15.28
Die Begegnungen im Haus sind stumm, nur die Tiere sind noch ein Grund für den Austausch von Informationen, daß etwa der Kater die Nacht über im Gästezimmer eingesperrt geblieben sei, daß ich aber noch nicht hätte nachschauen können, ob und wo er seine Notdurft hinterlassen hat, denn die Glühbirne hätte gleich beim Einschalten ihren Geist aufgegeben, und da dem Miauen des Katers am Morgen nur durch rasches Fressengeben Einhalt zu gebieten sei, hätte ich das erst mal vorgezogen. In der Tat stellte sich dann heraus, daß die Steppdecke sowohl von flüssiger als von fester Notdurft versaut worden war. Oder es geht ums Essen. Oder um die Absicht, das Haus für längere Zeit zu verlassen: „Ich fahre da und da hin, werde wohl erst spät zurückkommen.“ Der Rest Blicken und Wegblicken. Ein Diskutieren würde nur wieder nur wieder ein Trommelfeuer von Vorwürfen erzeugen. Ich selbst bin still, falls es vorkommt, daß mir irgendwas mitteilen will, was ihr nicht behagt. Sobald ich ein Wort sagte, würde sie antworten: „Wir leben hier immer noch zu zweit.“ Dieses „zu zweit“ aber verbirgt ihr eigentliches Ehekonzept, das in den letzten Jahren auf meine Auflösung in ihrem „wir“ hinauslief. Sie praktisch als Motor für den Ehe-Betrieb, den Haus-Betrieb, zwischendurch ein bißchen Nähe. Auch ihre Äußerungen manchmal: sie ließe mich arbeiten (und meint damit nur die Brotarbeit). Gleichzeitig aber ständige Verfügbarkeit: was sich darin ausdrückte, daß sie es nicht litt, wenn ich die Tür zu meinem Arbeitszimmer zumachte. Praktisch eine ständige Kontrolle. Oder solches: Lucio mache auch alles, was Doretta ihr sage (ein befreundetes Paar). Oder ebensolche Beispiele aus dem Kreis ihrer Kolleginnen. Jedes gemeinsame Umherschweifen auf dem Grundstück war begleitet von Anweisungen: hier das und da das. Daß ich gehe, hat für mich nichts Ambivalentes mehr: es ist reine Selbstverteidigung. Denn nur Gleich und Gleich gesellt sich gern. Dem Augenblick sich fügen, das ja, aber nicht einer Vorstellung, die nicht die meine ist.