B.L.’s 23.3. – ich bin so frei

18.50
Ich sag’ ja, der Bart muß weg. Alles muß weg, was mich bisher begleitet hat. O, ich bitt’ drum: Bis auf die Bücher. Obwohl es auch bei denen graue Bärte gibt, die einstigen Launen entsprachen, die wiederum irgendwelchen Strömungen mitsamt dem Geld dafür entquollen sind. Aber das hat dann doch eher etwas Historisches und mag also seinen Platz einnehmen mang dem Rest. Vor ein paar Jahren räumte ich mal auf in den Kisten, die noch 1500 km von hier entfernt standen: Viel von dem, was ich in mir in meiner Sympathisantenzeit als KBW’ler angeschafft hatte, und was an Broschüren während der Studienzeit anfiel landete in der Papiertonne. Einiges bewahrte ich auf. Sozusagen die Embleme. Don’t forget. Remember. Und wenn ich „members“ als Gliedmaßen interpretiere, dann gewinnt das Wort „remember“ durchaus einen weitergehenden Sinn: Musivisches Dasein (Arno Schmidt). Die eigene Vergangenheit ist mir entgegen dem, was ANH immer wieder schreibt nicht durch den Namen gekommen: ob Schulzes oder Lampes (Das einzige, was die Schulzes schützt, ist, daß ihr Name ihre Herkünfte nicht preisgibt. (Der Adel beruft sich immer auf die Genealogie, um sein Recht zu behaupten (und heißt zuweilen „von Gottes Gnaden“ (Cäsar rühmte sich einer Herkunft von der Venus gar: und errichtete einen Tempel für Venus Genitrix)))), es gibt auch eine kollektive Vergangenheit, die sich nicht um den Namen scheren kann, weil sie Allewelt ist, aber dennoch den kranken Wurzeln entspringt, die zuweilen auch einem Namen anhaften mögen. Es ist m.E. kein großer Unterschied. Der Einzelne zeichnet sich eh’ durch seine Einzelheit aus. Nicht durch seinen Namen. Das hat wohl ANH durchaus nachgewiesen. Ich versuch’ im Kleinen desgleichen. Und mag mich nicht verstecken hinter dem „vielleicht“ in Bezug auf die Frage, ob es mir denn nun gelungen sei. Adel ist keine Präposition, sondern ein Prädikat. Womit ich vor mir selbst niederknie und den Ritterschlag von mir selbst empfange. Ich bin so frei. Es mag polemisch sein, will aber nur ein Gleiches sein. Die Vergangenheit zeugt ihre Kinder und schaut nicht auf den Schoß.

4 thoughts on “B.L.’s 23.3. – ich bin so frei

  1. Verpasst… Heute passt es nicht so recht, aber ich brauch manchmal eben eine Weile…
    Ich lese Ihre Texte immer wieder gerne und hätte sie
    ebenso gerne auffindbar zum Wiederlesen!
    Muss ich Ihnen mein ‚Gefallen‘ begründen…? Aber gerne!
    In Ihren Texten findet das Erhabene seinen ‚Niederschlag’…
    Das weiß ich sehr zu schätzen!

    1. Das ist so viel Niederes, daß es mich erhebt und niederschlägt zugleich. Ich geh‘ ins Tal und les‘ es Ihnen wieder: doch wie? Ein bißchen Echo mag genügen, vielleicht… Wenn Sie klicken aufs Tagebuch.

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