Paul Reichenbachs Dienstag, der 28. August 2007. Arbeit am Text.

Der erste Tag mit den Hörgeräten. Es ist wie ein Wunder. Ich höre alles und spreche leiser, viel angenehmer meint sie, als vorher. Der Tag heute, im Büro müssen Buchbesprechungen geschrieben werden, steht mental im Zeichen „Der Bibel in gerechter Sprache.“ Meine bisher allgemeinen Ausführungen sollen nun in konkrete Textkritik münden. Ich werde mir aus diesem Grund noch einmal Pounds poetische Bedingungen für Übersetzungen vornehmen und prüfen , ob sie auch auf die Bibel anwendbar sind. Denn wenn man sich auch bemühte sehr genau an den Ursprungstexten zu sein, das glaube ich den Herausgebern, bleibt doch die Frage im Raum , ob die jahrtausendlange Wirkungsgeschichte (“der Tanz der Geister”- E.Pound) des Buches nicht mit in die neue Bearbeitung einfließen muss. Die sprachliche Inhomogenität des vorliegenden Werkes, im Gegensatz zum wuchtigen Sprachblock der Lutherübersetzung, mag zwar der zeitlich und redaktionell unterschiedlichen Entstehung der Texte zu verdanken sein, aber ob sie damit verständlicher für das allgemeine Volk werden ist fraglich.
Ein Beispiel las ich gestern: Die Abraham-Isaak – Geschichte. Abraham will seinen Sohn schlachten… aus Gehorsam gegenüber Gott, der das dann in letzter Minute verhindert, wie wir wissen. Ich frage mich ob Kierkegaard zu Papier, Federhalter und Tintenfass gegriffen hätte, wenn er die Version der neuen Bibelübersetzung gekannt hätte, hier fehlt der rythmisch-poetische Ton, den Luther immer findet, und ob dann Sören Kierkegaard sein Werk „ Furcht und Zittern“, das sozusagen wie eine Stele im Vorhof des modernen Existentialismus seinen Schatten in die Philosophie des XX. Jahrhunderts wirft, überhaupt entstanden wäre.

Nun ja, da wartet noch eine Menge Arbeit, abseits des Jobs, der ja leider auch bedient werden will, auf mich.

3 thoughts on “Paul Reichenbachs Dienstag, der 28. August 2007. Arbeit am Text.

  1. Vielleicht hülfe Ihnen ein Blick in die neue, vor wenigen Wochen erschienene Übersetzung der Zürcher Zwingli-Bibel, die ganz andere Ziele verfolgte als die Übersetzung der Bibel in eine gerechte Sprache.
    Ein sehr erhellendes Kontrastprogramm.

    1. Sie hülft. Danke, die Zürcher Bibel liegt seit gestern auf meinem Schreibtisch. Leider kam ich noch nicht dazu mir sie näher zu betrachten. Beim flüchtigen Durchblättern, ich schaute nach den Paulusbriefen, fiel mir auf, dass die Zwingli-Bibel weniger theologisches Schamanentum enthält, als das in Rede stehende Werk. Obwohl die Absicht eine Andere war. Die durchgängige begriffliche „Feminisierung“ der Briefe, liest sich merkwürdig. Die Herausgeber fühlen sich dem aus der amerikanischen Sprachwissenschaft entlehnten Terminus inclusive language verpflichtet. Den Begriff versuche ich gerade für mich in allen seinen Konsequenzen für das Werk zu hinterfragen.

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