Arbeitsjournal. Freitag, der 11. August 2006.

6.09 Uhr:
[Berlin Kinderwohnung.]
Um sechs auf.
Von „Arbeitsfortschritt“ läßt sich für gestern nicht sprechen, deshalb tipp ich auch keinen. Dafür war’s schön mit der Familie, morgens hatte es einige Korrespondenz gegeben, auch ist nun der Briefwechsel um Ellis in Gang gekommen. Nur eben an die Fünfte Bamberger Elegie ging ich nicht; immerhin hab ich in Der Dschungel >>>> alle bisherigen diesbezüglichen threads korrigierend durchgezählt und wechselseitig verlinkt. Von U., der Lektorin, war vorgestern nacht ein Einwand gekommen, von dem ich noch nicht weiß, ob ich ihn berücksichtigen muß; es ist aber etwas an ihm: „Du kannst nicht von ‚Anahit’ sprechen in diesen Gedichten – nicht, wenn man, wie du tust, immer wieder auf den Orient assoziiert, dessen Schriften oft punktiert sind, so daß die Vokale wegfallen. Dann nämlich verweist ‚Anahit’ auf dich selbst: ANH(t). Das solltest du unterlassen, denn es ist ja so nicht gemeint.“ Wenn ich also auch noch nicht weiß, ob ich wegen dieses – richtigen – Einwands, eine andere mythische Gestalt, von anderer Herkunft, aber gleicher Art, nehmen muß, brachte mich das doch dazu, mich nun nachdrücklich für den Untertitel BAMBERGER ELEGIEN zu entscheiden und die threads entsprechend umzubenennen.
Nur hat das, Leser, einen etwas eigenartigen Nebeneffekt. Mir kam gestern weniger der Gedanke, als das Gefühl, ich könne die Fünfte Elegie d e s h a l b nicht hier schreiben, weil ich doch grad in Berlin bin. Selbstverständlich ist das objektiver Unfug, aber auch Unfug schlägt manchmal durch. Dann – ich wachte vorhin um Viertel vor fünf a u f, legte mich aber noch mal hin – fiel mir aber beim, sagen wir mal, ‚Zwischenpinkeln’ (Pinkeln zwischen Schlafen und Schlafen, denkendes Träumen, Hexameter) ein, daß die Fünfte Elegie nach dem trauernden Liebesstück der Vierten sich >>>> hiermit und >>>> hiermit und >>>> hiermit beschäftigen sollte – und müder Augen hob ich d o c h eben die Klappe des Laptops an und schrieb die erste Zeile. Dann wankte ich aufs Hochbett zurück.

Daß sich allesdies allein >>>> h i e r a u s entwickelt hat! Nicht zu fassen. Es war doch erst nur dieser Satz da… wie ein blushen… nein, ein entsprechendes deutsches Wort mit genau dieser semantischen Aura gibt es nicht (vielleicht ist diese Aura aber nur für einen nicht-Englisch-Sprachler da, vielleicht empfände ein englischer Muttersprachler es genau umgekehrt und zöge deshalb unser ‚Aufblitzen’ vor: Übersetzerfrage.)

[Bamberger Elegien (16).
>>>> BE 17
BE 15 <<<<]

(Um neun muß ich zur Steuerberaterin aufbrechen. Ist die Fünfte Elegie bis dahin begonnen, werd ich während der S-Bahn-Fahrt im Notizbücherl weiterschreiben.)

Das Börsenblatt für den deutschen Buchhandel hat seine Falschmeldung, ich hätte mich aus dem Web zurückgezogen, gestern öffentlich dementiert. So schrieb mir der Autor des Artikels. Übrigens. Entsprechend hab ich meine öffentliche Reaktion in Der Dschungel offline gestellt.

6.51 Uhr:
[Die Dschungel führend, Kommentare lesend und beantwortend.]
>>>> Brsma, wie immer klug und erweiternd, >>>> geht auf die Autonomie-Diskussion klardenkend ein. Nun will ich d o c h eben schreiben, daß mir >>>> Wolf Singer geantwortet hat auf meine kleine Mail, ob wir nicht eine Korrespondenz über Willensfreiheit und die damit verwandten Themen führen könnten. Unter anderem schreibt er: (….) daß Geglaubtes, auch wenn es jeder objektivierbaren Grundlage entbehrt, nachhaltige Folgen für unser Tun hat. Das gilt im übrigen für alle sozialen Realitäten, die nur über Konsens dingfest gemacht werden können, wie Wertesysteme etc. Was zum Beispiel hat der Glaube an Gott nicht alles in Bewegung gesetzt? Ähnliches gilt für das Konzept des Freien Willens.Hierum möchte ich, daß sie kreist, die Fünfte Elegie – und vielleicht auch noch eine weitere.

12.45 Uhr:
Zurück. Mein ganzer Körper ein Denken: Zeile um Zeile, Strophe um Strophe während der beiden S-Bahn-Fahrten notiert, Unzusammenhängendes aber, weil Kontinuität da nicht gelingt, deshalb ganz hastig, um nicht den Ausdruck zu verlieren. Seltsame Phrasen bisweilen, >>>> auf leise Art furchtbar.
Will jetzt eine Stunde schlafen, dann übertrag ich das ganze Zeug und setze die Fünfte Elegie fort.

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