9.35 Uhr:
[Arbeitswohnung.]Seit halb sieben an >>>> AEOLIA. Gestern nacht, mit dem Profi, wurde es spät. So verschieben sich momentan die Arbeitszeiten ins Unstete. Aber ich bin so tief in dem Text, daß das gar nichts ausmacht. Und auch die Wut und die Niedergeschlagenheit, auch die Angst, wegen der ökonomischen Situation bremst die Produktionskraft allenfalls mal für einzwei Stunden, dann schüttelt sich das ab, und ich arbeite in kräftigen Schüben weiter. Dabei vermoddert der Schreibtisch zusehens, verdreckt, wird unübersichtlich wie der Fußboden, den um den Arbeitplatz die übereinandergestapelten Lexika zudecken. Aber das ist immer so: Bin ich in einer Arbeit, wühlt sich die anfangs herrschende Ordnung völlig zu und wird erst wieder hergestellt, ist die Arbeit, jedenfalls ein Arbeitsgang, beendet.
Jetzt geht’s erstmal zur Familie ans Frühstücken; später werde ich Ihnen wahrscheinlich wieder eine größere Passage der Dichtung in Der Dschungel einstellen. Auch darüber, was meine weiteren Zweifel anbelangt, werd ich später noch was schreiben. Hab gestern – weil ich plötzlich mit den Formatierungen der AEOLIA-GESÄNGE unzufrieden war und überhaupt nicht mehr wußte, ob man die Gedichte überhaupt bildgestalterisch anordnen oder nicht besser, nüchterner, einfach untereinander weg laufen lassen sollte, um nämlich jedes äußerlich-textfremde Element auszuschließen… – also hab insgesamt drei Formatierungsversionen an >>>> dielmann geschickt, um seine lektorierende Meinung einzuholen.
12.41 Uhr:
Zurück. Eine halbe Stunde noch etwas an AEOLIA tun, dann eine volle schlafen,dann weitertun. Es kommen jetzt die Ideen aufs Ganze; etwa, daß ich als Leitmotiv >>>> dieses nehmen werde:
zieht heim von dort –
Des weiteren die Idee, daß sich Strombolicchio, wenn der Nachen naht mit Fährmann und dem einen Passagier, sich zur Toteninsel immer erst aufklappt; das habe ich heute morgen beschrieben. Es ist mir von enormer bildlicher Evidenz. Dabei muß ich darauf achtgeben, daß sich das „reale“ Stromboli, also der Ort aus unserer direkten Gegenwart, nicht aus den Augen verliert. – Sie bekommen das alles, denke ich, gegen Abend zu lesen – oder am Nachmittag schon. (Ich hab grad keine Lust auf die html-Formatiererei).
16.48 Uhr:
So, >>>> nun steht es drin. Ich pack jetzt zusammen und radle zu meiner Familie.