B.L.’s 15.2. – „Omlillo?“

17.23
In Rom hat’s geregnet, als ich die U-Bahn-Station Lepanto verließ, um das Zivilgericht zu erreichen und wieder mal Übersetzungen beglaubigen zu lassen. Überall Pakistaner, die Arme vollgehängt mit Regenschirmen. So schon am Bahnhof Termini, wo ich kurz in der Nähe eines der Eingänge eine Zigarette rauchte. Fünfmal kam einer von ihnen (es muß wohl insgesamt ein Dutzend gewesen sein) auf mich zu mit ihren sich hebenden Armen: „Omlillo?“ – so ähnlich klang es jedenfalls. Leider wußte ich dann beim Abstempeln der Übersetzungen und beim Anbringen der Stempelmarken nicht so recht, wohin mit meinem Schirm, legte ihn naß auf den Tisch, und siehe da, die Druckertinte verschwamm ein wenig an zwei – glücklicherweise nur winzigen – Stellen. Früh schon fuhr ich wieder zurück (nachdem ich in der Bahnhofsbuchhandlung noch einen Landolfi und im Bahnhofssupermarkt eine Flasche Whisky gekauft sowie einen „Ulisse“ (mit Schinken und Mozzarella belegtes Brot oder Brötchen (wie man will: ein Mittelding halt) – was das nun mit Ulysses bzw. Odysseus zu tun hat, weiß ich nicht) nebst Pampelmusensaft verzehrt hatte). Sie würde erst heute Abend zurückkommen. Und fast beeilte ich mich, diesen Nachmittag allein hier zu verbringen. Leider aber klopfte es zu ihrer üblichen Zeit: die vorgesehene Sitzung sei verschoben worden. Aber eigentlich änderte das nichts an diesem Nachmittag. Ich blieb sowieso in meinem Zimmer. Hatte zu arbeiten. Und die nächsten Tage werden nicht anders verlaufen. Morgen ist der erwähnte Lesermarathon in Terni. Ich werde ihr sagen, daß ich zu viel zu tun hätte, und daß ich – so wie’s zwischen uns steht – nicht in der Lage wäre, etwas mit ihr gemeinsam zu unternehmen. Ich bin auch nicht in der Lage dazu, mich wie im letzten Jahr vor die Leute hinzustellen, und tatsächlich Dinge vorzulesen, die mir am Herzen liegen. Inmitten einer mir unliebsamen Beliebigkeit. Sicher: Ein jeder tut, was ihm behagt, aber dies nun in einer Suppe aus Kitsch und Konvention zu verrühren, behagt mir auch wieder nicht. Jetzt in diesem Augenblick der Dämmerung hatte ich einen Moment lang den Zweifel, ob das Pfeifen aus meiner Lunge kam, oder ob das Käuzchen wieder wach geworden ist. … Nun warte ich darauf, daß das Käuzchen wieder ruft… Magst du nicht? Na komm schon, dementier mich! – Ecco!

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