Vabanque. 05.11.2007. montgelas.

>>>„Alle Religionen seind gleich und guht, wan nuhr die leute, so sie profesieren, erliche leute seindt; und wen türken und heiden kähmen und wolten das Land pöbplieren, so wollen wier sie Mosqueen und Kirchen bauen.”
Friedrich der Große

Gott würfelt nicht. Aber dafür verspielt gerade einer seiner Stellvertreter, der Ratsvorsitzende der EKD, einen wichtigen aufgeklärten Teil seines protestantisch-kulturellen Erbes, indem er das von Aleida und Jan Assmann wundervoll, vielbeschworene kulturelle Gedächtnis, zum Jeton, zum >>>Spielball aktueller Tagespolitik macht. Aber vielleicht ist der Speicher kultureller Erinnerung bei einem Bischof etwas anders programmiert, als bei einem so einfach strukturierten Menschen wie mir, dem einfach ein interessengeleiteter Chip fehlt, mit dem Huber von seinem Herrgott schon von Amtes wegen versehen worden sein muss. In einer Rede vor Synodalen soll er die Gleichwertigkeit der 3 großen abrahamitischen Religionen bestritten und einen jüdisch-christlichen-moslemischen Trialog abgelehnt haben. Ich kann mir das nur mit Gedächtnisverlust oder selektiver kultureller Wahrnehmung erklären, die wiederum mehr an eine Außenleitung a la David Riesmann denken lässt, statt an eine innere, glaubensstarke Stimme. Über Glauben zu rechten, das ist nicht mein Bier. Jeder soll nach seiner Facon selig werden. Aber meinen >>>Fritz lass ich mir nicht nehmen und meinen >>>Lessing, auch wenn er nicht der größte Dramatiker und Dramaturg seiner Zeit war, schon gar nicht. In meinem Gedächtnis ist eine Rundfunkaufnahme mit >>>Eduard von Winterstein gespeichert, der zur Wiedereröffnung des Deutschen Theaters, im vom Krieg zerstörten Berlin, Lessings „ Nathan den Weisen“ gab. Die Ringparabel, eines der Glanzstücke protestantischer Aufklärung, ich musste sie später in der Schule auswendig lernen, trieb damals, wie ich las, den Zuschauern die Tränen in die Augen. Noch heute kann ich sie aus dem Stand referieren. Denn das, was früheren Generationen Schillers Glocke, ist mir Lessings Ringparabel. Mit ihr könnte die mangelnde Erinnerungsleistung aller Huber aufgefrischt werden, es bedarf dazu keiner besonderen Mnemotechnik. Wintersteins Vortrag und der Anblick alter Fotos mit Ruinen sollten reichen, um den trägsten Speicher zu aktivieren. Und entwöhnen, so ist zu hoffen, vielleicht viele Spieler, und möglicherweise auch einen Bischof der Bank.

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……
NATHAN:
…Mein Rat ist aber der: ihr nehmt
Die Sache völlig wie sie liegt. Hat von
Euch jeder seinen Ring von seinem Vater:
So glaube jeder sicher seinen Ring
Den echten. – Möglich; daß der Vater nun
Die Tyrannei des einen Rings nicht länger
In seinem Hause dulden wollen! – Und gewiß;
Daß er euch alle drei geliebt, und gleich
Geliebt: indem er zwei nicht drücken mögen,
Um einen zu begünstigen. – Wohlan!
Es eifre jeder seiner unbestochnen
Von Vorurteilen freien Liebe nach!
Es strebe von euch um die Wette,
Die Kraft des Steins in seinem Ring’ an Tag
Zu legen! komme dieser Kraft mit Sanftmut
Mit herzlicher Verträglichkeit, mit Wohltun,
Mit innigster Ergebenheit in Gott
Zu Hilf’! Und wenn sich dann der Steine Kräfte
Bei euern Kindes-Kindeskindern äußern:
So lad’ ich über tausend tausend Jahre
Sie wiederum vor diesen Stuhl. Da wird
Ein weisrer Mann auf diesem Stuhle sitzen
Als ich; und sprechen. Geht! – So sagte der
Bescheidne Richter.

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