11:39
Die Unterhaltung zwischen den Menschen stellt auf ihre Weise ebenfalls eine Spiegelscheibe ohne Belag dar. Derjenige, der spricht, befindet sich in dem zweiten Zimmer und hält den undurchdringlichen Spiegel der Worte vor sein Gesicht. Woran denkst du, wenn du sagst: Es ist schönes Wetter? Ich höre: Es ist schönes Wetter, das ist alles. Ich habe von dir nur jene äußere Erscheinung, jenen Schleier. Die Worte kommen mir einfältig vor, wenn sie nur jenen gewöhnlichen Sinn haben. Was verbirgst du vor mir hinter jedem Wort, das du sagst? Wenn mich dieser Gedanke streift, wie sollen meine Augen nicht trübe werden über all das, was sie nicht sehen können? Und man muß mir den Wahn verzeihen, der mich zu interpretieren treibt, der mich befällt, wenn du sagst, daß schönes Wetter ist… denn damit du die Notwendigkeit verspürst, mir so wenig zu sagen, damit mir verborgen bleibt, was du für wichtig hältst, hat das, was in dir wohnt, nicht ein größeres Recht darauf, mir verheimlicht zu werden, wie ein Liebhaber im Schrank, wie die Erschütterung eines Vergnügens, von dem ich ausgeschlossen bin, eines nicht geteilten Schmerzes, eines Lebens ohne mich, ein Augenblick dieses kleinen Traumes, in dem du es vorziehst, mich in nicht wiedergutzumachender Weise beiseite zu drängen, den du ohne mich gelebt, gezittert, geseufzt haben wirst, was weiß ich?
Louis ARAGON, Spiegelbilder
Gestern wurde auch der Spiegel angebracht, von dem —–> hier die Rede war.