Hand- und Musenkuss. 07.07. 2008. Paul Reichenbach liest im Beifahrersitz hängend “Lettre”.

»Ich bin für die Sitte, einer Dame die Hand zu küssen. Irgendwo muss man schließlich anfangen.« Sascha Guitry. Was für den Handkuss gilt, kann auch für einen Roman Geltung beanspruchen, dachte ich die letzten 3 Tage und geierte auf der Fahrt ins Sächsische nach meinem PC. Eine Fahrt nach Nidden, das kann ich mit Fug und Recht behaupten, wäre mir lieber gewesen. Quält mich doch über eine Landschaft schreiben zu müssen, die ich nicht kenne. Ein Besuch der Kurischen Nehrung steht also noch aus, wann allerdings sich dafür Zeitfenster öffnen werden, möglicherweise nie, kann ich heute noch nicht sagen. Sicher man kann sich mit Bildbänden Karten und Sekundärliteratur von >>>Boehlendorff bis Bobrowski behelfen und sich Karl May, was die Erfindung von Geografie betrifft zum Vorbild nehmen, aber das Wahre ist das nicht.

Immerhin fanden sich bei der Fahrt ins sächsische Vogtland, ich halb liegend im Beifahrersitz, „Lettre“ lesend, für das Schlusskapitel von >>>”Die Litauische Krankheit”, zwei Verse Mandelstams, die mich elektrisiert und motiviert haben diesen Teil des Textes noch einmal zu überarbeiten. Ist mir doch in den letzten Wochen beim Korrigieren klar geworden, dass Pauls Selbstüberhebung und Untergang zum Schluss der Geschichte, in der bisherigen Variante, sich zu lamentabel und damit auch, nicht nur für Paul, blamabel liest. Das archimedische Heureka durchfuhr mich, und die Auftriebskräfte begannen sofort ihre Macht zu entfalten, als Paul sich Mandelstams Verse zu Eigen gemacht hatte. Die Haltung, die sich in den Versen des russ. Lyrikers (ein heimlicher Gruss auch an ANH) spiegelt, wird leitmotivisch das Ende Pauls an der „Litauischen Krankheit“ besser begründen helfen. „Und als ich mich füllte mit Meer/ wurde mein Maß mir zum Moor.(Ossip Mandelstam)

>>>>Bildquelle: Lettre aktuell.

2 thoughts on “Hand- und Musenkuss. 07.07. 2008. Paul Reichenbach liest im Beifahrersitz hängend “Lettre”.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .