5.02 Uhr:
[Arbeitswohnung. Krenek, 2. Sinfonie.]
Der Artikel ist nicht fertiggeworden, ich hab mich da irgendwie verheddert und muß noch mal ganz neu ran. Außerdem lenkte mich den Tag über dieser >>>> wikipedia-Ärger ab, Briefe gingen hin und her, ich kann doch meine eigene Bio- und Bibliografie nicht auch noch übernehmen, vor allem hab ich überhaupt keine Übersicht, geschweige eine archivierte, über Kritiken und Aufsätze zu meiner Arbeit; Jesses, ich krieg einen Artikel und lese ihn, ja ich les alles, was wahrscheinlich ein Fehler ist, aber dann leg ich’s auf einen Haufen und weiß später nicht mehr, wo es ist. Das ist nur bei den digitalisierten Kritiken anders, die speicher ich immer „säuberlich“ ab. Und geb sie an Katanga, damit er sie archiviert und unter >>>> Sekundäres in >>>> die fiktionäre Website einstellt. Aber da bin ich längst auch nicht mehr auf dem laufenden. Jetzt kam eine Anfrage, ich möge doch das Zeug mal zusammenstellen, damit dieser wikipedia-Artikel ganz neu geschrieben werden könne. Also liegt hier der Boden voller Zeitungszeugs. Das lenkte von meinem Sonntagszeitungsartikel obendrein ab. Na gut, so verging der Tag, und Cello hab ich auch nicht geübt. Bin dann noch von hier nach da durchs Netz gehüpft. Imgrunde müßte ich meine eigene PR-Agentur aufmachen, meinen eigenen Verlag, meinen eigenen Vertrieb, nur daß die Vorgaben derart mies sind.
Immerhin läuft mein Heidelberger Lehrauftrag nun d o c h schon ab diesem Sommersemester, wie die Verantwortlichen das in letzter Minute hingekriegt haben, ist mir ein Rätsel. Einmal monatlich werd ich von nun an also nach Heidelberg fahren, alles weitere läuft übers Netz. Die >>>> WERKSTATT ist wieder aufzunehmen. Und vom >>>> Freitag kam die Anfrage zu einem längeren politischen Artikel: Wieso gebe es in Deutschland zwar eine deutliche Linke, wenn man den Umfragen glaube, aber weshalb verstehe sie es nicht, sich angemessen zu formieren. „Das schreibst du aber!“ sagte die Geliebte bestimmt, und ich, der Konservative, sagte zu. Es ist eine Serie-zu-dieser-Frage, die der Freitag, fur den ich ich ja schon einige solche Sachen, vor allem in Bezug auf Golfkrieg, 9/11 und Afghanistan geschrieben habe, eine ganze Reihe deutscher Intellektueller befragt, u.a. Christina von Braun. Jetzt muß ich darüber auch noch nachdenken. Derweil bleiben die BAMBERGER ELEGIEN liegen, einfach weil sich >>>> dielmann wieder verdunkelt hat. Heimat ist nicht. Punkt. Um so dringender, daß ich mich an die Druckfassung der Heidelberger Vorlesungen setze, damit wenigstens d a s Buch erscheint, grade nach den wikipedia-Entwicklungen. (Die AEOLIA scheint jetzt immerhin zu laufen). Es ist mir ungemein wichtig, daß Begriffe wie Kybernetischer Realismus und Möglichkeitenpoetik als von m i r in die Poetik eingeschlagene Pfosten dastehen – wichtig nicht aus persönlicher Eitelkeit, sondern weil solche Begriffe, werden sie an mich gekoppelt, die Weiterexistenz meiner Romane sichern, und zwar, noch wichtiger, über meinen Tod hinaus. Das ist wie mit Kindern, für deren Zukunft man bei Lebzeiten Sorge trägt. Kaum weniger wichtig ist die Hörstück-Arbeit, daß s i e bleibt, jetzt, da nach Zenkes Pensionierung beim Deutschlandfunk und wegen der allgemeinen Eintrocknung nichtkommerzieller Hörkunst die Zeit meiner poetischen Features erst einmal zu ihrem Abschluß gekommen zu sein scheint. Es sei denn, ich machte auch noch meinen eigenen Radiosender auf. Der nächste Punkt ist ARGO. ANDERSWELT, der dritte Trilogie-Band. Wenn das mit dielmann nun mal wieder doch nichts wird, muß ich mir ein Publikationsforum überlegen; die traditionellen Verlage zeigen mir den Rücken und ich will da auch nicht mehr vorstellig werden. Also, das dachte ich eben beim Herradeln, wird es wohl eine pdf-Version im Netz geben – pdf, weil ich die Bibliografierung durch die Deutsche Biblitohek gesichert wissen will, was für die Arbeit nämlich Zitierfähigkeit bedeutet. Das wäre dann wohl der erste 1000seiten-Roman, der ausschließlich im Netz veröffentlich sein wird; book on demand will ich nicht, dann besser g l e i c h im Netz publizieren, das ist ehrlicher; außerdem sind die books on demand durchgehend häßlich und für die Feuilletons von ähnlicher Nebensächlichkeit. Und eine pdf kann ich innerhalb des Romantextes mit >>>> Konkordanzen versehen – also auch vernetzten Binnenlinks und solchen zwischen den einzelnen Anderswelt-Büchern, woraus sich dann eine neuartige Form des Lesens ergäbe oder doch ergeben könnte.
Das geht jetzt so alles in meinem Kopf herum, während ich den Krenek höre.Heute abend sind wir im >>>> Konzert des Konzerthausorchesters; ich freu mich sehr auf den Till Eulenspiegel. In der Pause werden wir uns in die hinteren Gänge verstehlen, weil ich die Musiker wiedertreffen möchte. Das ist ein Lichtblick, der im HIntergrund leuchtet.