5.16 Uhr:
[Am Terrarium. Kumb Kaffee. Hugo Wolf, Verschwiegene Liebe nach Eichendorf.]
Nach >>>> dem sehr schönen Konzert noch bis Viertel nach zwölf mit dem Profi >>>> in der Bar gewesen, jeder einen Champagner-Cocktail und ein Bier getrunken… nein nein, das kann ich mir alleine leisten, weil ich da lebenslang ein Honorar quasi abtrinke, also nichts dafür bezahlen muß… wieder über >>>> Zelter gesprochen und >>>> Filips‚ Komponisten/Dichter-Projekt, sowie über Herbert von Karajan, den der Profi, anders als ich, noch selbst dirigieren gesehen&gehört hat. Um Viertel vor eins lag ich, eines der Babies im Arm, im Bett, um Viertel vor vier wurde die Kleine unruhig, mußte gestreichelt werden, schlief schließlich wieder ein. Eine halbe Stunde später alarmierte das Mobilchen, arbeitsalarmierte: zu den Dichterwaffen!
Ich werd heute früh hier arbeiten, da eines der Kleinen zum Arzt muß und ich das andere daheim hier beaufsichtigen muß. Das ist kein sonderliches Problem, der Internetzanschluß steht für die Recherche, und meinen langen Artikel für die Sonntagszeitung kann ich so auch hier zu schreiben beginnen. Vorher allerdings, jetzt, schreib ich über gestern abend – die erste Kritik rein für Die Dschungel. Was mir ganz gelegen kommt, da ich sie neben ihrem Character eines Arbeitsjournals und als Entwicklung neuer Literaturformen, sowie als Amboß, auf dem zugleich die Theorie dessen gehämmert wird, was dabei entsteht, auch verstärkt als Rezensionsmedium einführen will. Es soll erreicht sein, daß Die Dschungel Veranstaltern als Quelle reichen, ja begehrt und zitiert ist. So daß ich immer mehr öffentlich wahrgenommene publizistische Aktivität auf sie verlagern kann. Gerade die Mischung aus ihren verschiedenen Pflanzen wird den Reiz abgeben: dieses unformbare, zugleich aber immer wieder geformte literarische Gestrüpp: Manchmal sieht man die Machete hindurchblitzen, wie sie sich einen Weg schlägt oder sogar rodet, den Grund für ein Dorf etwa, wie derzeit >>>> die Werkstatt eines ist.
Guten Morgen.
11.53 Uhr:
[Arbeitswohnung. Beethoven, Violinkonzert, Mutter/Karajan, dröhnend.]
Nun bin ich hier und fang mit dem langen Text für eine Stunde an, dann brauch ich den Mittagsschlaf. Ideen hab ich genug, aber noch keine Vorstellung, wie lang das insgesamt wird; man wolle, hieß es gestern, die Zeitung auf meine Vorstellungen hin umbrechen; welch ein Angebot; doch dazu ist’s unumgänglich, daß ich meine Vorstellungen auch w e i ß; und das… na, das ist eben grad noch nicht der Fall. Jedenfalls werd ich heute wenig anderes tun können; meine Werkstättler mögen es mir verzeihen.
Latte macchiato. Zigaretten. Cigarillos. Der Schreibtisch sieht aus wie Sau. Obendrein arbeite ich jetzt, des Netzzugangsproblems halber, mit z w e i Tastaturen.Die >>>> Besprechung des gestrigen Konzertabends ist fertiggeworden.
14.16 Uhr:
Bis eben in einem Rutsch durchgeschrieben, ich müßte überhaupt nicht aufhören, aber jetzt steht schon das Ende da: zu deutlich ein Ende, um drüber noch hinauszugehen. Der Entwurf ist also fertig; ich habe lange nicht mehr so wie berauscht geschrieben. Brauche jetzt ein dringendes Gespräch mit der Redaktion, um den Platz (die Zeichenanzahl) nunmehr fest zu definieren. Danach kann ich ausschmücken, ergänzen, modulieren.
Jetzt aber: Mittagsschlaf. (Mir wär nach einem >>>> Talisker).
15.45 Uhr:
[Nach tiefem Schlaf und zwei Telefonaten: Espresso und Schoeck, Elegie op.36.]
Nun steht auch die Zeichenanzahl: 8500. Das bedeutet, daß ich aus dem Entwurf 1000 Zeichen wieder herausstreichen muß. Da setz ich mich jetzt gleich dran. Ich will, daß der Text morgen früh um 9 Uhr in der Redaktion liegt.
Je nach Arbeitsfortschritt geh ich dann noch an ein >>>> Werkstatt-Lektorat.
Und >>>> findeiss wird als >>>> neuer Fiktionär begrüßt. Die Dschungel wächst. Weh dem, der Dschungel birgt.