wenn ich irgendwo fremd bin, morgens aufwache, dann öffne ich so früh wie möglich das fenster, um die ganzen geräusche hören zu können. still den milchkaffee genießend lauschen. vögel zwitschern hier in dem kleinen wäldchen gegenüber, die kleine einkaufsstraße, vom fenster aus zu sehen, wird ab 05.00 uhr von waren bringenden lkw’s frequentiert, dass dauert so bis um 05.30 uhr, dann ist wieder ruhe, zumindest in der kleinen straße. die züge höre ich in der ferne, die u-bahn in schnelleren abständen, zwischendurch die flugzeuge, aber keine autobahn. den aufwachenden morgen ab 05.00 uhr begleitend setzt der stadtverkehr ein, in den häusern ringsrum nach und nach licht hinter den fenstern. die handbremse am fahrrad des zeitungsausträgers quietscht, und der kettenschutz scheint verbogen, es klappert, wenn in die pedale getreten wird. dann ist für eine weile stille… vor 06.30 uhr tut sich nichts, ich sehe nur leise die alten menschen zum bäcker gehen.
im augenblick lebe ich hier noch wie auf einem präsentierteller, zwar fast im dritten stock unten beginnend mit hochparterre, aber eben ohne etwas vor den fenstern. gegenüber sind kleine häuschen, die üblichen nachkriegshäuschen. in dem einen, rot verklinkert, das ganze grundstück irgendwie sehr dunkel, keine blumen… genau gegenüber, sitzt den ganzen tag fast und auch den langen abend ein mann in einem sessel. er hat keine gardinen vor dem fenster – hat hier fast niemand – deshalb kann ich das sehen, wenn ich auf meinem sofa sitze und aus dem großen fenster schaue, welches ja bis zum boden geht. dieser mann sitzt da einfach nur, manchmal steht er auf und geht kurz aus dem zimmer, aber dann setzt er sich wieder in die gleiche position. einen fernseher hat er auch nicht an. die nachbarin unter mir: „ich bin froh, wenn ab mai die bäume grünen, dass macht der seit jahren so, geht fast nie aus dem haus, sitzt da einfach nur, man sieht ihn nur ganz selten.“ in dem anderen haus nebenan leben in einem kleinen verschlag vier huskys. morgens um 06.00 uhr dürfen sie alle ins auto, werden ins grüne gefahren, ansonsten sehe ich diese hunde den ganzen tag nicht auf dem grundstück. ansonsten gefällt mir die umgebung hier sehr gut. zum einkaufen über die straße… hilft mir auch sehr, denn meistens kaufe ich „was brauche ich heute für…“ ein, also immer spontan.

ansonsten konnte ich tatsächlich alles aus der 128 quadratmeter großen wohnung in dieser jetzt 60 quadratmeter großen unterbringen. ich hatte ja drüben auch nicht viel in der wohnung, weil ich freie fläche liebe. sofa und sessel habe ich getrennt, der dicke sessel steht hinten im schlafzimmer in der schreibtischecke unter der schräge. und wenn dann diese dicke wolkendecke endlich mal verschwunden ist, sehe ich hoffentlich morgens auch den sonnenaufgang.

der sturm fegte in der letzten nacht noch um die fenster, in der mich wirre fieberträume begleiteten, dazu eine glasklare mondsichel. immer wieder war ich wach, jedes mal gerade so eben aus einem traum heraus, aber eben noch nicht ganz… massive schlafparalyse, so gegen 05.00 uhr, danach konnte ich nicht wieder einschlafen. der streß der letzten monate wirkt… ich werde eine weile für die umstellung brauchen. mein rücken ist völlig lädiert… ich habe mich verhoben, aber auch nur, weil ich mal wieder nicht abwarten konnte. woran ich im moment überhaupt nicht denke?… an sex. mein körper muss sich erst einmal hier einfinden… und danach die seele. wenn die dann da ist, wird’s gehen.