Die Natur bleibt so wenig in
ihrem Grab wie ein Vampir. >>>> Paglia, 333.
AS….und wundere mich dann, dass Ihnen >>>> da teilweise so viel Unverständnis entgegenschlägt. ANHIch glaube nicht, daß es Unverständnis ist. Ich glaube, daß es A n g s t ist. Die Art, in der ich die Dinge betrachte, rührt fast immer an Tabus – oft unbewußt gefühlte -, so daß Selbstbilder angesägt werden. Die >>>> daraus resultierende Angst ist eine irrationale, und weil dem so ist, wird nicht bedacht, daß ich ja am eigenen Selbstbild ebenfalls säge und permanent versuche, dem mir dämmernden deterministisch/matrischen Zusammenhang qua Kunstanstrengung etwas entgegenzusetzen. Nein, es soll >>>> manches einfach nicht gedacht und schon gar nicht niedergeschrieben werden.
Von irgend woher muß mein schlechter Ruf ja rühren.
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5 thoughts on “Tabu & Keine Selbstbestimmung. Aus einer Leserkorrespondenz.”
Schwach Das beklagte Unverständnis könnte man versuchen, zu beheben bzw. – warum nicht? – zu verdeutlichen; diskursiv. Der Rekurs auf einen (vermeintlich) „schlechten Ruf“ ist schwach, da er leicht als Pose missverstanden werden könnte.
@Keuschnig. Sie haben recht. Nur handelt es sich um einen Auszug aus einer von mehreren Korrespondenzen, aus denen ich halt auch zitiere, was mir dann und wann m i t entfährt: das sind ganz sicher persönliche Betroffenheiten, manchmal leicht traumatischer Natur, manchmal in Wut und wie hier in eine etwas schiefe Art von Spott umgeschlagen. Laxheiten. Aber insofern DIE DSCHUNGEL auch Arbeitsprotokoll sind, gehört das mit in sie hinein.
Was meine Unbeliebtheit anbelangt, so ist sie ja nahezu schon allbekannt, jedenfalls in dem, was man „die“ literarische Szene nennen könnte. >>>> Im Oktober 2003 hat Sebastian Fasthuber das zum Einstieg in ein Gespräch für VOLLTEXT benutzt; es handelt sich durchaus nicht um Einbildung, sondern um eine Erfahrung, die auch andere gemacht haben, wenn meine Person ins Spiel kam. Um das Werk selber geht es gar nie.
Übrigens zieht diese Unbeliebtheit auch Kreise, die mir w i r k l i c h unangenehm sind; ich scheue mich mittlerweile immer ein wenig, Empfehlungen auf andere Autoren auszusprechen, weil denen eine etwaige Nähe zu mir ebenfalls übelgenommen wird. Das heißt, es findet hier eine Übertragung statt. Deshalb habe ich in zwei Fällen der letzten drei Jahre Autoren, deren Bücher bei bekannten Verlagen erschienen sind und an denen ich lektorierend oder, was ich ja gern tue, ästhetisch ein bißchen leitend beteiligt war, davon abgeraten, eine Danksagung in ihr Buch hineinzuschreiben. So etwas können sie später tun, wenn und falls sie bekannter und ihr Ruf unanfechtbarer sein wird.
Zum Beispiel >>>> dieses Gedichtchen. Je nun, ein Versuch. Auch dafür sind Literarische Weblogs da, so etwas auszuprobieren. Später liest man’s nach, zuckt die Achseln und läßt es aber stehen, um nichts zu verfälschen. Oder bearbeitet – vor allem dann, wenn sich Diskussionen daraus ergeben. Mir ist es wichtig, die Zusammenhänge zu dokumentieren, in denen so etwas entsteht – und gerade jetzt wieder, wo hier >>>> ein- und demselben Thema von ganz verschiedenen Seiten aus abermals näherzukommen versucht wird. Es ist die Mischung, die mich interessiert – nicht „A b f a l l für alle“, sondern Abfall bei Wichtigstem, Laxes bei Ernstem. Was dann von all dem bleiben wird, w e n n etwas bleibt, steht in den Büchern oder wird eines Tages drinstehen.
Natürlich sind wir durch unsere Biologie, unser Umfeld, unsere Geschichte bestimmt. Und natürlich gibt es keinen Geist, keine Seele, der ohne Körper auskäme und von diesem frei wäre. Und natürlich sind unsere Handlungen, sind WIR Reaktionen auf das, was uns geschieht. Was mich am Determinismus stört, ist, dass dieser Ansatz nicht falsifizierbar ist: Gründe, Begründungen für unser Tun und Lassen lassen sich immer finden, und wo nicht hinlänglich, kann man immer noch sagen: Die Gründe sind so unüberschaubar vielfältig. Kennten wir sie alle, könnten wir alles erklären. Da gibt es kein Argument dagegen. Aber lässt mich gleichwohl völlig ins Leere laufen.
Der Mensch bewegt sich im Spannungsfeld zwischen dem, was ihm bekannt, und dem, was ihm unbekannt ist. Er kennt nicht alle Gründe (nennt dieses Unwissen vielleicht seine „Freiheit“), und muss trotzdem agieren.
Es ist nicht ohne Ironie, dass der Mensch „Sinn“ eben da sucht, wo er die Gründe nicht kennt. Dieser Spannung zwischen Sinn und Grund nachzuspüren scheint mir viel interessanter, als die Diskussion darüber, ob wir determiniert sind oder nicht. Letzteres steht für mich ausser Frage.
@Hediger. Das ist ein wunderbares Argument! Und ich folge sofort, d e m:
Dieser Spannung zwischen Sinn und Grund nachzuspüren (…)
Das ist ja gerade die menschliche Leistung, und zwar sogar eine, die den Sinn imaginiert und, weil er so wortwörtlich in der Luft hängt, so ohne Wurzeln ist, G e s a n g daraus entstehen läßt, also ihm einen Körper gibt. Doch unabhängig davon muß er, Mensch, ja auch handeln und vor allem urteilen, was ich jetzt ganz praktisch-juristisch meine. Ich glaube, daß, wenn wir uns unserer Widersprüche darin bewußt werden, unseres völlig Haltlosen und Rechtlosen, daß wir genau daraus einen weiteren, vielleicht n o c h höheren Sinn konstruieren und schließlich auch fühlen können.
Also diejenigen unter uns, d i e es können. Dazu müssen sie aber wollen.
Das Christentum, mit seiner Idee des Verzeihens, namentlich der Katholizismus, weiß etwas davon, spürt etwas davon. Und hat nicht nur Bilder der Buße geschaffen, sondern Gründe, Unrecht begehen und dennoch glücklich weiterleben zu können. Die eigentliche Leistung hier ist die Absolution zur Lebenszeit, ist das Abtestat. Man kann das gar nicht hoch genug einschätzen, so lebendig, so lebensnah ist es, so auf der Seite des Lebens.
Schwach Das beklagte Unverständnis könnte man versuchen, zu beheben bzw. – warum nicht? – zu verdeutlichen; diskursiv. Der Rekurs auf einen (vermeintlich) „schlechten Ruf“ ist schwach, da er leicht als Pose missverstanden werden könnte.
@Keuschnig. Sie haben recht. Nur handelt es sich um einen Auszug aus einer von mehreren Korrespondenzen, aus denen ich halt auch zitiere, was mir dann und wann m i t entfährt: das sind ganz sicher persönliche Betroffenheiten, manchmal leicht traumatischer Natur, manchmal in Wut und wie hier in eine etwas schiefe Art von Spott umgeschlagen. Laxheiten. Aber insofern DIE DSCHUNGEL auch Arbeitsprotokoll sind, gehört das mit in sie hinein.
Was meine Unbeliebtheit anbelangt, so ist sie ja nahezu schon allbekannt, jedenfalls in dem, was man „die“ literarische Szene nennen könnte. >>>> Im Oktober 2003 hat Sebastian Fasthuber das zum Einstieg in ein Gespräch für VOLLTEXT benutzt; es handelt sich durchaus nicht um Einbildung, sondern um eine Erfahrung, die auch andere gemacht haben, wenn meine Person ins Spiel kam. Um das Werk selber geht es gar nie.
Übrigens zieht diese Unbeliebtheit auch Kreise, die mir w i r k l i c h unangenehm sind; ich scheue mich mittlerweile immer ein wenig, Empfehlungen auf andere Autoren auszusprechen, weil denen eine etwaige Nähe zu mir ebenfalls übelgenommen wird. Das heißt, es findet hier eine Übertragung statt. Deshalb habe ich in zwei Fällen der letzten drei Jahre Autoren, deren Bücher bei bekannten Verlagen erschienen sind und an denen ich lektorierend oder, was ich ja gern tue, ästhetisch ein bißchen leitend beteiligt war, davon abgeraten, eine Danksagung in ihr Buch hineinzuschreiben. So etwas können sie später tun, wenn und falls sie bekannter und ihr Ruf unanfechtbarer sein wird.
Zum Beispiel >>>> dieses Gedichtchen. Je nun, ein Versuch. Auch dafür sind Literarische Weblogs da, so etwas auszuprobieren. Später liest man’s nach, zuckt die Achseln und läßt es aber stehen, um nichts zu verfälschen. Oder bearbeitet – vor allem dann, wenn sich Diskussionen daraus ergeben. Mir ist es wichtig, die Zusammenhänge zu dokumentieren, in denen so etwas entsteht – und gerade jetzt wieder, wo hier >>>> ein- und demselben Thema von ganz verschiedenen Seiten aus abermals näherzukommen versucht wird. Es ist die Mischung, die mich interessiert – nicht „A b f a l l für alle“, sondern Abfall bei Wichtigstem, Laxes bei Ernstem. Was dann von all dem bleiben wird, w e n n etwas bleibt, steht in den Büchern oder wird eines Tages drinstehen.
Mich kann auch keiner leiden
Natürlich sind wir durch unsere Biologie, unser Umfeld, unsere Geschichte bestimmt. Und natürlich gibt es keinen Geist, keine Seele, der ohne Körper auskäme und von diesem frei wäre. Und natürlich sind unsere Handlungen, sind WIR Reaktionen auf das, was uns geschieht. Was mich am Determinismus stört, ist, dass dieser Ansatz nicht falsifizierbar ist: Gründe, Begründungen für unser Tun und Lassen lassen sich immer finden, und wo nicht hinlänglich, kann man immer noch sagen: Die Gründe sind so unüberschaubar vielfältig. Kennten wir sie alle, könnten wir alles erklären. Da gibt es kein Argument dagegen. Aber lässt mich gleichwohl völlig ins Leere laufen.
Der Mensch bewegt sich im Spannungsfeld zwischen dem, was ihm bekannt, und dem, was ihm unbekannt ist. Er kennt nicht alle Gründe (nennt dieses Unwissen vielleicht seine „Freiheit“), und muss trotzdem agieren.
Es ist nicht ohne Ironie, dass der Mensch „Sinn“ eben da sucht, wo er die Gründe nicht kennt. Dieser Spannung zwischen Sinn und Grund nachzuspüren scheint mir viel interessanter, als die Diskussion darüber, ob wir determiniert sind oder nicht. Letzteres steht für mich ausser Frage.
@Hediger. Das ist ein wunderbares Argument! Und ich folge sofort, d e m:
Dieser Spannung zwischen Sinn und Grund nachzuspüren (…)
Das ist ja gerade die menschliche Leistung, und zwar sogar eine, die den Sinn imaginiert und, weil er so wortwörtlich in der Luft hängt, so ohne Wurzeln ist, G e s a n g daraus entstehen läßt, also ihm einen Körper gibt. Doch unabhängig davon muß er, Mensch, ja auch handeln und vor allem urteilen, was ich jetzt ganz praktisch-juristisch meine. Ich glaube, daß, wenn wir uns unserer Widersprüche darin bewußt werden, unseres völlig Haltlosen und Rechtlosen, daß wir genau daraus einen weiteren, vielleicht n o c h höheren Sinn konstruieren und schließlich auch fühlen können.
Also diejenigen unter uns, d i e es können. Dazu müssen sie aber wollen.
Das Christentum, mit seiner Idee des Verzeihens, namentlich der Katholizismus, weiß etwas davon, spürt etwas davon. Und hat nicht nur Bilder der Buße geschaffen, sondern Gründe, Unrecht begehen und dennoch glücklich weiterleben zu können. Die eigentliche Leistung hier ist die Absolution zur Lebenszeit, ist das Abtestat. Man kann das gar nicht hoch genug einschätzen, so lebendig, so lebensnah ist es, so auf der Seite des Lebens.