Arbeitsjournal. Montag, der 1. Oktober 2007.

5.19 Uhr:
[Arbeitswohnung. Beethoven, opus 101, Richter.]

Pathos setzt, könnte man meinen, und so lautet wohl auch der gängige Vorwurf, Emotion an die Stelle der Reflektion, Gefühl an die Stelle der Einsicht. Diese Trennung setzt letztlich voraus, es sei zumindest nicht in derselben Hinsicht beides zugleich möglich und schiebt außerdem Erlebnisse unmittelbaren Erscheinens ins A-Reale.

So mein Anfangssatz zu dem Artikel, den ich zur Pathos-Konferenz der Deutschen Oper schreiben und dann zu einem Aufsatz ausformen will, der Teil der Heidelberger Vorlesungen werden soll.
Guten Morgen.

14.34 Uhr:
[Scelsi, Trilogia für Cello solo.]
Bin mit >>>> dem s e h r zufrieden, aber habe, nach einem tiefen Mittagsschlaf, noch einmal umdisponiert, da mir die Idee eines neuerlichen Z y k l u s kam; eventuell für jede der einundzwanzig Gedichtzeilen eine Variation, und zwar variationsgemäß: eine jede in einer anderen Form geschrieben; was bedeutet, auch ein Sonett dazwischenstellen (nur eines, logisch), auch mal einen Haiku vielleicht, auch mal im Hexameter schreiben oder distich… in dieser Art… und immer, imgrunde, meditativ, was >>>> Scelis Kontinent überaus entspräche – zumal sind einige meiner Themen den seinen nicht unverwandt („Anahit“, „Ko-Tha“: Schiwas Tanz). So kommt mir das entgegen, kommt es meinen ästhetischen Vorstellungen entgegen und entspricht der Faszination, der ich mich, höre ich Scelsi, nahezu vorbehaltlos ausliefere und immer ausliefern wollte. Übrigens empfinde ich die als selten-unsexuell und, ebenfalls selten, begehre nicht dagegen auf. Ich habe bei seiner Musik die starke Emfindung eines intentionslos fließenden Erotischen, worin Begehren und Erfüllung immer schon ausgeglichen und dennoch gegenwärtig sind.

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