Bamberger Elegien (97). ÜA der ZF, Hexametrisierung. Dreizehnte Elegie ff., Schluß.

Winter wird, regnerisch, bis es, das Eis, kommt, danach kommt der Abschied.
Steif schaun die Allegorien ˇvon ihrer Brüstung zum Fluß.
Steinern, so scheint es, er selbst, ˇfließt er wie Blei zu der Brücke.
Die überwölbt ihn, verspielt schon von Reif, einem Blei, das, erhitzt
aus den Gewässern gesiedet, erkaltete, sprang und zu Schnee ward,
um sich, so weich ˇgeworden, zu legen, zu schlafen… doch schmilzt noch,
tropft noch, wie Glas klirrt, bevor es die Regnitz davonträgt und schluckt.
Lustig die Rufe darüber, Touristen flanieren, ein Pärchen,
drüben am Ufer, entziffert, und lacht, dieses Schild übers Schloß:
wer es erbaute und wann und wofür’s dann im Krieg und danach….
Merkt es denn nicht, daß es mitˇgezogen und daß auch es selbst
ganz ohne Stand ist? Kein Ankommen ist, und kein Bleiben. Nur Fluß.
Mondinnen scheinen, noch spiegelt sich silbern die Nacht in den Fenstern.
Schon ist es Tag. ˇSchon ist es Abend. Der Himmel ist leer.
Auffüllend fülln wir die Schwärze mit Sternen, die w a r e n – furchtsam
Tieren, Geliebte, ganz gleich, die, in Höhlen gekauert, drauf lauschen,
ob sich wer nähert… Wir hören Hyänen, im Busch, leoparden
schleicht, uns umkreisend, ein Grollen… so nimm meine Hand, und man drängt sich
bauchseits an Rücken und wärmt sich – die Frauen, die Männer, nichts mehr,
und ihre Kinder – alleine, uns selbst überlassen. Kein Gott ist.
Aber wir haben zwei Schwerter, die scharf sind, bereit, uns zu wehren,
auf einem Bamberger Tischchen zu liegen, und jeder, mein Sohn,
hat seinen Platz, ob wir Väter, ob Mütter sind, und übergeben’s –
w e n n wir’s… s o l a n g e wir’s wissen. ˇDas ist das bleibende Tier,
Raubtier zugleich und das Lamm, das es reißt, und ein Durchgang für nächste
Leben… momentlang wir selbst, ˇflüchtige Ballung, Verdichtung
wahlˇverwandter Figuren und Figurationen von Atem,
Speichel und Ewigkeit, Sperma und Mondblut, und Mathematik.
Daß es uns jederzeit fälln kann – und soll, ˇwenn wir nicht halten -,
gibt dem den Wert – ˇnicht, als besorgte Versorgte zu leben,
zag jeden Hundskack für Elend beklagende Hygienisierte,
panisch von Panen ganz freie, um Regeln, Korrektheit, bemühte,
unˇergriffene, die nicht ergreifen und unverführt bleiben
und nicht verführen… aus Angst, zu mißbrauchen und mißbraucht zu werden,
selber ˇMißbrauch ˇganz… an den Träumen, den hohen Gefühlen,
wahren, dem Bangen, dem Jauchzen, aus dem sie doch kam, die Kultur…
kam aus Erscheinungen, Gottesideen, aus Wahn und aus Liebe,
die sich verstieg, und aus Schmerzen, gefahrvollen Lüsten und Hochmut,
siedend vor Sonne – so küssen! sich so, ˇFrauen und Männer,
wegschenken, undistanziert, und verwühlen in Haut, die sich hingibt –
So in die Wolkenflut blicken, so regnitzsch Terrasse und Kies.
Abschied, die Scheiben… Es wartet der Garten und unter den Brettern,
unbarock, wartet der Brunnen; es blitzt das Daishō, daß ich gehe,
müdlos jetzt aufstehe, hochgeˇschlagenen Kragens, zum Schutz,
glühend vor Unrecht, ˇgutem ˇaber – und Mangel allein,
unesoterisch, an Feigheit vorm Tod; ˇzwar in dem Rucksack
Traurigkeit, dennoch voll Wille, ˇweiterzuzeugen, mit siebzig,
achtzig noch… bis es dich umwirft… in Würde gefällt sein (Revolver,
Freunde, gezogene Kabel)… und nicht dann verbrannt in den Äther,
sondern zurück in den Kreislauf gegeben: die Haut und die Augen,
Knochen, die Adern, die Leber, Gehirn, und das Herz, meine Hoden…
anders und anderes nähren, es weiterernähren – ein Grab
wär schon blasphemisch… ganz Stoffliches bleiben… zu neueren Stoffen,
irdischen alten,ˇwerden, verwandelt durch Metabolie –
umgeˇgraben, Geliebte, und aufgeˇgangen, mein Sohn.

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