Arbeitsjournal. Donnerstag, der 22. März 2007.

5.02 Uhr:
[Berlin, Küchentisch.]
Pünktlich auf und mit dem Rad herüber. Von dem nachtplötzlichen gestrigen Schneeweiß ist nur noch ein indes h e l l e r Matsch geblieben, wässrig wie Pfützen. Zum Treffen mit dem Profi kam es dann nicht mehr, er fuhr allein in die Bar, während ich den Weg durch das Schneetreiben scheute, aber wir telefonierten noch und werden heute nachmittag die ersten Exemplare MEERE-bei->>>> Volltext aus der Druckerei abholen. Mal sehen, wie viele ich morgen auf meiner Leipzig-Fahrt mitbekommen werde.
Jetzt zwei Stunden lang, wie gestern nacht bis kurz vor zwölf, weiter Hexameter-Arbeit an der Dritten. Dann mit dem Jungen zur Schule, weil ich das abklären will, daß ich ihn wegen Stromboli für vier Tage, die sich den Osterferien direkt anschießen, aus der Schule nehmen werde. Die Schulflicht verlangt da eine Genehmigung. Nicht, daß ich‘s nicht dennoch täte, erteilte man mir die Genehmigung n i c h t, aber ich sollte in diesem Fall die Form wahren, sonst kriegt mein Junge die Folgen meines Querkopfes ab (wobei ich selbstverständlich begreife, welch wichtige Funktion diese Schulpflicht für nicht wenige Kinder erfüllt: sie ist ein S c h u t z; andererseits halte ich es für unangemessen, jedes Gesetz auf jederlei Character anzuwenden; Charactere sind verschieden; daß Gesetze das nicht reflektieren können und wohl auch gar nicht dürften, steht auf einem anderen Blatt – hier gilt dann, im Zweifelsfall, Kleist).

Ach, und den Newsletter muß ich schreiben, worin ich die Volltext-Ausgabe ankündigen will.
Guten Morgen. Lustig und weltfremd >>>> diese (sehr freundich gemeinte) Annahme… ich meine das in keiner Weise böse, sondern bin im Gegenteil dankbar, daß so etwas zur Sprache kommt und daß sich auf diese Weise tatsächliche Verhältnisse ins Licht rücken lassen. Etwa erhielt ich gestern für meine >>>> Monteverdi-Kritik (in der kürzeren Fassung) von der FAZ 107 Euro überwiesen – incl. 7,5 % Mwst. Ich sitze an so etwas, ohne den Opernbesuch abends zuvor mitzurechnen, etwa einen Tag.

10.28 Uhr:
[Berlin, Arbeitswohnung. Händel, Rodrigo.]
So, die nächste Fuhre aus der Väter-Weg ins Arbeitsdomizil gebracht; das muß mich jetzt auspacken und provisorisch zuordnen. Außerdem ist viel Post zu öffnen und ebenfalls nach Dringlichkeit zu ordnen. Deshalb bleibe ich, auch ohne Netzanschluß, erst einmal hier, werde hier auch den Mittagsschlaf machen. Irgendwann soll jemand kommen, um das Telefon anzustellen. Und Kinderdienst ist mam frühen Nachmittag zu verrichten; frühestens danach werd ich wieder ins Netz gehen, aber irgendwann mit dem Profi zu der etwas abgelegenen Druckerei fahren, um eine erste Partie MEERE (Volltext) abzuholen, die ich morgen mit auf die Leipziger Buchmesse nehmen will – zur weiteren Verteilung durch andere.
(Ich muß mich richtiggehend zwingen, n i c h t an den Elegien weiterzuarbeiten.)

22.11 Uhr:
[Berlin, Küchentisch.]
Grad von der Druckerei (und einem Bier mit dem Profi) zurückgekommen, 800 Zeitungen mitgebracht, davon sollen 300 auf die Leipziger Messe. Sie sind schwer, ich disponiere also um, nehme morgen im Rucksack – zu schleppen bin ich ja nun gewöhnt – 150 mit nach Leipzig, nehme dann nachts den letzten Zug nach Berlin zurück und bringe weitere 150 am Sonnabend mit nach Leipzig. Ist ein bißchen viel Fahrerei, aber auch das kenn ich ja. Darf ich halt abends nicht zu viel trinken, was mir nur guttun kann, übrigens. Auf dem Titel von VOLLTEXT 2/2007 mein von >>>> Susanne Schleyer fotografiertes Portrait, das bereits das verbotene Buch auf der U4 trug, nach wie vor gültig, denk ich. Ein kleiner Einführungstext Sebastian Fasthubers noch, und dann die ersten zwölf Seiten Redaktionelles. Danach nur noch MEERE – o h n e die Bilder aus Sizilien und Polen, aber das macht nichts, find ich. Layout-Gründe hätten, mailte mir >>>> Keul, da den Ausschag gegeben. Allerdings prangt über dem Romantitel groß Fichtes gelbes Kliff der Costa d‘Ambra. Schön, wirklich schön sieht das aus.Ich guck jetz noch Mails durch, dann pack ich und geh schlafen. Meine Früharbeit wird auch von der Messe nicht tangiert.

2 thoughts on “Arbeitsjournal. Donnerstag, der 22. März 2007.

  1. Das hat nichts mit Weltfremdheit zu tun. Ich, und ich denke, auch der andere Kommentierende, wir w i s s e n – oder ahnen zumindest -, dass das utopische Summen sind, die ein Künstler, wenn überhaupt, nur in den allerseltensten Fällen bekommt. Es ist eher ein Wunschdenken, dem sein innewohnender Konjunktiv völlig bewusst ist.

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