Arbeitsjournal. Montag, der 8. September 2008.

5.24 Uhr:
[Arbeitswohnung. Bax, Sinfonie Nr. 2 (Cass.-„Projekt“ ff, Nr. 25).]
Gut tut der latte macchiato heute früh; habe ich vortags einmal ausgeschlafen (ich stand gestern erst Viertel vor sieben auf), dann fällt die frühe Arbeit am nächsten Morgen schwer. Doch überhaupt war gestern ein Ruhe- und Familientag, wenn ich mal davon absehe, daß ich, bevor ich sie dann entgültig hinausschickte, noch einmal über die >>>> Etta-Scollo-Rezension ging. Danach etwas Cello, auch mit meinem Jungen, dann das >>>> Spandauer Fledermausfest. So ging der Tag herum.

Nachts – Sonnabend auf Sonntag – war ich klitschenaß geworden, bereits auf der Fahrt z u r Bar, aber es ist – oder war doch – zur Zeit derart warm in Berlin, daß mir das angenehm war, wenn es so dampft von der Haut, das hat was hochwasserströmend Osmotisches; also setzte ich mich, da der Profi noch nicht dawar, mit einem Glas Wasser auf einen der Stühle, die noch draußen stehen, und hörte in den Ohren meine >>>> Oum Kolthoum weiter. Und später dann, gegen halb eins, radelte ich durch den Regen wieder zurück. „Hoffentlich wirst du nicht krank“, sagte K. zu meiner momentlangen Irritation; ich weckte sie zur Baby-Wachablösung, „hoffentlich wirst du nicht krank, so naß wie du bist.“ „Aber man wird doch nicht krank, wenn man lebt“, wollte ich entgegnen, ließ es aber sein, weil mir einfach zu wohl war.

Ich muß dringend den neuen BAFÖG-RückzahlungsStundenantrag schreiben. Eine andere blöde Korrspondenz hat der Profi für mich übernommen. Dann sind die letzten paar Gedichte noch zu bearbeiten; aber es gab weiterhin von >>>> Dielmann keine Meldung. Manchmal ist mir das einfach schleierhaft.

7.45 Uhr:
[Arbeitswohnung. Berlioz, Lélio (Cass.-„Projekt“, Nr. 25 ff).]
Meine Sicherungsdateien der Hörstücke sind von der tragbaren Festplatte verschwunden; es ist mir schleierhaft, wie das passieren konnte. Jedenfalls rippe ich gerade sämtliche ANH-Hörstück-CDs als flacs noch einmal in einen neuen Sicherheitsordner hinein, während ich immer noch den Brief an das Bundesverwaltungsamt durch- und durchformuliere. Für Normalmenschen ist so vieles in meinem Leben ganz sicher gar nicht nachvollziehbar, etwa die finanzielle Equilibristik über tiefen Schluchten mit Krokos, die in der Flüssen drunten schon die Schnauzen aufgerissen haben, und ich equilibriere ja durchaus nicht auf Hängebrücken, die von Stahlseiten gehalten sind.

17.01 Uhr:
[Beethoven, Sämtliche Klaviersonaten, Gulda (7. Sonate; Cass.-„Projekt“ ff, Nr. 27).]
Eigentlich nur für >>>> das Bundesverwaltungsamt meine Unterlagen zusammengesucht und -gestellt; mehrfach den Brief formuliert, zwischendurch sehr ärgerlich geworden, dann angewidert gewesen, dann geschlafen, kaum ans Cello gekommen, Unlust, Mühe, Sinnlosigkeit… zumal von >>>> Dielmann wieder keine Nachricht gekommen ist und ich jetzt davon ausgehe, daß der für den Herbst geplante und auch schon so beackerte Gedichtband n i c h t mehr erscheinen wird, jedenfalls nicht rechtzeitig zur Messe. Ich bin mal wieder kurz davor, ihm die Zusammenarbeit zu kündigen, weiß andererseits aber nicht, wohin d a n n. Das ist alles mehr als mußlich. Ich kann anrufen, keiner nimmt ab, ich kann Mails schreiben, keiner antwortet. Es ist, sag ich Ihnen, ein absolutes Scheißgefühl. Wenn wir aber zusammensitzen, Dielmann und ich, wenn wir über Texte sprechen, auch an Texten arbeiten, dann ist alles gelöst und wie frei. Irgendwie hat das was von einer Alkoholikerehe. Man kann miteinander nicht., kann aber voneinander auch nicht lassen.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .