Paul Reichenbachs Freitag, der 9.März 2007. Blind Date.

>>>In der Nacht ein Traum. Die Häuser taumeln, Türen klappern, Fenster klirren. Im kühlen Sternenwind, die vierte Wand: Jene, deren Name niemals ausgesprochen und nie geschrieben werden wird, schaut mit geweiteten Pupillen in einen leeren Raum. In ihrem Kopf sitzt mein Abbild. Genau auf dem blinden Fleck, …bis ihre Iris überfloß. Und sie erkennt ihn nicht, erkennt mich nicht. Ich laufe auf spiegelblankem Glaskörper, winke, will gesehen werden und bin nur Staub, der drückt.

Das Wochenende naht. Der Schreibtisch quillt vor Pflichten über. Ich habe den Überblick verloren, und würde mir am liebsten ein Tuch vor die Augen binden und mich blind stellen. Stattdessen klingelt hier ständig das Telefon, ich hatte vergessen der Zentrale zu sagen, dass ich nicht gestört werden will, und hängt mich von mir ab. >>>Freitag ist Lesezeit. In ANH’s strenges Versmaß gilt es sich heute einzufühlen.
Th. Kling notierte einmal über Dichter: „Kurz: der zeitgenössische Dichter, die Dichterin sollte ruhig aufs Ganze gehen – also keine Zugeständnisse an die zehn Leser mehr, tatsächlich muss das Gedicht auf e i n e r Ebene v o l l funktionieren – mit dem nicht augen –und ohrenfälligen, dem submaritimen Teil des Eisbergs kann sich, so sie nichts Besseres vorhat, die Taucherriege der Philologie befassen.“ Nach Kling ist das Gedicht ein nicht kaputtzukriegender anthropogener Tastapparat. (Th. Kling, Botenstoffe. DuMont 2001.)
Die Bamberger Elegien: Sensoren, die im Rhythmus des Hexameter Welt abtasten.

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