Arbeitsjournal. Donnerstag, der 14. August 2008.

5.15 Uhr:
[Arbeitswohnung. Tippett, King Priam.]
Angenehm, einmal wieder englische Musik zu hören, die so ganz randständig-anders ist, mit einem völlig unverwechselbaren, im Kern seit Purcell wie identischen Klang; eigenartig; nebenbei: so mag ich das Englische auch, hier hat es seine ganze Fülle und Tiefe und – Helligkeit.
Als ich gestern nacht von der Bar Ans Terrarium radelte, merkte ich erstmals wieder einen Überschuß an Kondition; es machte direkt Freude, in die Pedale zu treten; das war so lange nicht mehr gewesen; mit einem inneren Jauchzer fuhr ich los und kam kaum angestrengt in der Schönhauser an. Daß sich, nicht zu rauchen, s o bemerkbar macht, ist eine Art kleines Geschenk. Dafür hatte ich mittags, in einem abgründig tiefen Mittagsschlaf, geträumt, daß ich rauchte, und ich wachte tatsächlich mit dem bitteren Geschmack des Schmierkondensates auf, das sich an manchen Zigarren bildet, wenn die Mundenden zu feucht werden. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, ich wollte abwehren, bis mir erst ganz allmählich klar wurde, daß es sich um einen Traum gehandelt hatte. Gut vor allem ist, daß der latte macchiato auch ohne Zigarette schmeckt. An der Bar, gestern nacht, draußen, saßen mir im Rücken drei Leute, ein ziemlicher Angeber darunter, der aus Kuba Zigarrern mitgebracht hatte, „Cohiba!“ „Selbstverständlich, darunter mache ich’s nicht!“ völlig bescheuert, weil die Cohibas einfach überteuert sind und man eine selbe Qualität für einen Zehntel des Preises bekommt, wenn man sich auskennt. Er kannte sich aber nicht aus und entzündete seine Zigarre dann auch noch mit einem Benzinfeuerzeug. Jedenfalls, momentlang dachte ich: au Scheiße, jetzt sitze ich mitten im Rauch, jetzt werd ich rückfällig. Aber nö, es war angenehm, einfach angenehm, den Zigarrenduft zu riechen, doch selber hatte ich gar kein Bedürfnis, an einer zu ziehen.
Dann, heimgekehrt nach 24 Uhr, sah ich >>>> diese Diskussion. Du meine Güte! Mir mag das Gedichtchen ja mißlungen sein, aber was für ein Sturm da losgeprasselt ist, das zeigt eigentlich, daß es wohl d o c h irgendwas getroffen hat. Klar, auch mein Postfach war voll. „…die haben doch alle ein Rad ab“, schrieb etwa SL; auch KT, die unter Pseudonym schon direkt kommentiert hatte, meldete sich; und wirklich konstruktiv, wie immer, >>>> parallalie:Du hast drei Langzeilen, die erste und dritte mit zehn Silben, die zweite mit elf, bei der ich mich beim Lesen verheddere: ‘da hängen sie schon, hänge ich selbst hinab’. Vorschlag: ‘sie hängen schon, ich hänge selbst hinab’.Über sowas kann und muß man nachdenken, das bringt einem was. Aber vielleicht, nein: sicher, sollte ich der anonymen Kommentiererei, soweit sie sich im weiten Sinn mit Urteilen beschäftigt, ein neues Segment der >>>> kleinen Theorie des Literarischen Bloggens widmen.

Ich will die Gedichte für DER ENGEL ORDNUNGEN heute alle ausdrucken und schon mal damit anfangen, mir eine Reihenfolge zu überlegen; das ist mit die kniffligste Aufgabe, die der Gedichtband an >>>> Dielmann und mich jetzt noch stellt. Ein Gedicht, außerdem, ist noch zu beenden. Und dann, ja, dann warten die BAMBERGER ELEGIEN weiter.

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