gestern bin ich….

…. beim spinning wieder richtig abgeflogen. 2 stunden nur in die pedale getreten, zu techno versteht sich. für diesen sport ist diese musik genau das richtige. bis ich warm bin, dauert es nicht lange. mein blut fängt an zu pulsieren, die muskeln lockern sich, beginnen zu pumpen, sie müssen arbeiten. es ist nach dem aufwärmen ein einziges abreagieren, rauslassen, raustreten… wie ein aus dem körper heraustreten, obwohl dieser ja auf dem bike sitzt und in die pedalen tritt. zwischendurch immer wieder berge, jumps… runnings, wieder berge. wenn der trainer merkt, dass wir unsere körper nach fast zwei stunden so gut wie ausgearbeitet haben, wir am rande unserer leistungsfähigkeit stehen, kommt die ansage, auf die wir alle warten: „fallen lassen… raus aus dem geschehen.“ meistens sitze ich zu diesem zeitpunkt in einem zustand auf dem sattel, der mich ahnen lässt, was gleich im ganzen körper von unten nach oben steigen wird. jeder der gruppe darf abwechselnd sonntags eines seiner lieblingsstücke mitbringen, ich nahm gestern >>>> sandstorm von darude mit. das normale stück geht über etwas mehr als 3 minuten, in der 7minuten version ist es eines meiner lieblingsstücke zum abfliegen. die hände in die richtige griffposition, absolut volle lautstärke, den bass so eingestellt, dass er in der brust vibriert, obwohl man mit den füßen nicht den boden berührt, den widerstand jetzt völlig rausgenommen, ist das treten wie ein ganz leichtfüßiges laufen, weil man nicht wie beim laufen das gewicht des eigenen körpers tragen muss. nach zwei minuten einer doppelt getretenen taktgeschwindigkeit merke ich, wie mein körper beginnt zu reagieren, die trittfrequenz erhöhend, nehme ich jetzt drei umdrehungen pro takt. es ist wie ein muskelzucken, aber es sind eindeutig nicht die muskeln. ich weiß bis heute nicht, was es ist, was da gleichzeitig in den beinen von unten und in den unterarmen beginnend im körper in zuerst unterschiedlichen rhythmen hochsteigt. wenn es von den beinen nach oben wandernd in den unteren rücken übergeht, steigt es von den armen bis in die schultern hoch, es dort wartet so lange, bis der rhythmus von unten in der wirbelsäule bis zwischen die schulterblätter hochgestiegen ist, sie vereinigen sich, treffen im siebten halswirbel aufeinander. aus der unterschiedlichkeit wird ein gleichmaß, beide beginnen die halswirbelsäule zu erklimmen, zwischen den wirbeln weitet es sich, im nächsten wirbel angekommen, zieht es sich wieder zusammen und knallt. diese kleinen explosionen breiten sich im ganzen körper aus. im zweiten halswirbel angekommen steigt es in den atlas, von diesem in die medulla oblongta. in meinem hinterkopf knallt es derart, dass ich mich völlig verliere, alles nur noch loslasse, nicht mehr denke, nicht mehr wahrnehme… auch nicht, wie der schweiß in strömen fließt. meistens komme ich dann aus dem sattel hoch, den oberkörper nach vorn gebeugt die gleiche geschwindigkeit beibehaltend, und brülle, was das zeug hält… und dann fliege ich…. so hoch und so weit, wie ich kann. es ist ein unglaubliches gefühl.
der trainer weiß inzwischen, dass ich danach eine ganze weile brauche, bis ich wieder bei mir bin. für alle gibt es noch ein stück zum ausfahren, während dieser phase geht der trainer einmal rum und klatscht ab, es ist unsere art und weise, uns bei ihm für die stunden zu bedanken. gestern bekam ich das nicht mit, dass er vor mir stand… er grinste, als ich die augen öffnete und vom bike stieg: „habe nur ganz selten jemanden erlebt, der so abfliegt wie du….“
eine stunde spinning verbrennt 500 kilokalorien, danach gibt’s viel zu trinken, und jede menge eiweiß in form von rührei mit flußkrebsschwänzen, damit der körper nicht in den kohlehydratstoffwechsel geht.