssig. da werden teilweise klischees strapaziert, gegen die die zeichnungen im stürmer fast feingeistig zu nennen wären.

    und wie geht man am besten mit jemandem um, der offensichtlich um jeden preis nach aufmerksamkeit geifert? man entzieht sie ihm. das wäre die angemessene reaktion auf diese schmierenkomödie mit global verteilten darstellern.

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