– für John Donne im Dichterhimmel –
Da streiten sich die Leut‘ herum,
um eine Mütze, die hoch steht
und einen Stab der grade, krumm.
Doch seht !
Ganz hinten winkt ein Kellner uns,
sein Frack ist ein Skelett.
Der Knochenmann er lockt
und singt, bevor die Seele
Helles trinkt.(montgelas)
Der Himmel ist heute von einem unsagbaren Blau. Die Sonne konturiert mit kaltem Licht die Umrisse der Häuser an denen ich auf dem Weg ins Büro vorbeifahre. >>>Alles Dunkle, die Zeit in W., der bittere Nachgeschmack ihrer Küsse, die wilde Aufregung vor Premieren, über 30 Jahre ist es her, schafft erinnernd barocke Bilder, die wie “ T a b l e a u x v i v a n t s “ vor meinen inneren Augen zu leben beginnen.
Barock: Das ist für mich vor allem die oft unfassbare Einheit von Gegensätzen. Ein mit tausend Strudeln mäandernder Fluss, dessen marode Uferbefestigungen stetes Fließen illusionieren.
Barock, das sind Heraklit, dessen Kopf am Beton einer Staumauer zerplatzt und Dornbüsche die leuchtend lodern und doch nicht brennen. Qirlende Bewegung und absolute Ruhe in Einem, die explodierende Sahne im Tee, das ist für mich barock.
Barock, das sind der grenzenlose weite blaue Himmel und die sternenklare Nacht über mir. Und die Enge der Mauern, die mich umgeben.
Barock – ein Lebensgefühl,
das sich lustvoll über die Realitäten täuscht und sie doch kennt.
Barock, das sind Lüftlmalerei und Vanitas. Federleichte und schwere Wolken,
die schönes oder schlechtes Wetter verheißen.
Barock, das ist gemessene Maßlosigkeit.
Freejazz, Steve Reich, Bach und die Kunst der Fuge.
Barock, das ist Essen, Trinken, Lieben, Hassen,
Malerei, Musik, Lesen, Schreiben
und das befreiende Wissen:
Alles wird Exkrement!
Nicht bitter sondern süß ist es, wenn die Zeit verweht.
Der Tag ist heute mit Terminen im Büro und in der Freizeit völlig verplant.
Am Abend bin ich mit montgelas zu einer Vernissage in der Gutleutstraße verabredet. Vorher wollen wir in Sachsenhausen kurz halten, um nach einem Bekannten eines Freundes zu sehen, der seit Wochen verschütt ist.
Zur Saisoneröffnung 2007 im gutleut 15 ausstellungsraum findet im Rahmen der Ausstellungsreihe „länderspiele“ der 4. Teil statt, den man als eine Art Berliner Heimspiel bezeichnen könnte. Gezeigt werden Arbeiten der Künstlergruppe „synthetic forces“, die Friederike Anders wie folgt beschreibt:
„Synthetic Forces aus Berlin hat sich neu formiert und setzt nun mit neun Positionen gleichzeitig an zum Sprung in ein neues Experiment mit offenem Ausgang. Unter dem programmatischen Titel ‚Gruppe‘ untersuchen die KünstlerInnen die Bedeutungen dieses Begriffes sowie den Mehrwert, der durch wechselseitige Bezugnahme aufeinander erzeugt werden kann. Das so entstehende Kraftfeld enthällt Brennpunkte und latente Bedrohlichkeiten von Gruppenzusammenhängen, die erst durch die Darstellung durch eine Gruppe kenntlich werden, und möglicherweise auch nur in der Gruppe überwunden und gemeistert werden können.“ Zu sehen sein werden Malerei und Zeichnung; Skulptur und Installation, sowie Fotografie.