Schon als Kind war Melissa schön gewesen. Ich weiß das, sie zeigte mir Fotografien. Als Frau aber bekam diese Schönheit etwas Skandalöses. Melissa war, als ich sie erstmals traf, schöner als alles, das ich je gesehen hatte. Allein ihr Gesicht benahm mir den Atem. Es war nicht warm, geschweige gütig, sondern… es gibt kein anderes Wort: da. Man wurde fast blind vor solcher Gegenwart. Verlor aber einer n i c h t seine Autonomie, wagte gar einer, sich ironisch-despektierlich zu äußern, wurden ihre Augen zu Dornen, deren Kälte ihn erstach. Das ist nicht metaphorisch erzählt, sondern das war so, konkret. Auch wenn die Ärzte meist von Gehirnschlägen oder Herzinfarkten sprachen, von anderweitiger Anfälligkeit. Dies war nichts als der aufgeschreckte Versuch, die Geschehen bürgerlich zu profanieren, die damals über unsere Stadt gekommen sind. Als diese Frau hinzuzog, die ihrer eigenen Gottheit Priesterin.
Es war da aber irgend etwas, das den Sammler an Melissa festhielt; selbst nach dem für ihn ziemlich teuren Prozeß, etwa ein Jahr später, tauchte der Mann wieder bei uns auf. Melissa brachte ihn abends zum Essen heim. Das schien Senftmut anfangs ein wenig peinlich zu sein, es gab ja…
Sie hatte einen Vertrag aufgesetzt, offenbar am Morgen, nachdem sie mich kennengelernt hatte; oder sie hatte ihn als Formular bereits vorrätig. Jedenfalls, ich kann das nicht anders nennen, legte ihn mir vor am Abend darauf. Da hatten wir uns geküßt, also, um das genau zu sagen: sie mich. Ich stand…
Ich könnte diese Erzählung aus dem Character des Weblogs herausschreiben: immer wieder nur einzelne unverbundene Passagen, die ganz bewußt darauf verzichten, einen steuernden Zusammenhang herzustellen, die einander vielleicht sogar widersprechen, sei’s in der Handlungsfolge, sei’s in den Zuschreibungen. Sondern Episoden aus Melissas Leben, wie sie mir jeweils an den Tagen…