Arbeitsjournal. Sonnabend, der 22. März 2008.

5.54 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Erst um viertel nach fünf Uhr aufgestanden; es mag etwas viel Wein gewesen sein, gestern nach der Oper, als U., der Profi, ein Bekannter von ihm und ich noch etwas essen waren; auch der Grappa hat sich bemerkbar gemacht und daß ich nachts noch – mit der S-Bahn hergefahren und einiges durch die sehr belebte Berliner Nacht geschritten – hier meine Post ansah und nicht anders konnte, als leise, wirklich nur sehr leise mein Cello herzunehmen. Ich schlief nicht zuhause, weil ich heute früh unbedingt arbeiten wollte, denn ab 10 Uhr gilt es, Osterbesorgungen zu tätigen; wir wollen auch ein paar Eier färben in der Familie; da bleibt dann nicht viel Zeit für die Arbeit. Und nun, fast Flageolett spielend (versuchend), gelang mir die ganz einfache Melodie eines französischen Volkslieds; wiewohl über alle Finger zu greifen war, mußte ich gar nicht lange üben, und plötzlich mußte ich über meinem Cello weinen: daß ich selber Musik spielen darf:: das war der Gedanke, den ich plötzlich nicht hatte, sondern als ein Glück fühlte, das mir die Tränen laufen ließ. Nur kurz, sicher, aber in zwei aufeinanderfolgenden, doch wirklich nur kurzen Schüben. Auch dabei mag der Alkohol eine Rolle gespielt und >>>> der Boccanegra nachgewirkt haben, dessen Aufführung trotz einiger (weniger) inszenatorischer Mätchzchen vor allem musikalisch intensive Größe hatte.
Bin jetzt noch immer leicht beduselt und versuche, mich auf die ANNO-1900- Anthologie zu konzentrieren. Einen Erzählansatz habe ich gefunden. Aber ich will auch über den Boccanegra schreiben, und in der Folge des Boccanegra ist mir ein weiteres Lese-Notat zu >>>>Littell eingefallen, eine Art Erklärung für >>>> diesen Themenkomplex. Das will ich heute früh auch noch skizziert haben. Der latte macchiato mag helfen. Obendrein sind die weiteren Informationen, um die ich wegen der verlangten Revision meines Konzerthausorchester-Portraits zur London Residency gebeten habe, so mager ausgefallen, daß ich dem Wunsch des Intendanten Schneider, sie in den Mittelpunkt meines Textchens zu stellen, eigentlich gar nicht entsprechen kann. Da werde ich nun in jedem Fall telefonieren müssen.

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